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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1
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er sich bedient hat. Und in der Tat war der Graf von Colisano ein ganz außerordentlicher Mann. Er starb in einem Gefecht bei Bicocca zum allgemeinen Schmerz der ganzen Lombardei. Aber Don Giovanni, sein Bruder, Markgraf von la Palude, kam ziemlich unter Ravenna in der Schlacht zwischen den Franzosen und Spaniern, wo er sich mannhaft gehalten, ums Leben. So bin ich indes unversehens vom Erzähler zum Lobredner geworden.

Antonio Bologna
(John Webster, Die Herzogin von Malfi; Lope de Vega, Der Haushofmeister der Herzogin von Amalfi)
    Antonio Bologna aus Neapel lebte, solange er in Mailand verweilte, im Hause des Herrn Silvio Savello. Nach Herrn Silvios Abgang machte er sich an Francesco Acquaviva, Markgrafen von Bitonto, der in der Schlacht von Ravenna gefangen in die Hand der Franzosen fiel und in die Burg von Mailand gebracht wurde; gegen sichere Bürgschaft kam er jedoch aus der Burg los und lebte lange Zeit in der Stadt. Nachher bezahlte dieser Markgraf eine starke Entschädigungssumme und kehrte nun in das Königreich Neapel zurück. Jener Bologna blieb nun im Hause des Ritters Alfonso Vesconte mit drei Dienern und lebte in Mailand ganz anständig, hatte schöne Kleider und Pferde. Es war ein sehr galanter und tugendhafter Edelmann, und außerdem, daß er ein sehr schönes Äußeres hatte und ein wackerer Mann war, galt er auch für einen sehr gewandten Reiter. In schönen Wissenschaften war er mehr als gewöhnlich bewandert und sang anmutig, die Laute in der Hand. Ich weiß, daß manche unter uns ihn noch singen gehört haben, oder vielmehr nicht singen, sondern singend den Zustand beweinen, in dem er sich befand, indem Frau Ippolita Sforza und Bentivoglia ihn zu spielen und zu singen zwang. Als er nun von Frankreich zurückgekehrt war, wo er fortwährend dem unglücklichen Friedrich von Aragonien gedient hatte, der, aus dem Königreich Neapel vertrieben, sich dem König Ludwig XII. von Frankreich in die Arme geworfen hatte und von diesem liebevoll aufgenommen worden war, begab sich Bologna nach Neapel in seine Heimat und blieb daselbst. Er hatte dem König Friedrich viele Jahre lang als Oberhofmeister gedient. Nun wurde er nach kurzem von der Herzogin von Malfi, Tochter Heinrichs von Aragonien und Schwester des aragonesischen Kardinals, angegangen, ob er nicht als Oberhofmeister in ihre Dienste treten wolle. An das Hofleben gewöhnt und der aragonischen Partei ergeben, nahm er ihren Vorschlag an und ging hin.
    Die Herzogin war frühzeitig Witwe geworden und hatte in ihrer Ehe einen Sohn geboren, dessen Vormundschaft sie nun sowie die über das Herzogtum Malfi führte. Jung, rüstig und schön, wie sie war, und an ein weichliches Leben gewöhnt, war sie zwar nicht gesonnen, sich zum zweiten Male zu verheiraten, wo sie dann ihren Sohn hätte fremder Obhut übergeben müssen; aber sie gedachte, bei sich darbietender Gelegenheit sich einen rüstigen Liebhaber zu wählen und mit ihm ihre Jugend zu genießen. Sie sah viele Männer, von ihren Untertanen wie Fremde, die ihr anmutig und gesittet schienen; sie beobachtete bei allen auf das genaueste ihr Wesen und Betragen; sie glaubte aber keinen zu finden, der ihrem Oberhofmeister gleichkomme; er war auch in der Tat ein sehr schöner Mann, groß und wohlgestaltet, von schönem und anmutigem Betragen und mit vielen Vorzügen ausgerüstet. Daher verliebte sie sich heftig in ihn; von Tag zu Tag lobte sie ihn mehr, und sein schönes Betragen gewann entschiedener ihren Beifall, so daß sie am Ende ganz für ihn glühte und nicht leben zu können meinte, ohne ihn zu sehen und bei ihm zu sein. Bologna war auch keine alberne Schlafmütze, und wiewohl er den Abstand zwischen sich und der hohen Stellung der Dame wohl fühlte, konnte er sich dennoch nicht erwehren, sobald er ihrer Liebe zu ihm sich erst recht bewußt geworden war, sie in die Geheimnisse seines Herzens dergestalt aufzunehmen, daß er fürder keinem andern Gefühle als der Liebe zu ihr darin Raum verstattete.
    So waren also die Liebenden beide einander zugetan. Die Herzogin aber faßte, von neuen Vorstellungen überkommen, den Entschluß – teils um Gott nicht allzusehr zu beleidigen, teils um jeder etwaigen übeln Nachrede wegen ihrer Liebe zu begegnen, ohne jedoch sonst jemand von ihrer Liebe in Kenntnis zu setzen –, nicht die Geliebte Bolognas, sondern seine Gattin zu werden und in der Stille seiner Liebe sich zu freuen, bis etwa die Umstände sie nötigten, ihre eheliche Verbindung kundzutun. Sobald sie mit
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