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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)
Autoren: Sarah Beth Durst
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Tye.
    Der Umschlag war so klein!
    »Lily, du bist wirklich unglaublich«, fuhr er fort. »Jede Uni würde dich mit Handkuss nehmen.«
    Eingehend studierte sie das Siegel neben der Adresse des Absenders. Dann drehte sie den Brief um und fuhr mit dem Finger über die Rückseite. Mach ihn einfach auf, Lily. Beende dieses Melodram. Es kann nur ein Ja sein. Es sei denn, die Old Boys hatten doch nicht so viel Einfluss, wie sie behaupteten … Es sei denn, das »Unvorbereitet« in Sport zog ihren Notendurchschnitt zu sehr nach unten.
    Tye verdrehte die Augen. »Ich wette, du hast dich noch an anderen Unis beworben«, meinte er ironisch. »Nur für alle Fälle.«
    Sie wurde rot.
    »Lily?!«
    »Nur in Harvard.«
    Grandpa runzelte die Stirn. »Warum?«
    »Na ja, man braucht doch immer einen Plan B.«
    Ihr Großvater stützte die Hände in die Hüften und begann aus voller Kehle zu lachen.
    Tye pflückte Lily den Umschlag aus der Hand, riss ihn auf und gab ihr den Brief. Sie atmete tief ein und las den ersten Satz des Schreibens. Dann stieß sie die Hand mit dem Blatt hoch in die Luft und schrie gellend: »Jaaa!!!«
    »Glückwunsch, Princeton-Girl«, sagte Tye, packte sie und küsste sie auf die Stirn.
    Grandpa schob ihn beiseite, hob sie hoch und wirbelte sie ausgelassen im Kreis herum. Genau wie damals, als sie noch ein ganz kleines Mädchen gewesen war. »Ich bin ja so stolz auf dich, meine Tigerlily.«
    Sie strahlte ihn an.
    »Vergiss die Eistüte«, sagte Tye. »Ich kaufe dir einen Bananeneisbecher.«
    »Ich nehm dich beim Wort«, erwiderte Lily über die Schulter ihres Großvaters.
    Dann las sie den ganzen Brief noch einmal von vorne bis hinten durch. Nur um sicherzugehen, dass der erste Satz auch wirklich stimmte. Sie konnte gar nicht aufhören zu lächeln. Nicht nur die Bäume sangen, sondern ihr eigener Körper auch, bis in die kleinste Faser.
    Es war wirklich, unumkehrbar real.
    »Ich muss es Mom erzählen. Möchtest du mitkommen?«, fragte sie ihren Großvater.
    Richard zögerte. »Würde ich gerne. Geht aber nicht. Es hat mal wieder einen Zwischenfall gegeben – irgendein Alumnus hat seine Fotos an eine obskure Boulevardzeitung verkauft. Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um das Schmierblatt aufzukaufen.« Seit Juni hatten die Old Boys alle Hände voll damit zu tun, Strippen zu ziehen, die Medien zu beeinflussen und Informationen zu streuen, um sicherzustellen, dass nichts von dem nach außen drang, was wirklich passiert war. »Manchmal wünsche ich mir von Herzen, ich wäre in meinem Blumenladen geblieben«, sagte Grandpa und schnitt eine frustrierte Grimasse. Lily wusste, dass er es nicht wirklich ernst meinte. Er war der neue Anführer der Ritter, und Lily hatte ihn noch niemals zuvor so glücklich gesehen. Die ganze Zeit pfiff er fröhlich vor sich hin, oft schon ab sechs Uhr morgens. Das war allerdings weniger toll, denn Lilys neues Zimmer lag direkt neben seinem. »Sag deiner Mutter, ich komme sie am Sonntag besuchen.«
    »Mach ich«, erwiderte Lily und umarmte ihn fest.
    Mahnend zog er die Augenbrauen hoch. »Zieh deinen Mantel an. Deine Mutter würde es mir nie verzeihen, wenn ich dich frieren ließe.«
    Lily zog gehorsam ihren Mantel über und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann nahm sie Tye bei der Hand und lief mit ihm quer über den Campus. Er lachte, während sie immer schneller rannte und ihn hinter sich her Richtung 1879 Hall zog.
    Als sie unter dem Torbogen durchkamen, winkten sie beide hinauf zu den steinernen Äffchen, die den Gruß erwiderten. Einer kam über die Mauer zu ihnen heruntergehuscht. Tye blieb kurz stehen und kraulte ihn unterm Kinn, was ein kiesiges Kratzen erzeugte. Ungeduldig trat Lily von einem Bein aufs andere.
    Den Rest des Weges legten sie in weniger als drei Minuten zurück.
    Hand in Hand stürmten sie durch das Tor. Tye winkte zu den goldenen Adlern hinauf. »Hey, Jungs«, rief er. »Ratet mal, was passiert ist?« Er deutete auf den Brief in Lilys Hand. Die Adler gaben ein anerkennendes Kreischen von sich, und auf Lilys Gesicht erschien ein breites Grinsen. »Geh schon mal vor«, meinte Tye. »Du solltest deiner Mom diese Neuigkeit allein überbringen, ohne ungebetene Gäste.«
    »Du bist kein ungebetener Gast«, widersprach Lily. »Sie mag dich.«
    »Ich werde dem Rat Bericht erstatten.«
    »Danke.« Dieses Mal war sie es, die ihn ganz nahe zu sich heranzog und küsste. Die goldenen Adler über ihren Köpfen stießen laute Pfiffe aus. Lachend lösten sich die beiden
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