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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1
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Äbtissin des Frauenklosters Sankt Sebastian übergab; ich will fortan von meinen Frauen nur noch diese meine Kammerfrau behalten. Die Frau Beatrice, meine bisherige Ehrendame, ist, wie sie weiß, bereits von mir zufriedengestellt worden. Nichtsdestoweniger wird sie in der eben genannten Schrift finden, daß ich ihr noch eine erhebliche Summe ausgesetzt habe, mit der sie eine ihrer ledigen Töchter verheiraten kann. Ist unter meinen Dienern einer, der ferner bei mir bleiben will, so soll ihm von mir eine gute Behandlung sicher sein. Für das übrige wird bei eurer Rückkehr in Malfi der Oberhofmeister in gewohnter Weise Sorge tragen. Und so erkläre ich dann schließlich nochmals, daß ich entschlossen bin, von nun an mit meinem Gemahl Herrn Antonio, meiner herzoglichen Würde ledig, im Privatstande zu leben.«
    Die ganze Versammlung hatte vor Erstaunen und Bestürzung über diese Anrede fast alle Fassung verloren. Wie sich aber nach und nach ein jeder überzeugte, daß er recht gehört habe, und daß Bologna seinen Sohn und seine Tochter habe kommen lassen, die er mit der Herzogin erzeugt, und die Herzogin dieselben als ihrer beider Kinder umarmte und küßte, so beschlossen ihre Begleiter insgesamt, nach Malfi zurückzukehren, mit Ausnahme der Kammerfrau und zweier Reitknechte, die bei ihrer langgewohnten Gebieterin blieben. Der Worte wurde zuvor die Menge gewechselt, und ein jeder gab sein Teil dazu. Sie brachen also alle aus Bolognas Hause auf und begaben sich in eine Herberge; denn keiner wagte, aus Furcht vor dem Kardinale und seinem Bruder, bei ihr auszuhalten, nachdem er erfahren, wie die Sache stand; vielmehr beredeten sie sich untereinander, gleich am folgenden Morgen solle einer der Edelleute mit Postpferden nach Rom an den Kardinal abgehen, wo auch der Bruder sich aufhielt, und jenen von allem unterrichten. Dies geschah, und die andern alle machten sich auf den Rückweg in das Königreich.
    Also blieb die Herzogin bei ihrem neuen Gatten und lebte mit ihm in äußerster Zufriedenheit. Wenige Monate später gebar sie ihm einen zweiten Sohn, dem sie den Namen Alfonso beilegten. Während nun diese sich in Ankona aufhielten, bei immer zunehmender gegenseitiger Liebe, bewirkte der Kardinal von Aragon und sein vorgenannter Bruder, die beide einen solchen Ehebund ihrer Schwester auf keine Weise bestehen lassen wollten, durch Vermittelung des Kardinals von Mantua, Gismondo Gonzaga, der unter dem Papste Julius II. Legat von Ankona war, daß die Ankonitaner Antonio Bologna mit seiner Gattin aus der Stadt verwiesen. Sie hatten etwa sechs bis sieben Monate in der Stadt zugebracht, und wiewohl der Legat auf ihrer Entfernung hartnäckig bestand, gelang es Bologna dennoch, die Sache durch Unterhandlungen in die Länge zu ziehen. Bologna wußte allerdings, daß er am Ende doch werde weggeschickt werden, und um deswegen nicht gar zu sehr überrascht zu sein, suchte er durch einen Freund, den er in Siena hatte, bei der Obrigkeit in jener Stadt um sicheres Geleit an, das ihm denn auch zugestanden wurde mit der Erlaubnis, nebst seiner ganzen Familie sich daselbst niederzulassen. Mittlerweile hatte er bereits seine Kinder weggeschickt und seine Angelegenheiten so geordnet, daß er an demselben Tage, wo er von den Ankonitanern den Befehl empfing, binnen vierzehn Tagen ihr Gebiet zu räumen, mit seiner Gemahlin und Dienerschaft zu Pferde steigen und nach Siena abreisen konnte.
    Als die beiden Brüder aus Aragonien dies vernahmen und sich in ihrer Hoffnung getäuscht sahen, die Reisenden unterwegs in ihre Gewalt zu bekommen, bewogen sie den Kardinal von Siena Alfonso Petrucci, durch Herrn Borghese, den Bruder des Kardinals, der das Oberhaupt der Regierung von Siena war, Bologna auch den Aufenthalt in Siena versagen zu lassen. Nach reiflicher Überlegung, wohin er sich flüchten könne, beschloß er daher, mit seiner ganzen Familie nach Venedig zu gehen. Er machte sich daher auf den Weg, reiste durch das florentinische Gebiet nach der Romagna und wollte sich dort einschiffen, um nach Venedig zu segeln. Schon waren sie in der Nähe von Forli angelangt, als sie mit einem Male viele Reiter bemerkten, die ihnen folgten und von welchen sie einigermaßen Wind hatten. Voll Angst und ratlos wußten sie nicht, wie sie mit dem Leben davonkommen sollten, und waren mehr tot als lebendig, jagten aber, von der Angst angetrieben, dennoch mit beflügelter Eile weiter, um womöglich eine unfern von ihnen gelegene Ortschaft zu erreichen, in der sie
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