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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg
Autoren: Ken Bruen
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fait!
    Und dass er Professor war, als würde das bei mir das Eis brechen. Der letzte Professor, den ich getroffen hatte, war ein mordender Schweinehund gewesen. Fast rief ich: »He, Prof, ich bin aus Galway, ich weiß, welcher Scheißstadtteil Newcastle ist.«
    Er pflügte weiter.
    »In fünf Häusern wurde der Hund gestohlen. Wir haben gehört, Sie sind gut im Auffinden von Sachen, und wir werden Sie bezahlen.«
    Als ich mich nicht sofort daraufstürzte, setzte er hinzu: »Und gut bezahlen.«
    Die Versuchung, einen auf »Mein Partner mit der kalten Schnauze« zu machen, war schier übermächtig.
    Ich sagte: »Überlassen Sie es mir, ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Er straffte sich. »Vielen herzlichen Dank. Es bedeutet uns ungeheuer viel.«
    Er war auf dem Wege, als ich sagte: »Die hatten unrecht mit dem, was sie Ihnen über mich gesagt haben.«
    Sein Gesicht leuchtete auf. »Dass Sie eine scharfe Zunge haben?«
    »Nein, dass ich ein gutes Herz habe.«

5
    Schielen; überkreuz kucken

Z urück in meiner Wohnung, bereitete ich mich auf meine Siesta vor. Ich hatte meine eigene Version von Mittagsschlaf: was zu essen runterkriegen und unten behalten, eine halbe Schmerz-/Beruhigungstablette und Sayonara, ihr Blödsäcke. Zog ein langes T-Shirt mit dem Logo THE JAMES DEANS an, putzte mir die Zähne und schaute kurz bei Sky News rein. Vielleicht war die Welt besser geworden.
    War sie nicht.
    Der Parteikongress der Republikaner fand in New York statt. Christopher Hitchens hatte geschrieben, es würde ein knappes Rennen werden, und ich glaubte ihm. Tschetschenische Rebellen hatten eine Schule gekapert und drohten, sie würden dreihundert Kinder umbringen, wenn ihre Kämpfer nicht freigelassen wurden. Eins der kleinen Mädchen wurde in Sicherheit gebracht, und ich schwöre, es sah Serena May ähnlich wie gespuckt. Teil dieses ganzen Bergs an Schuld, an Reue war, dass mich jedes kleine Mädchen an sie erinnerte. Wie denn auch nicht?
    Ich schaltete schnell aus, schluckte die Arznei herunter, wartete, dass sie sich in der Blutbahn meldete, und murmelte: »Gott, ich weiß, dass Du mich gründlich und wahrscheinlich für alle Zeiten gearscht hast, aber lass mich jetzt mal kurz in Ruhe – keine Träume von dem Kind, oder weißt Du was? Ich fang wieder an zu saufen.«
    Ja, Gott bedrohen, richtig brillante Idee, als wäre Ihm nicht sowieso alles scheißegal. Aber scheiß der Hund drauf.
    Als zusätzlichen Vermerk schob ich nach: »Habe ich etwa keinem Pfarrer geholfen, zählt das etwa nicht?«
    Wahrscheinlich nicht.
    Es klopfte an der Tür.
    »Scheiße.«
    Konnte ich es mir leisten, das zu ignorieren? Der Schlaf kroch bereits meine Nerven entlang. Weiteres Klopfen, und ich seufzte, machte auf.
    Wellewulst.
    Sie war in Uniform, sah ernst, einschüchternd aus.
    Ich sagte: »Ich habe meine Fernsehgebühren bezahlt, Herr Wachtmeister.«
    Sie war nicht amüsiert, das war sie aber sowieso selten. Unser Verhältnis war meist kämpferisch, aggressiv, und wie sehr wir es auch versuchten, wir konnten uns nie voneinander befreien. Bevor Cody abgeknallt wurde, hatten wir eine Art Wärme erreicht. Sie war in einer festen Beziehung, und es sah aus, als könnten wir uns in einer Art Freundschaft einrichten.
    Ich hatte sie vor einem sehr bösartigen Stalker gerettet, und ich wusste, wie sehr sie das schätzte, aber sie reagierte feindselig darauf, dass sie jetzt in meiner Schuld stand, und das verstand weiß Gott niemand besser als ich. Du hilfst mir, ich schulde dir, und bis der Deckel bezahlt ist, ist mir unbehaglich, bin ich hibbelig, und was ich am besten kann, ist feindselig sein. Die schreckliche Wahrheit, und wir wussten es beide, war, dass wir aneinandergekoppelt sein mussten, dass wir aneinandergekoppelt waren, und irgendwo in diesem ganzen Kuddelmuddel hatten wir beide Angst, einander zu verlieren.
    Ist das eine verfahrene Scheißsituation? Klar. Oder vielleicht ist es auch nur ziemlich irisch.
    Ich dachte oft, wenn sie nur nicht lesbisch wäre, gäbe es dann was?
    Wenn ich kein Alkoholiker wäre. Wenn … wenn … wenn.
    In den zurückliegenden Jahren hatten wir einander mehr als sonst jemandem geholfen. Dann hatten wir eine Hochebene annähernder Intimität erreicht, und einer von uns beiden oder alle beide sind davongehoppelt, um sich zu verstecken. Da bricht einem doch das Herz. Meins brach ganz bestimmt, und was Wellewulst betraf, so stand ihr ein gründlich zerdeppertes Herz quer übers Gesicht geschrieben, falls man
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