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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht
Autoren: Lee Child
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sagte er.
    Sie schwieg.
    »Was?«, fragte er.
    »Du erinnerst dich?«
    Er nickte wieder.
    »An alles«, antwortete er.
    Sie schluckte.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, flüsterte sie. »Du hast eine Kugel aufgefangen, um mich zu retten.«
    »Mein Fehler«, sagte er. »Ich war zu langsam, das war alles. Ich wollte ihn austricksen und als Erster schießen. Aber ich hab’s offenbar überlebt. Reden wir also nicht mehr davon. Das ist mein Ernst.«
    »Aber ich muss dir danken«, flüsterte sie.
    »Vielleicht sollte ich dir danken«, sagte er. »Ein schönes Gefühl, eine Frau zu kennen, die es wert ist, dass man ihretwegen eine Kugel auffängt.«
    Sie nickte, aber das hieß nicht, dass sie ihm zustimmte. Es war nur eine willkürliche Bewegung, die verhindern sollte, dass sie in Tränen ausbrach.
    »Also, wie geht’s mir?«, wollte er wissen.
    Sie machte eine lange Pause.
    »Ich hol den Arzt«, sagte sie ruhig. »Der kann’s dir besser erklären als ich.«
    Sie verließ den Raum, und ein Mann im weißen Arztmantel kam herein. Reacher musste lächeln, als er ihn sah. Das war der Kerl, den die Army geschickt hatte, damit er ihn nach dem Ende seiner Parade erledigte. Ein kleiner, breitschultriger, stark behaarter Mann, der sich sein Geld auch als Catcher hätte verdienen können.
    »Verstehen Sie etwas von Computern?«, fragte er.
    Reacher zuckte mit den Schultern und befürchtete schon, dies sei eine verschlüsselte Einleitung zu schlechten Nachrichten über seinen Gesundheitszustand.
    »Von Computern?«, antwortete er. »Nicht sehr viel.«
    »Okay, stellen Sie sich Folgendes vor«, sagte der Arzt. »Stellen Sie sich einen Cray-Supercomputer vor, der zufrieden summend arbeitet. Wir füttern ihn mit allem, was wir über die Physiologie des Menschen und über Schussverletzungen wissen, und fordern ihn dann auf, einen Mann zu kreieren, der am besten dafür geeignet ist, einen Brustschuss aus einem Revolver Kaliber 38 zu überleben. Stellen Sie sich vor, er würde eine Woche lang arbeiten. Was würde er dann wohl ausspucken?«
    Reacher zuckte erneut mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Ein Bild von Ihnen, mein Freund«, sagte der Arzt. »Die Kugel ist nicht mal in Ihre Brust eingedrungen. Ihr Brustmuskel ist so kräftig und fest, dass er sie aufgehalten hat. Wie eine drei Zoll dicke Kevlarweste. Die Kugel hat den Muskel durchschlagen und eine Rippe zertrümmert, aber sie ist nicht tiefer eingedrungen.«
    »Wieso war ich dann drei Wochen bewusstlos«, fragte Reacher. »Nicht wegen einer Fleischwunde oder einer gebrochenen Rippe, das steht fest. Ist mein Kopf in Ordnung?«
    Der Arzt reagierte höchst merkwürdig. Er boxte mit den Fäusten mehrmals in die Luft. Dann trat er übers ganze Gesicht grinsend näher ans Bett.
    »Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht«, sagte er. »Große Sorgen. Ihre Kopfverletzung war wirklich ernst. Ich hätte auf einen Tacker getippt, bis jemand mir sagte, dass Sie bei einem Schrotschuss durch herumfliegende Trümmer verletzt wurden. Der Nagel hat ihre Stirn durchschlagen und ist ungefähr drei Millimeter ins Gehirn eingedrungen. In den Großhirnlappen, mein Lieber, kein guter Platz für einen Nagel. Aber Ihr Schädel ist dicker als der eines Neandertalers. Bei jedem anderen wäre der Nagel ganz eingedrungen, und das wär’s dann gewesen.«
    »Mir fehlt also nichts?«, hakte Reacher nach.
    »Sie haben uns gerade zehntausend Dollar für Tests gespart«, erwiderte der Arzt zufrieden. »Ich habe Ihnen von Ihrer Brustwunde berichtet, und was haben Sie getan? Analytisch? Sie haben das mit den in Ihrer Datenbank gespeicherten Informationen verglichen und erkannt, dass dies keine sehr schwere Verletzung ist, erkannt, dass sie kein dreiwöchiges Koma bewirkt haben kann, sich an ihre andere Verletzung erinnert, zwei und zwei zusammengezählt und die Frage von vorhin gestellt. Sofort. Ohne Zögern. Schnell, logische Überlegungen, Sammeln einschlägiger Informationen, rasche Verarbeitung und vernünftige Fragen an jemanden, der sie beantworten kann. Mit Ihrem Kopf ist alles in Ordnung, mein Freund. Auf dieses fachliche Urteil können Sie vertrauen.«
    Reacher nickte. »Okay, wann darf ich hier raus?«
    Der Arzt nahm ein Klemmbrett mit einem Packen Papier aus dem Fach am Fußende des Betts und blätterte darin. »Nun, Ihr Allgemeinzustand ist ausgezeichnet, aber wir müssen Sie noch etwas länger beobachten. Vielleicht in ein paar Tagen.«
    »Auf gar keinen Fall«, widersprach Reacher. »Ich
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