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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
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sondern ausgeleiert. Ich fragte:
    »Mrs Boyle?«
    Sie sah mich lange mit genau eingestellter Brennweite an, sagte:
    »Ja.«
    »Ich bin ein Freund Ihres Mannes.«
    »Waren.«
    »Wie bitte?«
    »Falsches Tempus, er ist tot.«
    »O h … Das tut mir leid.«
    »Möchten Sie reinkommen?«
    »Ja, danke.«
    Ich folgte ihr, bemerkte, wie ihr Arsch wippte. Ich spürte einen winzigen Anflug von Interesse. Das Haus erstrahlte in Gemälden. Ich weiß nicht, ob sie was taugten, aber sie hatten den Glanz des Wohlstands. Führte mich in ein großes Wohnzimmer. Rundum dunkel holzgetäfelt. Ein Erkerfenster bot einen Blick auf den riesigen Garten. Sie sagte:
    »Setzen Sie sich.«
    Ich sank auf einen gut eingesessenen Sessel, versuchte, mein Hirn anzuwerfen. Sie fragte:
    »Etwas zu trinken?«
    »Vielleicht etwas Wasser?«
    Sie war zu einer komplett bestückten Bar gegangen, fuhr jetzt eine ihrer Hüften aus, sagte:
    »Ich hätte Sie für einen trinkenden Mann gehalten.«
    Es gelang ihr, »gehalten« mit deutlichem sexuellen Unterton auszusprechen. Ich lockerte den Schlips und sagte:
    »War ich mal.«
    Sie sagte:
    »A h … Ich werde mir einen Screwdriver machen.«
    »Was?«
    »Wodka mit O-Saft. Dämpft zu dieser Tageszeit das grelle Sonnenlicht.«
    »Das glaube ich gern.«
    Sie rieb sich ein paarmal die Arme. Ich wusste, das konnte vom Brennen kommen, und das Brennen konnte vom Speed kommen. Sah zu, wie sie den Drink baute. Sie hatte die raschen Bewegungen der geübten Trinkerin. Sie hielt die Flasche hoch, sagte:
    »Stoli.«
    »Wenn Sie’s sagen.«
    »Sehen Sie Filme?«
    »Klar.«
    »Wenn Leute wie Julia Roberts einen Drink bestellen, ist das immer Stoli mit Eis.«
    »Werd ich mir merken.«
    Sie lächelte vage, hatte nichts mit guter Laune zu tun. Knallte etwas Eis ins Glas, goss dann großzügig den Wodka drüber. Eins meiner Lieblingsgeräusche war immer schon das Klackern des Eises in einem Getränk. Aber für einen trockenen Alkoholiker ist es den Qualen der Hölle verwandt. Sie fragte:
    »Wie haben Sie Frank kennengelernt?«
    Ich war so abgelenkt, dass ich keine Ahnung hatte, was sie meinte, bis sie hinzufügte:
    »Meinen Man n … , den Freund, den Sie besuchen wollten.«
    »Äh, j a … Wir, ä h … kennen, ä h … kannten uns schon ziemlich lange.«
    Sie nickte, klopfte sich leicht mit dem Rand ihres Glases gegen die Zähne, ungutes Geräusch. Sie sagte:
    »Ah, dann müssen Sie mit ihm in Clongowes gewesen sein.«
    Ich klammerte mich an den Rettungsanker und pflichtete ihr bei:
    »Ja, genau.«
    Sie ging zum Sofa, ließ sich nieder, der Rock durfte ihr den Oberschenkel hochrutschen, sagte:
    »Falsche Antwort, Bubi.«
    »Wie bitte?«
    »Frank war gar nicht in Clongowes.«
    Übermäßig viel schien ihr das nicht auszumachen, ging an die Bar, noch einen Schlag Wodka obendrauf. Ich holte tief Luft, sagte:
    »Ertappt.«
    Sie lächelte spärlich, fragte:
    »Und wen habe ich ertappt?«
    »Jack Taylor.«
    »Als müsste man wissen, was das bedeutet.«
    »Ich wurde bezahlt, um Sie zu überprüfen.«
    Ein leichtes Heben der Augenbrauen, und:
    »Weshalb?«
    »Feststellen, ob Sie Ihren Mann umgebracht haben.«
    »Das ist doch scheißenochmal nicht Ihr Ernst!«
    Das Schimpfwort rollte ihr leicht von der Zunge, dann hatte sie kapiert und sagte:
    »Terry, diese kleine Tucke.«
    Ich nickte, und sie sagte:
    »Verschwiegenheit, was die Identität Ihrer Klienten betrifft, ist nicht gerade Ihre starke Seite.«
    Ich stand auf, sagte:
    »Also, haben Sie’s getan?«
    »Quatsch.«
    »Das heißt ›nein‹.«
    Ich ging Richtung Tür, und sie sagte:
    »Sie haben einen ziemlichen Nerv. Kommen einfach zu Besuch und fragen, ob ich meinen Mann umgebracht habe.«
    »Immerhin direkt.«
    Sie lachte, sagte:
    »Sie haben eine Telefonnummer, falls ich was gestehen will?«
    »Bailey’s Hotel.«
    »Wohnen Sie da?«
    »Ja.«
    »Nun, Jack Taylor, vielleicht verstehen Sie nicht allzu viel von Ihrem Job, aber einen gewissen Stil haben Sie.«
    Ich hatte die Haustür erreicht, als sie hinzufügte:
    »Wenn Sie wieder zu saufen beschließen, kommen Sie vorbei.«
    Ich bedachte sie mit meinem besten sinnentleerten Blick, als hätte ich keinen Schimmer, wovon sie sprach. Sie lächelte abscheulich, sagte:
    »Ich kenne die Anzeichen, und glauben Sie mir, Sie sind früher wieder da, als Sie glauben. Es geht gar nicht darum, ob Sie wieder saufen, es geht nur darum, wann.«
    »Lecken Sie mich am Arsch, Lady.«
    »Das könnte Ihnen so passen.«
    Und knallte mir die Tür vor
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