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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1
Autoren: Verschiedene Autoren
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nicht geringer Liebe zugetan war, so konnte er natürlicherweise nicht wünschen, sie sich wieder verheiraten zu sehen, um noch Hoffnung zu erhalten, dereinst das Ziel seiner Liebe zu erreichen. Er blieb stumm ihr gegenüber stehen, wechselte im Gesicht die Farbe und seufzte tief statt aller Antwort. Sie erriet die Gedanken ihres Geliebten, und da es ihr nicht mißfiel, an diesem Zeichen zu erkennen, wie inbrünstig sie von ihm wiedergeliebt werde, so sprach sie zu ihm, um ihn nicht länger in Ungewißheit und Besorgnis zu lassen: »Antonio, sei getrosten Muts und erschrick nicht! Wenn du es selber willst, so gedenke ich jedenfalls deine Gattin zu werden.«
    Diese Worte führten den Liebenden vom Tode zum Leben zurück, und er konnte gar nicht aufhören, den Entschluß der Herzogin zu preisen, indem er sich ihr nicht zum Gatten, sondern zu ihrem getreuesten Diener erbot. Eines hierauf des andern versichert, unterredeten sie sich lange miteinander und kamen überein, sobald und so geheim als möglich sich zusammenzufinden. Die Herzogin hatte eine Tochter derjenigen, die ihr die erste Nahrung an ihrer Brust gereicht, bei sich und diese bereits mit ihren Gedanken vertraut gemacht. Sie rief sie daher zu sich, und ohne daß sonst jemand, als sie drei, anwesend war, verlobte sie sich in Gegenwart ihrer Kammerfrau mit Bologna.
    Ihre Vermählung blieb jahrelang geheim, obgleich sie fast jede Nacht miteinander zubrachten. Infolge dieser Ehe wurde die Herzogin zu ihrer und ihres Gatten großer Freude gesegneten Leibes und gebar mit der Zeit ein Knäblein. Sie wußte auch alles so geschickt anzustellen, daß niemand am Hofe es bemerkte. Bologna ließ das Kind mit vieler Sorgfalt ernähren und legte ihm in der Taufe den Namen Federico bei. Demnächst bei der Fortdauer ihres Liebesverkehrs wurde die Herzogin zum andernmal schwanger und gebar ein wunderschönes Töchterlein. Diese zweite Schwangerschaft konnte aber allerdings nicht so geheimgehalten werden, daß der Zustand der Herzogin und ihre Niederkunft nicht vielen Hofleuten kundgeworden wäre. Wie zu erwarten stand, wurde diese Sache verschiedentlich besprochen, und das Ereignis kam den beiden Brüdern zu Ohren, nämlich dem Kardinal von Aragon und einem andern. Als diese hörten, daß ihre Schwester niedergekommen sei, entschlossen sie sich, diese Schande ihrer Schwester eben nicht zu einer öffentlichen Angelegenheit zu machen; nichtsdestoweniger aber fingen sie an, jeden Tritt und Schritt der Herzogin insgeheim beobachten zu lassen. Da nun dieses Geflüster am Hofe ging und alle Tage Leute von den Brüdern der Herzogin kamen, die sich alle Mühe gaben, der Sache auf die Spur zu kommen, fürchtete Bologna, die Kammerzofe möge sich zuletzt verleiten lassen, zur Verräterin der ihr wohlbekannten Wahrheit zu werden, und so sagte er eines Tages im Gespräche mit der Herzogin: »Ihr wißt, meine teure Gebieterin, daß Eure Herren Brüder von dieser Eurer zweiten Niederkunft Wind bekommen haben und eifriges Verlangen tragen, zu erforschen, was eigentlich Wahres an der Sache sei. Ich befürchte nicht ohne Grund, daß sie einigen Verdacht auf mich geworfen haben und mich eines Tages werden töten lassen. Ihr seid besser als ich mit ihrer Natur bekannt und wißt, wie einer von ihnen seine Hände gebrauchen kann. Ich denke, gegen Euch selbst würden sie niemals ihre Wut kehren, und bin überzeugt, wenn sie mich hätten umbringen lassen, wäre alles abgetan. Ich habe deswegen bei mir beschlossen, nach Neapel zu gehen, dort meine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen und mich dann nach Ankona zurückzuziehen, wohin ich mir meine Einkünfte werde schicken lassen. Ich bleibe dort so lange, bis man sieht, daß dieser Verdacht Euren Herren Brüdern aus dem Sinne ist. Zeit wird dann auch Rat bringen.«
    Die beiden wechselten noch Worte genug über diesen Gegenstand, und am Ende schied er zum größten Leidwesen seiner Gattin von ihr. Seinem Vorsatze gemäß ordnete er seine Angelegenheiten, überließ die Sorge dafür einem leiblichen Vetter und verfügte sich sofort nach Ankona, wo er ein seinem Stande gemäßes Haus machte. Er hatte seinen Sohn und seine Tochter mitgenommen und erzog sie mit größter Sorgfalt.
    Die Herzogin, die zum drittenmal schwanger zurückgeblieben war und das Leben ohne ihren teuren Gatten nicht aushalten konnte, war in so düsterer Stimmung, daß sie nahe daran war, den Verstand zu verlieren. Nachdem sie also zu wiederholten Malen reiflich über ihre Lage
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