Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
führen, und als ich das Glas mit der Hand berührte, sah ich das Kreuzeszeichen des Mädchens und erinnerte mich an die Kreuzigung. Auch Wellewulst kam mir in den Sinn. Auf bizarrste Weise liebte ich sie, was ich, Scheiße, nie zugeben würde, nie. Sie irritierte mich bis zum neunten Kreis der Hölle und darüber hinaus, aber was ist Liebe anderes als all das und trotzdem dranbleiben? Dass sie lesbisch war, machte das unlösbare Rätsel nur noch unlösbarer. Ach, was war ich doch durchhin, wie man hier sagt. Und Cody, war er nicht das Opfer irgendeines kalten Schweinehunds? Oder einer kalten Schweinehündin? Irgendeine erbarmungslose Hure, die ihn einfach außer Gefecht gesetzt hatte. Dieses Mädchen hatte mich verflucht und doch auch wieder die Straße ins Verderben passierbar gemacht, aber das war die Straße, die ich am meisten bereiste.
    Ich nahm meine Getränke und zog in den snug um, die Einzelsäuferkoje, ein kleines Kabuff, dazu angetan, nicht gleich Frieden, aber doch etwas Zurückgezogenheit zu bieten. Die pint Guinness war ein Kunstwerk. Perfekt geschenkt, die Blume eine präzise Sahnescheibe. Schien fast eine Schande, sie nicht zu trinken. Ungebeten kam mir Malcolm Lowrys Unter dem Vulkan in den Sinn. Hätte ich nur ein bisschen Weitblick gehabt. Ganz am Schluss dieses angsterregenden Buches werfen sie einen toten Hund ins Grab, auf den toten Konsul drauf. Ich sah keinerlei Verbindungslinien, keinerlei Ironie.
    So sitzt man hinter einer pint, einem reinen Geschenk, einer Begabung gar, und der Jameson webt einem bereits seine dunkle Magie an die Augen hin, und man kann glauben, dass der Irak tatsächlich auf der anderen Seite der Welt ist, dass der Winter nicht kommt, dass das Licht von Galway immer seinen Reiz ausüben wird und dass Pfaffen Haustiere sind, keine Raubtiere. Die Illusion wird nicht sehr lange anhalten, aber der kurze Augenblick ist unbezahlbar.
    Ich hoffte nicht mehr auf die Religion, also betete ich vor jedem Altar, der kurzen Trost versprach. Wenn man es natürlich mit dem Himmel versucht, ist man an allen Grenzen von Hölle umgeben. Dann tadelte ich mich, murmelte, genug von der tiefsinnigen Scheiße, es ist doch nur was zu trinken, und hatte das Glas erhoben, als ein Mann in das Kabuff spähte.
    »Jack Taylor?«
    Diesmal hätte ich fast sogar getrunken. Das war mein Russisches Roulette, à l’irlandaise. Jedes Mal, wenn ich was zu trinken orderte, wusste ich nicht, ob ich es nicht doch schlucken würde, aber ich war ziemlich sicher, dass das bald einmal geschah, und tiefinnerst hoffte ich es. Ich sah den Mann an, der meinen Namen so geläufig ausgesprochen hatte.
    Ich war versucht, es zu verneinen. Diese Anfragen führten nie zu etwas Gutem. Ich verbarg meine Verärgerung nicht.
    »Jaaa?«
    Er war groß – über eins achtzig –, Anfang sechzig, mit wettergegerbtem Gesicht, kahlem Kopf und nervösen Augen. Er trug einen sehr feinen Anzug und massive Strapazierschuhe und sagte: »Tut mir leid, dass ich Sie störe, aber ich suche Sie jetzt schon seit mehreren Tagen.« Eine leichte Gereiztheit in seinem Ton, als hätte er Besseres zu tun, als die Stadt nach mir abzusuchen.
    Ich berührte die pint. Sie fühlte sich gut an, ein bisschen angesäuert von der Unterbrechung.
    »Also haben Sie mich gefunden. Was haben Sie für ein Problem?« Ich bemühte mich nicht, meine Irritation zu bemänteln.
    Er streckte die Hand aus. »Ich bin Edward O’Brien.«
    Ich ignorierte seine Hand, fragte: »Und das soll was bedeuten? Ich kann Ihnen versichern, Kumpel, für mich bedeutet es keinen feuchten Furz.«
    Er lächelte beinah wissend. »Man hatte mir gesagt, Sie hätten eine scharfe Zunge, aber ein gutes Herz.«
    Bevor ich auf diesen Unsinn reagieren konnte, sagte er: »Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Mehr um ihn loszuwerden als aus Interesse fragte ich: »Wobei?«
    »Um meinen Hund zu finden.«
    Ich lachte fast. Hier war ich, bereitete mich darauf vor, jemanden zu finden, der einen Mann gekreuzigt hatte, und diesem Irren war der Hund abhandengekommen?
    »Das kann doch wohl nicht Ihr Scheißernst sein, da hat Sie jemand angestiftet, da spielt mir jemand einen lahmen Streich.«
    Er war schockiert. Sein Gesicht zeigte an, dass er tief verletzt war, und er sagte: »Ich liebe diesen kleinen Burschen.«
    Ich schüttelte den Kopf, wedelte ihn weg.
    Er ging nicht, fuhr fort: »Ich bin Professor an der Universität und repräsentiere die Einwohner von Newcastle. Sind Sie überhaupt au fait mit dem Gebiet?«
    Au
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher