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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1
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für das, was du von mir genommen hast!«
    Der Arme antwortete: »Ich habe nichts anderes aus deiner Küche genommen als Rauch.«
    »Für das, was du von mir genommen hast, bezahle mich!« sagte Fabrat.
    Sie stritten sich so sehr, daß die Kunde von diesem neuen plumpen und bisher noch nie dagewesenen Streit zu dem Sultan gelangte. Und der Sultan versammelte seine Weisen wegen dieser ganz unerhörten Sache und schickte nach jenen Männern. Dann legte er den Weisen den Streitfall vor. Die sarazenischen Weisen begannen zu tüfteln, und der eine meinte, der Rauch gehöre nicht dem Koch, wofür er viele Gründe angab: »Man kann den Rauch nicht empfangen, und er fällt auf die Speise zurück; und er hat auch nicht das Wesen oder die Eigentümlichkeit, daß er nützlich sei: daher braucht er nicht zu bezahlen.«
    Andere sagten: »Der Rauch war noch in Verbindung mit dem Essen, war also in dessen Herrschaft, und hervorgebracht wurde er von seinem Eigentum. Und der Mann steht doch da, um von seinem Gewerbe zu verkaufen; und wer davon nimmt, der muß, wie es Brauch ist, bezahlen.« So gab es da viele Ansichten.
    Endlich wurde folgende Entscheidung gefällt: »Da er dasteht, um seine Lebensmittel zu verkaufen, du aber und andere, um sie zu kaufen«, sagten sie, »darum mache du, gerechter Herr, daß du ihm in gerechter Weise seine Lebensmittel ihrem Werte entsprechend bezahlen läßt. Wenn seine Küche, wo er verkauft, indem er nützliches Eigentum hergibt, wofür er nützliches Geld einzunehmen pflegt, nun aber Rauch verkauft hat, welches der flüchtigste und vergänglichste Teil der Küche ist, so laß Herr, eine Münze erklingen und denke, die Bezahlung sei durch den Klang erfolgt, den sie erzeugt!«
    Und so entschied der Sultan, auf daß es gehalten würde.

Der kluge Richter
    Ein Bürger von Bari begab sich auf eine Wallfahrt und ließ dreihundert Goldstücke bei einem seiner Freunde unter folgenden Abmachungen: »Ich werde gehen, wie es Gott gefallen wird. Und wenn ich nicht zurückkehren sollte, so gib das Geld für meine Seele; und wenn ich bis zu einem bestimmten Termin zurückkehre, so wirst du mir davon geben, was du willst.«
    Darauf pilgerte er auf seine Wallfahrt, kam zu dem verabredeten Zeitpunkt zurück und verlangte seine Goldstücke wieder. Der Freund antwortete: »Erzähle doch unsere Abmachung!« Der Pilger wiederholte sie ihm genau.
    »Du hast gut gesprochen«, sagte der Freund, »da, zehn Goldstücke will ich dir wiedergeben; die übrigen zweihundertneunzig behalte ich mir.«
    Da begann der Pilger zornig zu werden, indem er sagte: »Was ist das für eine Treue? Du nimmst mir mein Hab und Gut auf falsche Weise.«
    Und der Freund antwortete sanft: »Ich tue dir keinerlei Unrecht; und wenn du meinst, daß ich dir doch Unrecht tue, so laß uns vor Gericht gehen!« Dagegen wandte er nichts ein, und der Sklave von Bari war Richter. Er hörte die Parteien an, formulierte die Streitfrage; dann ergab sich folgender Urteilsspruch, und so sprach er zu dem, der die Goldstücke zurückhielt: »Gib zweihundertneunzig Goldstücke dem Pilger zurück, und der Pilger soll dir die zehn Goldstücke geben, die du ihm wiedergegeben hast. Denn die Abmachung lautete folgendermaßen: ›Das, was du willst , wirst du mir wiedergeben.‹ Nun willst du aber die zweihundertneunzig Goldstücke: also gib sie ihm wieder, und nimm die zehn, die du nicht willst!«

Der größte Tyrann
    Einem König wurde ein Sohn geboren. Die weisen Astrologen sahen voraus, daß er sein Augenlicht verlieren würde, wenn er nicht zehn Jahre ohne das Licht der Sonne leben würde. Daher ließ der König ihn in dunklen Höhlen aufziehen und hüten. Nach der angegebenen Zeit ließ er ihn hervorholen und ließ vor ihn viele schöne Juwelen und sehr hübsche Mädchen bringen, wobei man ihm alles mit Namen nannte; und man sagte ihm, die Mädchen wären Teufel. Und dann fragte man ihn, was ihm von all diesen Dingen am meisten gefiele, worauf er antwortete: »Die Teufel«. Da wunderte der König sich sehr und sagte: »Was für ein Tyrann ist doch Frauenschönheit!«

Die drei Zauberer
    Der Kaiser Friedrich war ein höchst edler Herr, und was nur Mut und Tugenden hatte, strömte von allen Seiten an seinen Hof, denn er war willig im Geben und aller adeligen Sitte voll. Wer sich durch irgendeine Gabe auszeichnete, kam zu ihm, und so sah man Kunstsänger, Spielleute und Schönredner, Lanzenbrecher, Fechter und viel anderes Volk bei ihm verkehren.
    Eines Tages stand
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