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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3
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wir ihn ersticken oder erschlagen oder auf andere Art töten und dann hinten im Garten still und heimlich begraben, wer soll etwas davon wissen, außer Gott ? Es ist gar nicht übel, wenn man so auf einmal reich und von allen Sorgen frei wird. Ich wäre gern das Schelmenhandwerk los und genösse mein Alter behaglich und in Frieden. Du würdest dich auch freuen, deine Lumpen abwerfen zu können, in seidnen Kleidern, mit schönen Halsschnüren und Armspangen und glänzenden Ohrgehängen unter die Bürgerfrauen zu gehen, statt daß du jetzt wahrhaftig nicht ohne Scham unter die Dorfleute treten kannst.« Kurz, er sagte ihr so vieles vor, daß die von Geiz und weiblicher Eitelkeit verblendete Ceca vermessen in den Vorschlag willigte.
    »Ich weiß nicht, was ich dir antworten soll«, sagte sie, »du hast den Gedanken gehabt. Gottlob! Es hört nun endlich alle Not und Sorge auf, und ich werde eine angesehene Frau im Dorfe. Laß du mich machen, Mann! Deine Eingebung soll nicht vergeblich gewesen sein.«
    Nachdem sie hierauf noch mancherlei über den Unglücklichen gesprochen und tausend Pläne geschmiedet hatten, was mit seiner Habe anzufangen sei, schlichen sie, zur Stunde, da sie ihn in festem Schlafe vermuteten, leise und auf den Zehen in seine Kammer und, wie sie ihn laut schnarchen hörten, an sein Bett. Der Alte hielt einen Lichtstumpf, sein Weib ein abgezogenes Schermesser in der Hand. Sie entblößte behutsam des Fremden Hals – ihre Hand zitterte – ein Zug – die Gurgel war durchschnitten. Ein heißer Blutstrahl spritzte empor und besudelte den Mördern Gesicht und Brust, zum ersten Vorwurfe ihrer Tat. Beim letzten Röcheln schlug der unglückliche Sohn das gebrochene Auge matt noch einmal auf. »Ach! Vater! Ach! Mutter«, stöhnte er und starb.
    Die zärtlichen Namen hätten die ruchlosen Eltern auf den Tod betroffen machen sollen, machten aber keinen größern Eindruck auf ihr Herz als am vergangenen Abende, da der Jüngling sie so oft vergebens aussprach. Nach vollzogener Greueltat begruben sie den Leichnam in dem Obstgarten und rannten, wie hungrige Wölfe, nach dem Raube, legten sich aber nicht eher nieder, als bis das schauderhafte Bett, als wäre nichts vorgefallen, wieder in Ordnung gebracht und alles, was das Verbrechen hätte verraten können, sorgsam entfernt worden war. Dann suchten sie Ruhe und Schlaf, wofern sie ihr Bewußtsein des Entsetzlichen ein Auge schließen ließ.
    Dem Dechanten schien es eine Ewigkeit, bevor der Tag anbrach und er nach seinem Paten fragen konnte. Kaum hatte er also das erste Gold der Morgenröte am Himmel erschaut, so stand er auf, las eilig seine Messe ab und verfügte sich ungesäumt zu seinem Gevatter, den er bereits im Gastzimmer beschäftigt traf und nach freundlichem Gruße wie spottend fragte: »Was gutes Neues heute morgen, Gevattersmann? Du bist ja schon recht früh auf dem Zeuge? Hast alle Hände voll zu tun! Wohl bekomme dir's!«
    Bei dieser Rede stand Niccolà wie vom Donner gerührt, da er sich nicht hatte träumen lassen, jemand wisse um die Ankunft seines Gastes. Kein Wort zu erwidern fähig, blieb er stumm.
    »Warum keine Antwort, Gevatter? Scheinst ja wie verhext zu sein? Ich weiß es schon, daß jemand bei dir eingekehrt ist, der dir willkommen war. Warum willst du mir's verheimlichen?«
    Die sein Herz zerreißenden Gewissensbisse mit aller Kraft bändigend, erwiderte Niccolà dreist: »Was für ein Gast soll bei mir sein? Was sprichst du da? Es gemahnt mich fast, ais hänseltest du mich oder sprächst im Traume. Ich habe weder einen Reisenden im Hause noch seit vielen Wochen einen gesehen. Das verdammte Gewerbe bringt an den Bettelstab. Ich gelobe aber zu Gott, daß ich es zuletzt noch von mir werfen und die paar Lebenstage, die er mir fristet, zum Heil meiner Seele anwenden will.«
    »Ich hoffe«, fügte der Dechant hinzu, »du vermagst dies künftighin, Dank sei es dem, den du diese Nacht beherbergtest, in deiner Gemächlichkeit zu tun.«
    »Ich sage dir aber«, rief der Wirt aufgebracht und bestürzt, »ich beherbergte kein Menschenkind. Verstehst du mich? Jetzt geh mit Gott!«
    Mittlerweile war Frau Ceca dazugekommen und schwur und beteuerte auch ihrerseits, wie sie den Grund des Wortwechsels vernahm, sie habe keinen fremden Menschen gesehen.
    Am Ende schien dem Priester die Sache zu weit zu gehen. Er sagte: »Ich weiß nicht, meine Brüder, was ihr mit solchen Beteuerungen und überflüssigen Schwüren beabsichtigt? Wollt ihr mich etwa mit der
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