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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Niel Bushnell
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noch etwas schuldig war. Er wusste, dass er irgendwie versuchen musste, ihm zu helfen, um seiner Mutter willen. Er hoffte, dass die Zukunft – Daveys Zukunft, die Zukunft seiner Familie – nicht in Stein gemeißelt war.
    »Wollen wir hoffen«, sagte er unsicher.
    Die beiden umarmten sich erneut.
    Eloise und Jack tauschten ebenfalls eine Umarmung aus. »Du bist mutiger, als du denkst, Jack«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Dann wandte sie sich mit ausgestreckter Hand zu Davey um. Der Grimnar trat näher und wurde immer größer, als er für Davey und Eloise seinen gefiederten Umhang öffnete. Die beiden traten darunter und verschwanden langsam, wurden von der Schwärze verschluckt, während der Grimnar noch einen Augenblick allein dort stand, bevor er sich in sich selbst zurückzog und im Inneren seines Umhangs verschwand, bis nichts mehr übrig blieb.

31 Die Ankunft
    31
    Die Ankunft
    J ack fand sich erneut vor der Wohnung seiner Eltern wie der. An den Weg von St. Paul zurück nach Whitechapel konnte er sich kaum erinnern. Seine Gedanken waren viel zu hek tisch von dem einen Ereignis zum nächsten gesprungen, während er verzweifelt versucht hatte, aus der ganzen Sache schlau zu werden. Auch den kleinen Jo-Jo, der sich an seiner Hand festhielt und mit jedem Schritt müder wurde, hatte er kaum wahrgenommen.
    Als sie vor der Wohnungstür standen, stellte er fest, dass sie nicht abgeschlossen war. Drinnen war es totenstill, wie in einer eisigen Gruft. Sein Vater würde bald von der Nachtschicht zurückkehren und feststellen, dass seine Frau nicht mehr da war und nur Zorn und unbeantwortete Fragen zurückgelassen hatte, wo einmal eine liebevolle Familie gewesen war. Und damit würde eine Spirale von Ereignissen in Gang gesetzt werden, die aus seinem verzweifelten Vater einen Kriminellen machen würde. Das Schicksal seiner Mutter hatte Jack nicht geändert, aber die Details unterschieden sich. Auf seiner Zeitlinie war sie tot in der Wohnung aufgefunden worden, ein missglückter Einbruch, der ein fatales Ende genommen hatte. Aber nun hatte der Grimnar sie mitgenommen, Jack wusste nicht, wohin, und das änderte einiges.
    Er trat in sein altes Zimmer, das noch genauso war, wie er es in Erinnerung hatte, legte Jo-Jo ins Bett und deckte ihn zu.
    Der Kleine drehte sich auf die Seite und holte tief Luft. Er sah zu Jack nach oben und machte ein verwirrtes Gesicht. »Sehen wir uns wieder?«
    Jack hätte beinahe gelacht. »Ganz bestimmt.«
    »Gut.«
    »Schlaf jetzt, du bist müde«, sagte Jack sanft. »Dein Dad kommt bald nach Hause.«
    »Und Mum?«
    Jack zögerte. »Von Mum kannst du träumen.«
    Jo-Jo machte die Augen zu und kuschelte sich zufrieden in sein Kopfkissen, vielleicht zum letzten Mal. Jack stand da und schaute auf ihn hinab, lauschte und staunte. Er fühlte sich über die Rose mit seinem jüngeren Ich verbunden, sie waren miteinander verwoben. Es war ganz leicht, in die Gedanken des Kleinen hineinzutreten und ihn zu beruhigen, zu beherrschen, ihn von den Eindrücken zu erleichtern, die er mit angesehen hatte. Da begriff Jack, warum er sich nicht an die Ereignisse der heutigen Nacht hatte erinnern können. Wie ein erfahrener Chirurg entfernte er das Schlimmste aus Jo-Jos Gedächtnis, eine Erinnerung nach der anderen entwirrte die schrecklichen Bilder, bis nur noch der Hauch eines Albtraums übrig blieb, halb vergessen im Morgenlicht.
    Er bekam ein komisches Gefühl. War es das, was Operatoren taten? War das die verderbliche Macht, die seine Mutter meinte? Es wäre ganz leicht, eine solche Gabe zu missbrauchen.
    Er betrachtete Jo-Jo, bis der Kleine eingeschlafen war, dann wurde es Zeit zu gehen.
    Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, bekam er einen Schreck, denn der Grimnar stand still neben dem Sofa, das halb unter seinem Umhang verborgen war. Er zog den Umhang beiseite, und darunter kam Jacks tote Mutter zum Vor schein. Trotz ihrer sichtbaren Verletzungen sah sie ganz fried lich aus. Mit einem traurigen Lächeln wurde Jack klar, dass nun alle Teile des Puzzles wieder an ihrem Platz waren, dass der Grimnar das Schicksal überwachte, seinen richtigen Verlauf sicherstellte. Seine Mutter würde nicht in den Katakomben der ersten Welt ihr Ende finden, sondern hier in dieser Welt auf dem Friedhof, damit ihr Sohn und ihr Mann um sie trauern konnten.
    Jack kniete sich neben seine Mutter und gab ihr einen letzten Abschiedskuss. Der Anhänger an ihrer Kehle leuchtete. Jack nahm die Kette vorsichtig ab und hängte sie sich um, ein
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