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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht
Autoren: Lee Child
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außen gedreht, und die Stahlspitze grub sich in Jodies Wange.
    »Ich könnte sie aufreißen«, sagte Allen. »Ich könnte ihr das Gesicht wegreißen, und Sie wären machtlos dagegen. Stress macht alles noch schlimmer, stimmt’s? Die Schmerzen? Sie fühlen sich allmählich schwach, richtig? Sie sind auf der Verliererstraße, Reacher. Sie können sich nicht mehr lange auf den Beinen halten. Und wenn Sie zu Boden gehen, ist das Patt beendet, das können Sie mir glauben.«
    Reacher durchlief ein Schauder. Nicht vor Schmerzen, sondern weil er wusste, dass Allen Recht hatte. Er konnte seine Knie spüren. Sie waren stark. Aber ein Mann, der fit ist, spürt seine Knie nicht. Dass er spürte, wie sie seine hundertzehn Kilo Körpergewicht trugen, bedeutete nur, dass sie dies bald nicht mehr tun würden. Das war eine Frühwarnung.
    »Sie stehen nicht mehr lange, Reacher«, rief Allen ihm zu. »Sie zittern, wissen Sie das? Sie machen’s nicht mehr lange. In ein paar Minuten komme ich rüber und erledige Sie mit einem Kopfschuss. In aller Ruhe.«
    Reacher überkam ein weiterer Schauder, während er seine Lage zu analysieren versuchte. Das Denken fiel ihm schwer. Er war benommen. Er hatte eine offene Kopfwunde. Etwas hatte seine Stirn durchschlagen. Er sah Nash Newman vor sich, der im Hörsaal stand und Knochen hochhielt. Vielleicht würde Nash seinen Fall später einmal so erläutern: Ein spitzer Gegenstand ist in die Stirn eingedrungen - hier hat die Hirnhaut durchstoßen und eine Blutung verursacht. Seine rechte Hand mit der Steyr zitterte. Dann hörte er Leon knurren: Funktioniert Plan A nicht, muss man schnellstem zu Plan B übergehen.
    Dann sah er plötzlich den Cop aus Louisiana vor sich, den Kerl, der ihm vor Jahren in einem anderen Leben von seinen Revolvern Kaliber 38 erzählt hatte: Man kann sich einfach nicht darauf verlassen, dass sie einen Kerl umlegen, nicht wenn er mit Engelstaub vollgepumpt auf einen zustürmt. Reacher erinnerte sich an das unglückliche Gesicht des Mannes. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass ein Achtunddreißiger einen Mann umlegt. Und noch dazu ein Revolver Kaliber 38 mit kurzem Lauf. Der machte es schwierig, ein Ziel zu treffen. Und hielt man dabei eine sich wehrende Frau umklammert, war das noch schwieriger. Andererseits konnte die Kugel ausgerechnet dadurch ins Schwarze treffen. Ihm schwirrte der Kopf. Er hatte das Gefühl, ein Riese bearbeite ihn mit einem Vorschlaghammer. Seine Kraft erlahmte von innen heraus. Sein aufgerissenes rechtes Auge war trocken und brannte wie von tausend Nadeln. Vielleicht noch fünf Minuten, sagte er sich. Dann bin ich erledigt. Er saß auf der Rückfahrt vom Zoo mit Jodie in einem Mietwagen. Er redete mit ihr. Im Auto war es warm. Die Grundlage jedes Schwindels ist, den Leuten zu zeigen, was sie sehen wollen, sagte er gerade. Die Steyr in seiner Hand schwankte, und er dachte: Okay, Leon, jetzt kommt Plan B. Mal sehen, wie er dir gefällt.
    Seine Knie gaben nach, und er sackte kurz zusammen. Kam wieder hoch und zielte erneut auf den einzigen schmalen Streifen von Aliens Kopf, den er sah. Die Mündung der Steyr begann einen Kreis zu beschreiben. Zuerst nur einen kleinen, dann einen größeren, als seine überanstrengten Schultermuskeln das Gewicht der Waffe nicht mehr kontrollieren konnten.
    Er hustete und beförderte mit der Zunge Blut aus seinem Mund. Die Steyr sank langsam herab. Er versuchte, die Waffe wieder zu heben, aber sie blieb unten. Er zwang seine Hand höher, aber sie bewegte sich nur seitlich, als werde sie von einer unsichtbaren Kraft gelenkt. Seine Knie gaben wieder nach, und er drückte sie krampfhaft durch. Die Steyr schien meilenweit entfernt zu sein. Sie hing nach rechts unten, zielte auf den Schreibtisch. Sein angewinkelter Ellbogen konnte ihr Gewicht nicht mehr tragen, und sein Arm streckte sich langsam. Aliens Hand bewegte sich. Reacher beobachtete sie mit einem Auge und fragte sich: Ist das, was ich für Jodie empfinde, so gut, wie mit Engelstaub vollgepumpt zu sein? Der Revolverlauf blieb kurz im Stoff von Jodies Kostümjacke hängen, dann war er frei. Ob ich’s schaffe? Seine Knie trugen ihn kaum noch, und er begann zu zittern. Warten. Einfach abwarten. Aliens Hand bewegte sich nach vorn. Er sah diese blitzschnelle Bewegung. Er sah die schwarze Mündung des Laufs aus rostfreiem Stahl. Sie zielt nicht mehr auf Jodie. Ihr Kopf schnellte nach unten, und er riss die Steyr hoch und hatte sein Ziel beinahe erfasst, als Allen
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