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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1
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Zeit tat und der König deshalb sehr ärgerlich war, berief er den Ritter, der jenem diese Anweisung gegeben hatte, und befahl ihm, wenn er den Grund davon wisse, ihm selbigen ungesäumt zu sagen. Dieser gehorchte dem König, kehrte aber die Sache ganz um, denn er sagte, jener Knabe könne den Hauch aus dem Munde des Königs nicht mehr ertragen. Deshalb beschied der König auf das Anstiften jenes Barons einen Ziegelbrenner und befahl ihm, den ersten Boten, den er an ihn absende, in den glühenden Ofen zu werfen; und wenn er es nicht tue oder diese Sache irgend jemand offenbare, drohte er ihm eidlich, er werde ihm den Kopf abhauen. Der Ziegelbrenner versprach ihm, alles willig zu vollbringen, steckte einen großen Ofen an und wartete ängstlich, bis der komme, der diese Strafe verdient habe.
    Am folgenden Morgen wurde der unschuldige Knabe von dem König zu dem Ziegelbrenner geschickt mit dem Auftrag, ihm zu sagen, er solle ausführen, was der König ihm befohlen habe. Er ritt hin und war schon nahe bei dem Ofen, als er zur Messe läuten hörte. Er stieg daher vom Pferd, band es am Kreuzgang der Kirche an und hörte andächtig die Messe. Daraufging er nach dem Ofen und sagte zu dem Ziegelbrenner, was ihm der König befohlen hatte.
    Der Ziegelbrenner aber gab ihm zur Antwort, er habe schon alles getan. Der Hauptanstifter jener Bosheit nämlich war, um die Sache zu beschleunigen, hingegangen und hatte den Ziegelbrenner gefragt, ob er die Sache ausgeführt habe. Dieser sagte ihm, er habe den Befehl des Königs noch nicht vollzogen, werde es aber alsbald tun. Daher packte er diesen und warf ihn unverzüglich in den brennenden Ofen.
    Der Jüngling kehrte daher zum König zurück und meldete, es sei geschehen, was er befohlen habe. Darüber verwunderte sich der König und forschte sorgfältig nach, um zu erfahren, wie die Sache gegangen sei. Und als er den wahren Hergang entdeckt, hieb er alle die Neider, die den unschuldigen Jungen betrogen hatten, in Stücke und sagte dem vorbemeldeten Jüngling alles, wie es sich zugetragen hatte. Darauf machte er ihn zum Ritter und schickte ihn mit vielen Reichtümern zurück in sein Land.

Eine schöne Liebesgeschichte
    Ein junger Mann von Florenz war in Liebeslust entbrannt zu einem artigen Jungfräulein. Sie aber liebte nicht ihn, sondern liebte aus der Maßen einen andern Jüngling, welcher sie zwar auch liebte, doch nicht so heftig wie jener, der offenbar alles andere über ihr vergaß und sich wie wahnsinnig in seiner Begier verzehrte, zumal an Tagen, wo er sie nicht zu sehen bekam. Das tat einem seiner Gesellen leid, und er veranstaltete, daß er ihn wegführte zu einem sehr schönen Landgut, das er besaß, und dort verweilten sie in Ruhe vierzehn Tage. Inzwischen überwarf sich das Mädchen mit ihrer Mutter, schickte ihre Magd aus und ließ sie mit dem sprechen, welcher sie liebte, daß sie mit ihm davongehen wolle. Dieser war sehr froh. Die Magd sprach: »Sie will, Ihr sollt zu Pferd an das Haus kommen, wenn es schon ganz Nacht ist. Sie wird tun, als ginge sie in den Keller hinunter. Dann müßt Ihr an der Haustüre bereit sein, und sie springt Euch hinten aufs Pferd. Sie ist leicht und kann gut reiten.«
    Er antwortete: »Gut, es ist mir recht.« Als sie es so verabredet hatten, ließ er große Vorbereitungen treffen auf einem Landhause, das ihm gehörte. Und es waren daselbst seine Genossen zu Pferd, und er hieß sie am Tore warten, damit man es nicht schließe. Dann machte er sich mit einem schönen Roß auf den Weg und ritt an das Haus. Sie hatte aber noch nicht kommen können, weil die Mutter sie zu sehr bewachte. Darum ging jener weiter und zu seinen Gesellen zurück. Der andere aber, der sich um sie verzehrte, fand auf dem Lande keine Ruhe. Er stieg zu Pferd, und sein Geselle konnte mit allen Bitten ihn nicht zurückhalten, noch vermochte er ihn, seine Begleitung anzunehmen. Als es Abend ward, gelangte er an die Stadtmauer; alle Tore waren schon zu; aber er eilte so lange umher, bis er auf das Tor traf, wo jene standen. Er ritt hinein und nahm seinen Weg nach dem Hause der Liebsten, nicht in der Absicht, sie zu besuchen oder auch nur ihren Anblick zu genießen, sondern allein um die Straße wiederzusehen. Er stellte sich dem Hause gegenüber auf, als der andere kaum vorübergeritten war; da öffnete das Mädchen die Tür, rief ihm mit heller Stimme und hieß ihn, das Pferd heranrücken. Dieser war nicht lässig und tat, was sie wollte; sie aber sprang ihm geschickt
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