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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
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können.
    Das passte.
    Jeder Tag war öder als der Tag davor. Der Höhepunkt war Insbettgehen, damit ich einfach vergehen konnte. Wenn ich aus irgendwas Trost herausquetschen konnte, dann aus dem Gedanken an Selbstmord. Man sitzt tief in der Scheiße, wenn das der einzige Lichtblick ist. Monate zuvor war ich in einer Kaschemme bei der Merchant’s Road versackt. Die Bedrohung in der Luft mit Händen zu greifen, hatte mich dorthin gezogen. Ein russischer Seemann, seit acht Monaten im Trockendock, verkaufte mir eine .32er Heckler & Koch. Ein ganz böses Gerät; ich war erstaunt, es zu kriegen, und dann noch so billig.
    Meist hielt ich sie nachts in der Hand und dachte:
    »Etwas höher, dann abdrücken.«
    Ich kann nicht sagen, warum ich es nicht machte. Versuchte, zu Büchern zurückzukehren. Das Lesen hatte es immer gegeben. Egal, was schiefging, lesen konnte ich immer. Klappte aber nicht mehr. Alle meine Alten, auf die immer Verlass gewesen war,
    Thomas Merton
    Nelson Algren
    Walter Macken
    Francis Thompson.
    Nix.
    Haben es nicht gebracht.
    Kehrte zu einem Schriftsteller zurück, der mir die Schwärze geben würde. Derek Raymond, Begründer des englischen Noir. Auch als Robin Cook bekannt. Er hatte sich zeitlebens zum Kriminellen, zum Beschädigten hingezogen gefühlt. Die Erziehung in jener »Brutstätte des Arschfickens«, Eton, war, sagte er, »eine hervorragende Vorbereitung auf jede Art von Laster«. Eine fast zum Tode führende Langeweile brachte ihn dazu abzuhauen, erst nach Paris ins legendäre Beat Hotel, dann auf die Lower East Side von New York. Die erste seiner fünf Ehen ging nach fünfundsechzig Tagen den Bach runter.
    Meine eigene Ehe war fast parallel verlaufen. Ich plante keine vier weiteren.
    Er sagte:
    Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, als ich nach Hause kam, die Einkäufe in der Küche abstellte und der Tisch ganz furchtbar an zu husten fing.
    Kein Wunder, dass ich ihn liebte.
    Er schrieb eine Unmasse von Büchern und wurde Kultautor, d. h.: gute Kritiken, kein Geld. Das verdross ihn nicht über Gebühr. Er sagte:
    Ich habe Leute wie Kingsley Amis beobachtet, wie sie sich abmühten, einen Platz im Aufzug nach oben zu ergattern, während ich den Aufzug nach unten ganz für mich allein hatte.
    An solchen Stellen liebe ich ihn am meisten.
    Als er sich den fünfzig näherte, begann er mit den »Factory«-Romanen. Unversöhnlich schwarze Thrille r – der Protagonist von persönlichen Tragödien verfolgt und wie besessen von Todesfällen, die keinen anderen kümmer n – , zeigen sie London in Verzweiflung. Und ständig scheuert und kratzt das »übersinnlich üble Wetter«.
    Die Krönung war das erstaunliche Buch Ich war Dora Suarez. Über seinen Roman in Trauer schrieb er:
    Wenn ich keine Schuld auszutreiben gehabt hätte, dann hätte ich nicht gewusst, wo die Straße zur Hölle verlie f … Sie war meine Sühne für fünfzig Jahre Gleichgültigkeit gegenüber dem Zustand dieser Welt. Es war eine schreckliche Reise durch meine eigene Schuld und durch die Schuld der anderen.
    Als er dreiundsechzig war, wurde er durch Leberkrebs und Suff vom Platz gestellt. Ich hatte seine Werke an der Wand aufgereiht, wie Kugeln, die ich nur nachzuladen brauchte. Seine letzten Jahre verbrachte er in einem spartanischen Wohnschlafzimmer in Willesden.
    Wenn ich damals zu blöd gewesen war, ihn zu betrauern, so holte ich das jetzt gründlich nach.
    Ich konnte seinen Finger am Abzug meiner Heckler & Koch spüren.
    In meinem vorigen Fall hatte ich mich der Hilfe eines harten Mannes namens Bill Cassell versichert. Ich bat ihn, ein junges Mädchen zu beschützen, und das tat er. Dann begab ich mich noch tiefer in seine Schuld, indem ich ihn darum bat, einen Killer zu eliminieren. Derartige Hilfe ist nicht gerade billig. Gab ihm einen Riesenhaufen Geld, aber ich schuldete ihm noch einen Gefallen, und der machte mir am meisten Sorgen. Wenn man einem Mann wie ihm was schuldet, muss man liefern, und das Grässliche ist das Warten auf das, worum er einen bitten wird. Er warnt einen zwar im Vorfeld, aber ich hatte den Handel trotzdem abgeschlossen. Er ist der ernsthaft harte Mann; sogar die Bullen machen einen weiten Bogen um ihn. Er kennt keine Reviergrenzen, es gibt keine Linie, die er nicht überschreiten würde, und man kann nur hoffen, dass es nicht doch eine gibt, die er dann überquert, um zu einem zu gelangen. Der Anruf kam an einem Sonntagabend. Er eröffnete mit:
    »Sie sind schwer zu finden.«
    »Sie haben es aber
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