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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1
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der Kaiser vor gedeckten Tafeln und ließ schon das Wasser zum Handwaschen reichen, so daß man sich nur noch zu Tische zu setzen hatte, als drei Meister der Negromantie mit drei Dienern erschienen und sich dem Kaiser sofort vorstellten. Dieser fragte: »Wer ist der Meister von euch dreien?«
    Einer von ihnen trat vor und sagte: »Ich bin es, Herr.« Der Kaiser bat ihn, seine Künste zu zeigen, worauf sie ihre Kreise zogen und ihre Beschwörungen begannen. Der Himmel fing an sich zu trüben, ein plötzlicher Regen goß nieder, häufige Donnerschläge und Blitze folgten sich, und die Welt schien im Sturm vergehen zu wollen. Darauf fiel ein Schloßenhagel, so dick und schwer, daß die Ritter in die Gemächer nach allen Seiten flohen. Bald klärte sich das Wetter wieder auf, und die Meister baten um Urlaub und Lohn.
    Der Kaiser sprach: »Fordert!«
    Diese forderten den Grafen Richard von St. Bonifacio, der zunächst bei dem Kaiser stand, und sagten: »Herr, befehlt dem Grafen, daß er uns gegen unsere Feinde zu Hilfe komme!«
    Der Kaiser ersuchte ihn freundlich, ihnen zu willfahren. Der Graf machte sich mit ihnen auf den Weg. Sie führten ihn in eine schöne Stadt. Hier zeigten sie ihm viele stolze Ritter und schöne Pferde; auch verschafften sie ihm herrliche Waffen und sagten: »Alles dies ist zu Euerm Befehl.« Die Feinde boten sich zur Schlacht; der Graf schlug sie und befreite das Land. In zwei andern siegreichen Schlachten gelang es ihm, sich das ganze Reich zu unterwerfen. Darauf vermählte er sich und zeugte Kinder und beherrschte das Land viele Jahre in Frieden. Es verging eine lange Zeit, ehe die Meister zurückkehrten: der Sohn des Grafen zählte schon vierzig Jahre, der Graf selbst war ein alter Mann geworden. Die Meister traten vor den Grafen: sie erkannten sich wieder. Die Meister fragten: »Beliebt es Euch, zu dem Kaiser zurückzukehren?« Der Graf antwortete: »Das Reich wird seitdem seinen Herrn mehrmals gewechselt haben, alle Leute würden mir unbekannt sein; wohin sollte ich kehren?« Die Meister lächelten und sagten: »Wir bestehen darauf, Euch zurückzuführen.«
    Sie begaben sich auf den Weg und kamen nach langer Reise an den Hof. Sie fanden den Kaiser und seine Barone, die eben mit dem Wasser zum Handwaschen fertig wurden, welches man umhergereicht hatte, als der Graf sich mit den Meistern entfernte. Der Kaiser bat ihn zu erzählen, was er ausgerichtet habe.
    Da sprach der Graf: »Seit ich von hier weggegangen bin, habe ich ein Weib genommen und Kinder von vierzig Jahren gezeugt und in drei Feldschlachten den Sieg erfochten. Die ganze Welt müßte sich erneut und umgestaltet haben; mit welchen Dingen geht dies zu?«
    Der Kaiser vernahm seine Erzählung mit großem Vergnügen, so auch seine Ritter und Barone.

Der Erzähler Azzolinos
    Herr Azzolino hatte einen Erzähler, welcher ihn in den langen Winternächten unterhalten mußte. Eines Abends nun hatte der Erzähler großes Verlangen zu schlafen, Azzolino aber bat ihn, ihm etwas vorzuplaudern. Da begann der Erzähler eine Geschichte von einem Bauer, welcher seine hundert Gulden im Beutel hatte. Der ging auf einen Markt, um Schafe zu kaufen, und bekam zwei um einen Gulden. Als er mit seinen Schafen heimkehrte, war ein Fluß, über den er gekommen war, unterdessen durch einen heftigen Regen stark angeschwollen. Da stand er am Ufer und schaute hinüber, bis er einen armen Fischer erblickte mit einem ganz unglaublich kleinen Nachen, so daß niemand hineinging als der Bauer und ein einziges Schaf auf einmal. Der Bauer fing also an, mit einem Schafe überzusetzen, und fing an zu rudern. Der Fluß war breit. Er rudert und kommt hinüber.
    Der Erzähler hielt inne und sprach nichts mehr.
    »Nun, was machst du?« fragte Herr Azzolino. »Fahre fort!«
    Der Erzähler antwortete: »Gnädiger Herr, laßt erst die Schafe hinüberkommen, und dann wollen wir die Geschichte weiter erzählen.«
    Die Schafe wären aber in einem ganzen Jahre nicht hinübergekommen. Und so konnte er gut in Ruhe schlafen.

Wilhelm von Bergdam, der vermessene Provenzale
    Wilhelm von Bergdam war ein edler Ritter in der Provence zur Zeit des Grafen Raimondo Berlinghieri. Eines Tages begab es sich, daß die Ritter sich rühmten, und Wilhelm prahlte, es sei kein Edelmann in der Provence, den er nicht aus dem Sattel gehoben und bei dessen Frau er nicht geschlafen hätte. Und das sagte er vor den Ohren des Grafen.
    Da versetzte der Graf: »Und mich auch? Wie?«
    Wilhelm sagte: »Euch, Herr?
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