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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3
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befürchtete, er möchte zerquetscht werden im Kampfe. Er sann daher auf Mittel, daß ein anderer an seiner Statt ihn gebührend durchprügele und bändige, auf folgende Weise.
    Er war genau bekannt mit Cecco de' Rocchi, einem Edelmann dieses Ortes von kräftigem und gewandtem Körper und stolzer, hitziger, unmenschlicher und unversöhnlicher Gemütsart, die ihresgleichen nicht hatte. Dieser Cecco aber hatte zwei unglückliche Eigenschaften: einmal hatte er ein kurzes Gesicht, sodann war er so taub wie ein Mühlstein. Wegen dieser zwei Fehler bekam er vielfältige Händel und Raufereien, denn er sah und hörte falsch, war immerfort argwöhnisch, fürchtete Spöttereien, hatte ein bitteres Lächeln und eine mürrische Miene. Moscione kam also zu diesem Cecco, der ganz allein an einem guten Feuer saß, ein Bein über das andere Knie geschlagen und baumelnd, neben sich eine gute Flasche. Moscione schrie ihm seinen Gruß zu mit der ganzen Kraft seiner Lunge, und Cecco wendete sich um. »Willkommen, Moscione«, sagte er, »du Mostfliege, Saufaus, mach deinem Namen Ehre! Da ist die Flasche, die allerliebste Flasche.«
    Moscione sprach, und zwar immer mit gehobener Stimme: »Großen Dank! Zur Gesundheit!« – tat einen langen Zug, setzte die Flasche beiseite und ließ sich zu ihm nieder. Da er aber sah, daß er fortwährend mit dem Fuße wackelte und einzuschlafen drohte, rief er ihm ins Ohr: »Heute nacht ist ein schönes Fest.« Cecco fuhr auf und fragte: »Wo?«
    Denn Feste sind seine Herzensfreude, und wo eines los war, wollte er dabei sein; trotz seiner Taubheit nahm er am Tanze teil, machte ungeheure Sätze und kümmerte sich wenig darum, ob es auch immer recht im Takte ging, wenn er nur in Gesellschaft von Weibern war; denn wenn er auch ein kurzes Gesicht und schlechtes Gehör hatte, so war doch sein Tastsinn vollkommen gut. Moscione gab ihm also zur Antwort: »Da draußen in der Vorstadt in dem Miethause.«
    Cecco sagte: »Wollen wir hin? Wer stellt es an?«
    Moscione antwortete: »Ei, versteht sich, eben deshalb komme ich, um Euch aufzufordern. Die Veranstaltung kommt von Tonio Tiglioccio.«
    Er freute sich im innersten Herzen, denn sein Plan war auf dem besten Wege, zu gelingen.
    »Aber wird er uns auch einlassen?« fragte Cecco.
    »Zum Teufel« schrie Moscione, »wenn er auch mir nicht die Türe öffnet, so wird er doch Respekt haben vor Euch und die Tore weit aufmachen. Kommt, kommt!«
    Sie machen sich bereit und steuern der Vorstadt zu. Es war aber im Winter um die Mitternachtsstunde, wo selbst die Mäuse schliefen, und ist zu wissen, daß Moscione gelogen hatte, denn es war kein Fest: jenes Haus war leer und keine lebendige Seele drinnen.
    Als sie dem Orte nahe kamen, rief Moscione: »Ich höre eine große, schöne Musik von Instrumenten, lauten Jubel und schallendes Gelächter.«
    Cecco, der sich nicht verwunderte, nichts zu hören, rief: »Wir wollen auch lachen! Klopfe an und versuche, ob sie dir aufmachen! Tun sie es nicht, so will ich anklopfen und meinen Namen angeben und schöne rednerische Formen anwenden; laß mich nur machen!«
    Moscione verbiß das Lachen, denn er hatte dabei seine böse Absicht, eilte an die Tür, klopfte heftig an, trat dann ein wenig beiseite und schaute empor. Als hätte ihn jemand gefragt, wer da sei, antwortete er mit lautester Stimme: »Seid So gut und macht auf!« Er wartete wieder ein Weilchen, wie wenn man ihn fragte: »Wer seid Ihr und was wollt Ihr?«
    Dann fuhr er laut fort: »Ich bin Battista Moscione und bitte Euch, mich ein Augenblickchen aufzunehmen.«
    Dann stand er wieder, als ob er hinhörte. Cecco mußte damals doppelt taub und blind sein gegen sonst; er wartete verlangend, bis sie aufmachten, schaute ebenfalls verlangend empor, den Mund aufsperrend wie ein Scheuertor, und sah dann wieder Moscione an, welcher sagte: »Sie haben mir gesagt, sie haben Auftrag, niemand mehr aufzunehmen, und sie dürfen nicht. Auch haben sie das Fenster wieder zugemacht.«
    Cecco fragte: »Kanntest du den, der dir diese Antwort gab?«
    Moscione antwortete: »Es war Tonio selbst, und der Tropf ist doch der Festgeber.«
    Cecco sprach: »Laß mich nur machen und sage mir, wenn sie das Fenster aufmachen und was sie auf meine Reden antworten! Denn du weißt, mein Gesicht und Gehör ist schlecht beschaffen.«
    Schon halb in Wut klopfte er heftig an die Tür des öden Hauses, welches hohl erdröhnte wie ein Faß, trat zurück, schaute hinauf und dann zu Moscione hin, den er fragte, ob das
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