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Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling
Autoren: Mary Scott
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mehr viel. Manchmal fragte sie sich, ob es ihr jemals wichtig gewesen war. Natürlich hatte sie sich in den sieben Jahren ihrer Ehe seinen Wünschen gefügt; bei einer so beherrschenden Persönlichkeit wie Hervey wäre ihr auch nichts anderes übriggeblieben; aber sie hatte es doch nur um des lieben Friedens willen getan, weil sie so schwach und hilflos war und sich vor allen unangenehmen Dingen fürchtete.
    Wie Margaret so friedlich in ihrem alten Zimmer lag, dachte sie an die sieben Jahre in dem großen, imposanten Haus zurück, in dem sie sich nie heimisch gefühlt hatte. Sieben Jahre ständiges Bemühen, ihm zu gefallen; sieben Jahre der Angst vor den Ferien und der Rückkehr der klugen und alles beherrschenden Nichten; sieben Jahre völliger Unterwerfung unter Herveys Wünsche und die seiner Tochter — sieben Jahre eines unfreiwilligen Gehorsams gegenüber den Nichten.
    Warum? Margaret legte sich ihr Kissen bequemer zurecht und gelangte resigniert zu dem Schluß, das sie eben von Natur aus ein Ja-Sager war. Aber nun war das vorbei und sie war in das Haus zurückgekehrt, in dem Hervey vor elf Jahren ihren Vater um ihre Hand bat. Sie sah sich wieder, wie sie damals ausgesehen hatte — ein junges Mädchen im leichten Sommerkleid mit lächerlichen Sandalen an den Füßen, und nicht, wie eine böse Zunge später behauptete, in Overall und Gummistiefeln. So sehr Herveys elegante Freunde über >das Mädchen vom Lande< lächelten, sie hatte sich in Wirklichkeit nie um Viehzucht oder die Milchwirtschaft gekümmert. John Seton hätte es auch keinem Amateur erlaubt, seine Herde preisgekrönter Milchkühe anzutasten. Dafür stellte er immer ausgezeichnete Fachleute ein.
    Heute sah sie Hervey wieder so deutlich vor sich wie damals, einen großen gutaussehenden Mann von fast vierzig Jahren. Er war erfolgreich und wurde in den darauffolgenden sieben Jahren noch erfolgreicher. Gleichzeitig wurde er finanziell wie körperlich gewichtiger und sah in dem >Mädchen vom Lande< ganz bestimmt ein berufliches Handikap.
    Margaret selbst hatte nie eine besonders hohe Meinung von sich. Dafür hatte ihr Vater gesorgt, und Hervey führte diese Erziehungsarbeit getreulich fort. Für einen ernsten und gewichtigen Geschäftsmann war sie nicht die richtige Frau. Die Rolle, die sie spielen mußte, war nicht leicht für sie. Da waren zum Beispiel die Partys, die sie für Herveys Geschäftsfreunde geben mußte. Sie beging viele Fehler, und ihr Mann hatte sich in der für ihn so typischen Art von herablassender Geduld üben müssen. Sie war nicht einmal eine perfekte Hausfrau, weil sie ja vor der Hochzeit kaum Erfahrung sammeln konnte.
    Und dann verlor sie noch ihren kleinen Sohn und bekam kein Kind mehr. Selbst heute, nach so langer Zeit, durfte Margaret nicht an das Kind denken, das nur wenige Stunden gelebt hatte. Hervey hatte in verständnisvoller Weise angedeutet, es müsse in ihrer Familie wohl irgendeinen erblichen Fehler geben. Nach diesem Versagen hatte sie sich noch inniger als zuvor an Cecily angeschlossen und dem Kind beinahe die Stelle in ihrem Herzen eingeräumt, die nach dem Verlust des eigenen Babys leergeblieben war.
    Daß Cecily so abhängig von ihr war, machte ihr Leben erträglich; aber vor zwei Jahren war ihr auch das genommen worden. Mit dem Eintritt in die Universität war das Mädchen plötzlich selbständig geworden und ihrer Stiefmutter entwachsen. Sie ging in dem neuen Leben ganz auf und wurde wegen ihrer Klugheit und Schönheit bald beliebt. Eine wahre Invasion junger Männer überschwemmte fortwährend das Haus. Mit der Erkenntnis, daß dieses Kind, das sie so liebte, sie nun auch nicht mehr brauchte, war in Margarets Leben eine Leere entstanden.
    Sie begann, sich nach Abwechslung umzusehen. Sie hatte aus Herveys Zeiten noch viele Bekannte, aber diese Menschen lagen ihr nicht und sie war nie dazu gekommen, sich eigene Freunde zu suchen. Bei ihrem ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex wußte sie nun auch nicht, wie sie das anfangen sollte.
    So war sie in viel zu jungen Jahren in die Rolle eines Zuschauers gedrängt worden. Es hatte ihr schon immer Freude bereitet, Menschen zu beobachten, das Seltsame an ihnen zu sehen, sich aber nicht einzumischen. Durch Zufall fand sie heraus, daß sich ein Café am besten dazu eignete. So kam es, daß sie ein paar Gewohnheiten eines Bohemiens annahm, die eigentlich gar nicht zu ihr paßten. In diesen Cafés konnte sie ein Leben beobachten, das sie insgeheim anzog, und dabei doch
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