Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
ihm einen kalten Schauder über den Rücken. Allen hatte sie im selben Moment. Auch das wusste Reacher, denn er konnte die Zufriedenheit in Allens Blick sehen.
    »Sie kalkulieren falsch«, sagte Allen. »Sie übersehen etwas.«
    Reacher äußerte sich nicht dazu.
    »Im Augenblick herrscht ein Patt«, bemerkte Allen. »Und dabei bleibt’s, so lange ich hier stehe und Sie dort drüben. Aber wie lange werden Sie dort stehen?«
    Reacher schluckte. Die Schmerzen hämmerten auf ihn ein.
    »Ich stehe so lange hier wie nötig«, entgegnete er. »Ich habe reichlich Zeit. Wie Sie richtig gesagt haben, bin ich ein Vagabund. Ich habe keine dringenden Termine wahrzunehmen.«
    Allen grinste.
    »Tapfere Worte«, sagte er. »Aber Sie bluten aus einer Kopfwunde. Wissen Sie das? In Ihrem Kopf steckt ein Stück Metall. Ich kann es von hier aus sehen.«
    Jodie nickte verzweifelt.
    »Sehen Sie mal nach, Mr. Curry«, sagte Allen. »Sagen Sie’s ihm.«
    Der Mann, der vor Reacher auf dem Sofa saß, rutschte zur Seite und richtete sich kniend auf. Er achtete darauf, nicht in die Nähe von Reachers Hand mit der Pistole zu kommen, und verrenkte sich den Hals, um zu ihm aufzusehen. Dann machte auch er ein entsetztes Gesicht.
    »Das ist ein Nagel«, sagte er. »Ein richtiger Nagel. Sie haben einen Nagel im Kopf!«
    »Von der Empfangstheke«, sagte Allen.
    Curry nahm wieder seinen Platz ein. Reacher wusste, dass der Mann die Wahrheit gesagt hatte. Sobald er diese Worte hörte, vervielfachten sich die Schmerzen, um dann förmlich zu explodieren. Er fühlte ein fast unerträglich qualvolles Stechen in der Stirn irgendwo über seinem linken Auge. Das reichlich ausgeschüttete Adrenalin hatte es lange überdeckt.
    Doch seine Wirkung ließ langsam nach. Er bot seine ganze Willenskraft auf, um die Schmerzen zu ignorieren, aber sie ließen sich nicht völlig verdrängen. Das Blut hatte sein Hemd bis zur Taille durchtränkt. Er blinzelte und stellte fest, dass er mit dem linken Auge nichts mehr sah. Es war voller Blut. Und Blut lief an seinem Hals und den linken Arm hinunter und tropfte von seiner Hand.
    »Mir geht’s gut«, sagte er. »Um mich braucht sich niemand Sorgen zu machen.«
    »Tapfere Worte«, wiederholte Allen. »Aber Sie haben Schmerzen und verlieren eine Menge Blut. Sie machen’s nicht länger als ich, Reacher. Sie halten sich für einen harten Burschen, aber Sie sind nichts im Vergleich zu mir. Ich bin mit abgetrennter Hand von diesem Hubschrauber weggekrochen. Meine Arterien waren zerfetzt. Ich habe in Flammen gestanden und drei Wochen lang im Dschungel überlebt. Dann bin ich unerkannt heimgekehrt und habe dreißig Jahre lang in Gefahr gelebt. Deshalb bin ich hier der taffe Kerl. Ich bin der taffste Kerl der Welt. Geistig und körperlich. Sie könnten niemals länger durchhalten als ich, auch wenn Sie keinen Nagel in Ihrem verdammten Schädel hätten. Machen Sie sich also nichts vor, okay?«
    Jodie starrte ihn an. Ihr Haar leuchtete golden in dem durch die Jalousien einfallenden schwachen Licht. Es fiel ihr ins Gesicht. Trotzdem konnte er ihre Augen sehen. Ihren Mund. Die Kurve ihres Halses. Ihren schlanken Körper, der sich gegen Allens Arm stemmte. Den polierten Haken, der vor ihrem anthrazitgrauen Kostüm glänzte. Die Schmerzen hämmerten in seinem Kopf. Das von Blut getränkte Hemd klebte kalt auf seiner Haut. Er hatte Blut im Mund. Es schmeckte metallisch. Er spürte ein erstes schwaches Zittern in der Schulter. Die Steyr in seiner Hand schien allmählich schwerer zu werden.
    »Und ich bin motiviert«, fuhr Allen fort. »Was ich besitze, habe ich mir schwer erarbeitet. Ich will es behalten. Ich bin ein genialer Überlebenskünstler. Bilden Sie sich nicht ein, Sie könnten mich abknallen. Glauben Sie denn, das hätten vor Ihnen nicht schon andere versucht?«
    Reacher wankte vor Schmerzen.
    »Wir wollen den Einsatz jetzt etwas erhöhen!«, rief Allen.
    Er zwang Jodie, sich höher aufzurichten. Rammte ihr die Mündung seiner Waffe so fest in die Seite, dass sie sich nach vorn, gegen seinen Arm beugte. Er riss sie hoch, dass er hinter ihr unsichtbar war. Dann begann der Haken sich zu bewegen. Der Arm umklammerte jetzt nicht mehr ihre Taille, sondern den Brustkorb. Der Haken pflügte über ihre Brüste. Sie stöhnte vor Schmerz auf. Der Haken glitt unaufhaltsam weiter nach oben, bis der steil angewinkelte Arm ihren Oberkörper zusammenpresste und der Haken an ihrer linken Gesichtshälfte lag. Dann wurde der Ellbogen etwas nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher