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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3
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Flüche von sich und schritt weiter. Der schlimme Moscione aber folgte ihm in der heitersten Stimmung und tat und sprach, was er konnte, bis er ihn voll Gift wie einen Basilisken in sein Haus gebracht hatte. Da sagte er denn: »Gute Nacht!«
    Cecco antwortete ihm nichts, denn seine Augen rollten, er erstickte fast vor Wut. Jener aber ging seiner Wege, zufrieden über die neuen Anzettelungen. Es schien ihm, als sehe er seine Rache in der Luft schweben und Tonio unter einer Stockschleuder auf der Erde in den letzten Zügen schnappen wie eine betäubte Barbe im Rinnstein. Cecco stieg lärmend die Treppen empor, der Diener brachte Licht, er trat in sein Schlafzimmer, warf den Mantel dahin, den Hut dorthin, die Perrücke auf den Boden, setzte sich nieder, zog einen Schuh aus, hielt ihn lange fest in der Hand, in Gedanken versunken, schüttelte den Kopf, sah die Wand an, lachte und murmelte vor sich hin wie ein Verrückter, bis endlich der Diener fragte: »Was habt Ihr? Was hat es gegeben?«
    Da sprang er auf, gab ihm eine Maulschelle und ein paar Fußtritte, jagte ihn hinaus und rief: »Was willst du denn?«
    Da wachte die Frau auf und fragte: »Was für ein Teufelslärm ist denn das?«
    Cecco gab ihr eine Ohrfeige und rief: »Da hast du's.« Dann legte er sich samt den Kleidern zu Bette, und die Frau schwieg, denn sie kannte seine Launen. Er aber tat die ganze Nacht kein Auge zu, blies bald seine heiße Suppe kalt, bald setzte er sich hin, bald streckte, drehte, wendete er sich und seufzte. Kurz, kaum zeigte sich einige Dämmerung an den Fenstern, so sprang er aus dem Bette, als hätte er Feuer im Hintern; noch in Pantoffeln, setzte er den Hut auf die Nachtmütze; in diesem meuchelmörderischen Aufzuge nahm er sechs Spannen eines knorrigen, jungen Eichbaums, den er immer für solche Zwecke in einem Winkel stehen hatte, unter den Arm, warf den Mantel um, steckte das Gesicht halb darunter, und so stand er auf der Straße und eilte gegen die Bude Tonios, der ein Leinwandhändler war. Dort ging er hin und her, lehnte sich manchmal an einen Pfeiler und spähte dahin und dorthin mit seinen langen rotbraunen Augen wie ein Maimonaffe.
    Der Tag kam, die Mauern wurden rot, die Leute kamen allmählich vorüber; jedermann guckte ihn an und verwunderte sich, ihn in solchem Aufzuge zu sehen. Endlich kam auch Tonio, nichts ahnend, ganz leise und noch halb schlaftrunken mit einem Bündel Schlüssel in der Hand auf die Bude zu, um sie zu öffnen und an seine Geschäfte zu gehen. Sobald Cecco seiner ansichtig ward, verdrehte er die Augen, schnaubte vor Wut, ging ihm entgegen und rief: »Verruchte Schnauze, ich will dir deine Tanzlust eintränken, ich will dich lehren, wie man sich anständig aufführt.«
    Dann fing er an sich aus dem Mantel loszumachen. Tonio meinte, er habe mit einem andern zu tun, und drehte sich um, um zu sehen, wer hinter ihm komme; Cecco aber versetzte ihm einen so hübschen Schlag an die Beine, daß er umfiel. Im Niederstürzen rief Tonio: »Weh mir, Ihr täuscht Euch; ich bin ja Tonio Tiglioccio.«
    Cecco aber hämmerte ihm immerfort auf Arme und Schultern los, schlug ihn grün und gelb und drauf und drauf, wie einen dürren Fisch in der Fasten. Dazu rief er: »Wirst du aufmachen? Wirst du mehr nach meinem Namen fragen? Jetzt trompete, wie du willst, und leere mir Kessel über den Kopf aus!«
    Und er prügelte immerfort.
    Tonio versuchte sich aufzurichten, aber umsonst, der Sturm war zu heftig und rasch. Er fing an zu schreien, so laut er konnte: »Kommt herbei, kommt zu Hilfe! Ich bin des Todes! Zu Hilfe!«
    Die Leute riefen: »Halt ein, halt ein um Gottes willen! Im Namen unseres Bürgermeisters!«
    Aber sie hatten gut schreien, denn ehe Tonio zerschlagen und Cecco müde war, half alles nichts. Cecco rief: »So lehre ich einen, wie er sich anständig aufführen muß!«
    Dann ging er weg mit hoher Stirn und strahlend über seine schöne und große Tat. Viele der Hinzugelaufenen gingen hinter ihm her und riefen: »Cecco, was Teufels habt Ihr gemacht?«
    Er wandte sich um mit seinem herben Gelächter, schwang seine Keule und sprach: »Willst du, daß ich dir zeige, was ich tat?«
    Ein anderer sagte: »Ihr habt nicht wohlgetan.«
    Er aber schwang wieder seinen Prügel und rief: »Willst du davon statt seiner, und noch besser?«
    Ein dritter rief: »Ihr habt ihn totgeschlagen.«
    Er erwiderte: »Wenn ich ihn fortgetragen habe, so hole du ihn wieder!«
    So antwortete er, bald wegen seiner Taubheit mißverstehend, bald
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