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Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling
Autoren: Mary Scott
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eindrucksvoll wie ihre Cousinen, aber weitaus hübscher mit dem braunen Haar und den von schweren Lidern bedeckten grauen Augen. Eines hätte Margaret nie geglaubt: daß Cecily nicht annähernd so hübsch war wie jene Neunzehnjährige, die Hervey damals am Tor der Farm getroffen hatte. Noch nicht einmal hübscher als jene Frau, die immer noch ein bißchen strahlen und damit beweisen konnte, daß Hervey und die nachfolgende Weiberherrschaft sie noch nicht völlig vernichtet hatten.
    Curtis war ein wichtig aussehender junger Mann, der eine bestürzende Ähnlichkeit mit Hervey aufwies. Margaret fragte sich immer wieder, ob Curtis sein Familienname oder sein Vorname war. Im Grunde genommen war es nicht so wichtig, denn bei Cecily lösten die jungen Männer einander so rasch ab, daß es sich kaum lohnte, erst nach ihren Namen zu fragen.
    Schließlich war Margaret doch allein, allein mit zahllosen unausgepackten Kisten, aus deren Wänden lange Nägel gefährlich hervorragten, und einer dicken Schicht Holzwolle auf dem Boden der Veranda. Aber zumindest der Schreibtisch stand schon an seinem richtigen Platz.
    Sie betrachtete ihn voller Sehnsucht. In der letzten Woche hatte sie so viel zu tun gehabt, daß sie die Schubladen gar nicht aufgeschlossen hatte. Plötzlich wünschte sie sich nichts dringender als an diesem Schreibtisch zu sitzen und alles über die Familien niederzuschreiben, die in der Vorstadtstraße zwischen den Nummern zehn und sechzehn wohnten — insbesondere über die kleine dumme Frau von Nummer elf, die sich eigensinnig darauf versteift hatte, aus einem schönen Haus aufs unwirtliche Land hinauszuziehen und die dabei idiotischerweise auch noch glücklich war.
     
     

2
     
    Margaret lag in dem Bett, in dem sie als junges Mädchen geschlafen hatte, aber sie schlief lange nicht ein. Der Tag war furchtbar aufregend gewesen, und nun begann ein neues Leben.
    Unwillkürlich kehrten ihre Gedanken zu dem alten Leben zurück — nicht zu dem Dahinvegetieren an Herveys Seite, sondern zu den Jahren, als sie als kleines Kind in diesem Bett gelegen und voller Sehnsucht den Schritten ihrer Mutter auf der Treppe gelauscht hatte, wenn sie zum Nachtgebet und einem letzten Kuß heraufgekommen war. Das Ende kam viel zu früh, und Margaret wußte, daß sie seitdem nie wieder so richtig glücklich gewesen war.
    Die trüben Jahre begannen, als sie aus dem Internat in das große leere Haus zurückkehrte, zu dem unnahbaren alten Mann, der ihr Vater war. Natürlich waren da noch jene Wochen voller atemloser Erregung zwischen Herveys Heiratsantrag und der Hochzeit. Rückblickend mußte sie über ihre kindliche Dummheit lächeln, wenn sie an all das dachte, was Hervey damals für sie verkörpert hatte. Natürlich stimmte nichts davon, aber die Schuld lag nicht allein bei ihm. Sie war damals jung und dumm, und wenn sie unter dem Fehler dieser Heirat gelitten hatte, so hatte er es sicher auch nicht leicht gehabt.
    Und nun war sie wieder heimgekehrt. Alles paßte vortrefflich zusammen — die ablaufende Pacht; das Auftauchen der Saunders, die das Stadthaus mieten wollten; die Ausrede, das alte Farmhaus müsse instandgesetzt werden und brauche jemanden, der sich darum kümmert. Zuerst hatten sich die Mädchen wenig begeistert gezeigt, aber heute waren sie doch herausgekommen und hatten eine Art von freundlichem Interesse bewiesen. Alles in allem waren ihre Nichten heute viel netter als sonst.
    Als die beiden weggefahren waren, hatte Cecily ihr einen von diesen flüchtigen Küssen gegeben, die so viel für sie bedeuteten. »Du siehst heute ganz anders aus. Du bist natürlich auch sonst hübsch, aber heute siehst du genauso aus wie damals, als Vater dich nach Hause brachte, so lächerlich jung. Ich wollte nur, du würdest dir dein Haar hochstecken und es nicht so herunterhängen lassen. Ich werde dich bei meiner Friseuse anmelden.«
    Margaret hatte lachend den Kopf geschüttelt. »Aber nein, ich bin viel zu alt, um noch meinen Stil zu ändern.«
    »Alt? Du siehst nicht älter aus als Elinor. Sei doch nicht kindisch. Ich will ja nur, daß du etwas mehr mit der Mode gehst.«
    Margaret hatte sich Cecilys Wunsch ungewöhnlich standhaft widersetzt und in einer plötzlichen Eingebung erklärt: »Dein Vater mochte mein Haar immer so am liebsten.«
    Cecily hatte sie überrascht angesehen. Margaret wußte, wie unaufrichtig ihre Antwort klingen mußte. Seit Herveys Tod waren vier Jahre vergangen, und was er mochte oder nicht mochte galt ihr nicht
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