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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1
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hätten, und wenn es noch da sei, ob sie gewillt wären, es zu verkaufen? »Wir haben es noch«, gab jene zur Antwort, »ich werde fragen, ob mein Mann es verkaufen will, wie er gestern abend sagte.«
    Gleich darauf kehrte sie zurück und erklärte, sie wolle es verkaufen, allein nur für vier Silberbatzen Pariser Geld, die es wohl wert sei. Der Handel ward richtig, und sie kehrte mit dem erkauften Brote zu ihrem Manne zurück, der sich freute, als er es hörte. »Heute abend«, sagte er, »werden wir wieder so gut leben wie gestern.«
    Der Tag verging, die Blinden begaben sich nach Hause. »Laß uns zu Nacht speisen«, sagte der eine, der das Brot gekauft hatte, zu seiner Frau. Sie nahm ein Messer, um das Brot anzuschneiden: schon bei der ersten Scheibe fiel ihr ein Goldstück vor die Füße; sie schnitt weiter, und jede Scheibe enthielt eine Goldmünze. Der Blinde hörte den Klang und fragte, was das sei, was er klingen höre, und die Frau erzählte ihm, was sie gefunden. Der Blinde bat sie, weiterzuschneiden, und als alles zerschnitten und jede Scheibe durchsucht war, fanden sich die zehn Goldstücke, welche der König befohlen hatte einzubacken. Der Blinde wußte sich vor Freude kaum zu lassen: »Siehst du nun«, sprach er zu seiner Frau, »daß ich die Wahrheit sagte, daß Gottes Wille geschehen muß, und daß es nicht anders sein kann? Nun weißt du doch, daß unser Gefährte täglich mit mir streitet und sagt, der König werde siegen; ich aber sage, Gottes Wille wird geschehen.« Darauf begaben sie sich zur Ruhe.
    Am Morgen standen sie auf, um ihrem Gefährten die Nachricht von dem Glücksfunde mitzuteilen. Aber der König hatte schon beizeiten hingesandt, um zu erfahren, wie es mit dem goldbeschwerten Brote gegangen sei; denn tags zuvor hatte er nicht nachforschen lassen, weil er dachte, sie würden es noch nicht verzehrt haben. Der Edelknecht verbarg sich hinter einem Pfeiler, um von den Frauen nicht gesehen zu werden. Als nun die Blinden an die Stelle kamen, wo sie gewohnt waren, ihren Stand zu haben, begann der eine, der das Brot erkauft hatte, den andern beim Namen zu rufen. »Noch immer behaupte ich«, fuhr er dann fort, »es wird geschehen, was Gottes Wille ist. Gestern kaufte ich ein Brot für vier Pariser Silberbatzen; darin fand ich zehn Goldstücke von gutem Gepräge, und so hatte ich einen guten Abend und werde auch ein gutes Jahr haben.« Wie dies der andere hörte, erschrak er heftig und beteuerte, nicht länger mit ihm streiten zu wollen, denn das Recht sei zu offenbar auf des Gegners Seite, und Gottes Wille müsse geschehen.
    Dies hörte der Edelknecht, kehrte eiligst an den Hof zurück und hinterbrachte dem Könige seine Neuigkeiten, und was die beiden Blinden unter sich gesprochen hätten. Darauf ließ sie der König vor sich kommen und sich den ganzen Hergang von ihnen erzählen: wie jeder das ihm bestimmte Brot von dem Edelknecht erhalten und der eine das seinige dem andern verkauft habe; wie sie vorher lange Zeit miteinander gestritten und der, welcher behauptet, der König werde siegen, das Geld nicht erhalten, sondern der andere, der der Meinung gewesen, Gottes Wille müsse geschehen. Daran ergötzte sich der König weidlich mit seinen Baronen und Edelleuten: »Wahrlich«, rief er aus, »dieser Blinde hat recht: der Wille Gottes muß geschehen, und alles Volk der Erde kann kein Tüttelchen daran ändern.«

Der Gang nach dem Ziegelofen
(Schiller, Der Gang nach dem Eisenhammer)
    Ein reicher Edelmann hatte einen einzigen Sohn, und als er herangewachsen war, schickte er ihn in den Dienst eines Königs, damit er daselbst Artigkeit und edle Sitten lerne. Weil er sich nun bei dem König sehr beliebt machte, faßten einige Neid gegen ihn und bestachen einen der vornehmsten Ritter des königlichen Hofes durch Geld und gute Worte, daß er auf folgende Weise den Untergang des Jünglings anstiftete. Eines Tages berief dieser besagte Ritter diesen Knaben heimlich zu sich und sagte ihm, was er ihm nun mitteilen werde, tue er wegen der großen Liebe, die er zu ihm trage; und darauf sagte er zu ihm: »Mein liebster Sohn, unser Herr, der König, liebt dich mehr als alle seine Diener; aber er hat sich geäußert, daß du ihm durch den Atem deines Mundes gar sehr beschwerlich fallest. Sei daher um Gottes willen klug, und wenn du ihm den Trank reichst, halt Mund und Nase so mit der Hand zu und wende dein Gesicht auf die Seite, daß dein Hauch den König nicht belästige!«
    Als der Jüngling dies einige
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