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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3
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frohen Nachricht überraschen, so wisset, es ist zu spät! Denn der Gast in eurem Hause war gestern bei mir, eh' er zu euch kam, und gab sich mir zu erkennen. Ich habe ihn, wie ihr wohl denken könnt, schon tausend Male umhalst und geküßt. Ich nehme von Herzen an eurer Freude teil, und der Herr Gott segne ihn eurem und meinem Alter zum Troste und Heile!«
    Kalt und regungslos wie Stein vor Entsetzen stand das Ehepaar da. Die Wahrheit ahnend, rief die Alte zuerst: »Ach, gerechter Gott! Wer war der Fremde, den Ihr meint ?«
    »War es nicht«, entgegnete Don Puccio, »mein Pate, euer Vico, der seit so vielen Jahren vermißte Sohn? Was kommt denn für ein Schrecken über euch? Wehe! Was muß ich sehen?«
    Er hatte dies noch nicht ausgesprochen, als er nach der einen Seite Niccolà ohnmächtig niederfallen, auf der anderen die rasende Ceca sich ein Messer in die Kehle stoßen und unter gräßlichem Geheul mit einem Blutstrom ihre Seele aufgeben sah. Es läßt sich nicht beschreiben, was bei diesem Schauspiel aus dem armen Dechanten ward, der die Veranlassung weder ahnte noch erriet. Erstaunt, entsetzt, bewußtlos wandte er sich bald dem Greise zu, um ihm beizustehen, bald richtete er den Blick auf die entseelte Frau. Sein verzweifeltes Geschrei zog endlich viele Leute des Dorfes herbei.
    Der wieder zu sich gekommene Niccolà erhob seine jammernde Stimme: »Oh, wehe mir Unglückseligem! Was habe ich getan! Wozu verleitete mich meine ungezügelte Begier nach Geld! Den Gast, von dem du sagst, er war mein Sohn, haben wir mit unseren eigenen Händen getötet, um ihn seines Geldes zu berauben. Ich reizte mein Weib an, ihm die Kehle abzuschneiden, ich bin der Urheber des Kindesmordes und verdiene kein augenblickliches Leben mehr.«
    Von den Furien des bösen Gewissens gepeitscht, hatte er mit der Faust schon jenes Messer angepackt und würde es sich in den Leib gestoßen haben, hätten sich nicht der Priester und andere Anwesende auf ihn geworfen und ihm die Waffe entwunden. Er ward von allen heftig gescholten, mit herben Reden beschämt und zum Erdulden wohlverdienter Strafe der öffentlichen Gewalt überliefert.
    Sein gottloses, von der christlichen Kirche ausgestoßenes Weib scharrten sie auf dem Felde ein. Den Mann aber erwürgte der Henker auf dem Richtplatze der Stadt Venedig und stellte seinen Leib, nachdem er ihn in Stücke gehauen hatte, nach hergebrachter Weise über dem besuchtesten Kanal der Lagune auf. Eine Warnung und ein Spiegel allen bösen Menschen; besonders den verwünschten Habsüchtigen, deren verabscheuungswürdiges Gezücht Gott vertilgen möge.

Carlo Graf Gozzi
1720 – 1806

Wie Battista Moscione sich rächte
    Es scheint, manche Leute halten für den größten Rächer aller Unbill den Teil, durch den die Speise abgeht. So, als einst ein Apotheker namens Purganz einen Rechtsstreit hatte mit der Gemeinde wegen gewisser Ansprüche, die zu erzählen überflüssig wäre, entlasteten sich vor der Türe seines Ladens eines Nachts alle Gedärme der Gemeinde, so daß Berge von Kot, nicht viel kleiner als die Alpen, entstanden, und auf den Gipfeln dieser Berge staken Stängchen mit Papierwipfeln, worauf geschrieben stand:
Deine Arzneien
Bringen Gedeihen.
     
    In großem Grimm brachte der Apotheker darüber vor dem Bürgermeister eine heftige Klage an, beschwerte sich auf den Straßen und ruhte nicht, bis er zum Gespräche der Knaben wurde. Dies habe ich erzählt ein für allemal als ein Probestück für hundert dergleichen schmutzige Geschichten, die unter diesem Volke vorfielen, das zum großen Teil voll von ungesittetem Wesen ist; und um nicht den Leser auf die Länge mit ähnlichen Erzählungen zu belästigen, schreite ich nun zum Berichte von einer schlauen Rache, die meines Bedünkens vom feinsten Verstande ausging. Ihr mögt daraus ersehen, wieviel gescheite Köpfe hier wären, wenn sie ihren Geist sichten würden wie Getreide, um das Tollkorn vom reinen Weizen auszuscheiden. Battista Moscione war ziemlich klein, bucklig, gelblich, fahl, schwach und kränklich aussehend, aber ganz gesund am Geiste und hatte immer neue seltsame Gedanken. Diesem war nun, ich weiß nicht wegen welches Streites, von Tonio Tiglioccio unverdienterweise eine große Beleidigung widerfahren mit Ohrfeigen und Faustschlägen, und dieweil besagter Tonio ein langer, dicker, nerviger Lümmel war, Moscione dagegen wie gesagt unscheinbar und hinfällig, wußte er nicht, wie er sich an ihm rächen und wie er ihn anfallen sollte, denn er
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