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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
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am besten, von vornherein klare Verhältnisse zu schaffen.«
    Ich beugte mich vor, nah an sein Gesicht heran, fragte:
    »Weshalb glauben Sie, Ihre sexuelle Identität könnte für irgendjemanden auch nur von allergeringstem Interesse sein?«
    Er senkte den Kopf. Immerhin schrie ich nicht mehr, wofür wir alle dankbar waren. Ich sagte:
    »Sie kriegen den Wein.«
    Er schnappte ihn sich, stürzte ihn auf einen Sitz zur Hälfte herunter, sagte:
    »Dank e … Ich meine, könnten wir noch mal von vorn anfangen? Ich glaube, wir sind mit dem falschen Fuß aufgebrochen.«
    »Klar.«
    Das Essen kam. Es war bestimmt köstlich, aber ich konnte nur daran herumspielen. Terence ging es nicht viel besser. Ich fragte:
    »Sagen Sie mir, was Clancy über mich gesagt hat.«
    Er schob das Essen beiseite, fing an:
    »Das war zur Zeit der Teenager-Selbstmorde, wissen Sie noch?«
    Als könnte ich die je vergessen. Ich nickte, und er fuhr fort:
    »Der Hauptkommissar spielte immer Golf mit meinem Dad. Die Selbstmorde waren Stadtgespräch. Clancy sagte, Sie hätten den Fall gelöst, obwohl Sie ein nahezu chronischer Alkoholiker seien. Er sagte, Sie hätten richtig was werden können, wenn der Suff Sie nicht ruiniert hätte.«
    Ich sah ihn an, fragte:
    »Und das halten Sie für eine Art Empfehlung?«
    »Ich bin zu einer Agentur gegangen, die wollten mit dem Fall nichts zu tun haben.«
    »Welchem Fall?«
    »Mein Vater wurde ermordet.«
    »Oh.«
    »Ich weiß, wer es getan hat.«
    »Wer?«
    »Seine Frau.«
    »Was?«
    »Meine Stiefmutter.«
    »Och nö.«
    »Ganz im Ernst. Würden Sie sie bitte mal überprüfen, eine vorbereitende Untersuchung durchführen? Ich zahle gut.«

»Bücher sollte man mit Vorsicht verwenden.«
    Alain de Botton, Trost der Philosophie

J etzt saß ich auf der Treppe der Augustinerkirche. Eine schwache Andeutung von Sonne war am Himmel, und ich fand, ich sollte sie genießen. Eine rumänische Frau, zwei Kinder im Schlepp, fragte mich:
    »Ist diese Kirche katholisch?«
    »Ja.«
    Und sie gingen davon, ohne einen Blick zurück. An der Mauer neben mir hing ein großer Schaukasten. Hier hatte früher Unsere Liebe Frau von der Immerwährenden Hilfe residiert. Jemand hatte sie gestohlen.
    Terence hatte mir einen dicken Umschlag voller Bargeld gegeben. Seine Stiefmutter hieß Kirsten, und sie wohnte auf dem Familiensitz in Taylor’s Hill. Der Vater war tot im Bett aufgefunden worden, Herzinfarkt. Ich sagte:
    »Daran ist nichts Verdächtiges.«
    Terence hatte geseufzt und geantwortet:
    »Speed, Speed hätte die Sache beschleunigt. Er hatte immer schon Ärger mit den Herzkranzgefäßen.«
    »Speed?«
    »Kirstens Lieblingsdroge.«
    »Wäre das bei einer Autopsie nicht festgestellt worden?«
    »Es gab keine Autopsie.«
    »Warum hat niemand eine verlangt?«
    »Ich war in New York. Als ich zurückkam, war er bereits feuerbestattet.«
    Ich dachte darüber nach und gab zu:
    »Das ist seltsam.«
    »Warten Sie, bis Sie Kirsten kennenlernen; dann wissen Sie, was seltsam ist.«
    »Und wie soll ich sie kennenlerne n … ? Einfach vorbeikommen und fragen: ›Haben Sie Ihren Mann umgebracht?‹«
    Terence ließ sich seine Irritation anmerken, sagte:
    »Sie sind der Privatdetektiv. Sie können so was doch angeblich.«
    »Mann, wer kann schon so was?«
    Er zeigte auf den Umschlag, sagte:
    »Dafür werden Sie schließlich bezahlt.«
    Ich antwortete nicht sofort, ließ erst noch seinen Ton zwischen uns verklingen, dann:
    »Terence, eines Tages werde ich das erwähnen.«
    »Was?«
    Als wäre er jetzt ernsthaft sauer. Ich sagte:
    »Hören Sie mit dieser Einstellung auf. Sprechen Sie nie wieder mit mir, als wäre ich ein gottverdammter Scheiß-Mietheini. Tun Sie das, und ich schlage Ihnen die Schneidezähne ein.«
    Vor dem Restaurant hatte er mir seine Karte gegeben. Darauf standen sein Name und drei Telefonnummern. Ich fragte:
    »Was machen Sie beruflich?«
    »Software.«
    »Das ist eine Antwort?«
    »Für meine Generation die einzige.«
    Ich ließ ihm das durchgehen, sagte:
    »Okay, ich finde trotzdem, dass Sie Ihre Zeit und Ihr Geld verschwenden.«
    Er bedachte mich mit einem verhaltenen Lächeln, sagte:
    »Lernen Sie Kirsten kennen, dann reden wir weiter.«
    »Es ist Ihr Geld.«
    »Vergessen Sie das bloß nicht.«
    Er war weg, bevor ich reagieren konnte.
    Ich war auf dem Weg in Richtung Shop Street, als ich ein Ziehen am Ärmel spürte. Drehte mich um und sah meine Mutter. Sie ist die Original-Märtyrerin, und obendrein gebenedeit, weil sie mich als
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