Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
auf, um zu gehen, da sagte er:
    »Du hast zweifellos die Geschichten über mich gehört.«
    Die Geschichten waren Legion. In ihnen ging es meist um massive Vergeltung. Ich nickte, und er sagte:
    »Dieser Imbiss, die haben mich missverstanden.«
    Eine der meistwiederholten Geschichten. Der Besitzer schuldete Bill Geld und zahlte nicht. Es hieß, Bill hätte das Gesicht des Typs in die Frittüre gehalten. Er sagte:
    »Ich habe sein Gesicht nicht in die Frittüre gehalten.«
    »Ich habe das sowieso nie geglaubt.«
    Er sah mich direkt an und sagte:
    »Es waren seine Eier.«
    Nachdem ich Bill verlassen hatte, spürte ich, wie mir leichter ums Herz wurde. Nicht sehr viel leichter, aber leicht genug, um »Tag« zu antworten, wenn jemand »Tag« gesagt hatte. Der erste Lichtschimmer in der Dunkelheit seit Langem. Ich erwartete nicht, Rita Monroe zu finden, aber ich konnte es wenigstens versuchen.
    Im Hotel fing ich schon mal an. Fragte Mrs Bailey:
    »Haben Sie je von einer Monroe gehört?«
    »Aus Galway?«
    »Ich weiß nich t … Eine Rita Monroe.«
    Sie dachte ernsthaft darüber nach, dann:
    »Nein, das ist ein ungewöhnlicher Name, den hätte ich mir gemerkt. Fragen Sie Janet. Die kennt jeden.«
    Janet wusste auch nichts. Als Nächstes ans Telefonbuch, fand zehn eingetragene Monroes. Rief sie alle an. Nirgends eine auch nur verwandte Rita. Zog bei den Eintragungen im Kirchenbuch eine weitere Niete. Sie konnte natürlich geheiratet haben. Ich brauchte jemanden, der mit den Magdalenen vertraut war. Ging in die Forster Street, wo das Gebäude gestanden hatte.
    Längst abgerissen, stattdessen Luxus-Apartments. Ich fragte mich, ob die, die jetzt da wohnten, wussten, was da vorher gewesen war. Ein älterer Mann kam hügelab, seine Schritte extrem vorsichtig setzend. Er bemerkte meinen Blick, sagte:
    »Nawiegehts.«
    Ich dachte mir, viel Sinn hat es nicht, sagte aber:
    »Selber nawiegehts. Sie sind doch bestimmt aus Galway, würde ich sagen.«
    »Geboren und aufgewachsen.«
    Dies mit einer Mischung aus Stolz und sonst was. Ich fragte:
    »Erinnern Sie sich an die Magdalenen?«
    Er sah mich irritiert an, als hätte ich seine Geistesgaben angezweifelt. Fast rief er:
    »Wie denn wohl nicht?«
    »Nein, ich wollte Sie nicht kränken. Man hört nur nicht mehr viel von ihnen.«
    Er spie auf die Straße, sagte:
    »In Vergessenheit zu geraten, ist das Beste, was ihnen passieren kann. Das war wie ein Konzentrationslager. Die waren schlimmer als die Nazis.«
    »Wer?«
    »Alle, die irgendwie mit der Leitung betraut waren. Mögen sie in der Hölle rösten.«
    Nachdem er seins gesagt hatte, streifte er an mir vorbei und weg. Ich ging zu Nestor’s. Der Wachposten war auf seinem Platz, samt seiner gewohnten halben pint. Jeff füllte die Getränke auf, sagte:
    »Jack, du siehst besser aus.«
    »Geht mir auch besser.«
    »Was kann ich dir machen, Kaffee?«
    »Klar. Könnte ich mal mit Cathy reden?«
    »Ja.«
    Er rief nach ihr, wandte sich wieder mir zu, fragte:
    »Arbeitest du an was?«
    »Vielleicht.«
    »Du hast dies Schimmern im Auge. Nicht, dass du je auf mich hören wolltest, aber meinst du, das ist eine gute Idee? Deine letzten paar Fälle haben dich fast umgebracht.«
    »Dieser ist anders.«
    »Das hoffe ich, das hoffe ich wirklich.«
    Cathy kam runter und verpasste mir zuallererst eine dicke Umarmung. Sie sagte:
    »Du hast dir den Bart abrasiert.«
    »Was soll ich sagen. Eine Veränderung, vielleicht zum Besseren.«
    Sie musterte mich, sagte:
    »Ein bisschen Nahrung würde dir guttun.«
    Ich lauschte ihrer Stimme voller Verblüffung. Als ich sie kennenlernte, war Cathy eine kantige, kratzige Londoner Punkmaus gewesen. Sie hatte Narben an den Armen und eine Ausdrucksweise, bei der man keinen Hund vor die Tür jagen mochte. Dann traf sie Jeff und wurde zur Eingeborenen. Hie und da gab es noch Spuren Londons in ihrem Vokabular, aber sie wurden immer seltener. Ich vermisste die alte Version. Sie sagte:
    »Dein Teint ist rein, deine Augen sind klar.«
    »Also?«
    »Also hast du aufgehört.«
    »Ich versuch’s.«
    »Es gibt Hilfe, Anonyme Alkoholiker, Anonyme Koksschnupfer.«
    Ich schüttelte den Kopf, und sie sagte:
    »Es ist fast unmöglich, es allein zu schaffen.«
    »Könnten wir allmählich mal das Thema wechseln? Ich brauche deine Hilfe.«
    In der Vergangenheit hatte Cathy sich als sehr findig erwiesen. Sie besaß die Fähigkeit, a) an Informationen zu kommen, und zwar b) schnell. Sie fragte:
    »Was brauchst du?«
    »Schon mal von den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher