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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman
Autoren: Arena
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soll sie von unserer Insel aus sogar sehen können.«
    Maja nickte bestätigend. Sie schien zu verstehen, was in uns vorging. »So ist es. Es sind nur ein paar Minuten mit dem Boot.« Sie tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab, schob den Stuhl zurück und warf einen langen Blick in die Runde.
    Es wurde still.
    »Ihr alle wisst, was Quint Tempelhoff mit dem Projekt vorhat«, sagte Maja. »Es gibt kein Skript und keinen Drehplan. Sobald ihr auf der Insel ankommt, seid ihr auf euch gestellt. Erzählt, was ihr wollt, macht, was euch in den Sinn kommt, seid einfach ihr selbst oder von mir aus jemand anders.« Sie räusperte sich. »Es gibt genügend Lebensmittel und ihr werdet Tag und Nacht von den Kameras überwacht. Wenn irgendetwas Außergewöhnliches vorfallen sollte, sind Tempelhoff oder Sven«, sie wies auf den grauäugigen Assistenten, »sofort bei euch. Ansonsten kennt ihr die No-Nos.« Maja hielt ihre Hand hoch und streckte vier Finger aus. »Keine Drogen, kein Alkohol, keine Gewalt, kein Sex.«
    »Ab wann beginnt Sex – Ihrer Erfahrung nach?« Die blonde Barbie sah Maja direkt in die Augen. Sie hatte ihre Stimme kaum gehoben und ihr Ausdruck wirkte ehrlich interessiert. Elfe stand der Mund offen, das dunkelhäutige Mädchen kicherte und einige der Jungs pfiffen leise durch die Zähne. Nur Solo verzog keine Miene und das Mädchen mit der Glatze gähnte, wobei sie eine Reihe spitzer weißer Zähne zeigte.
    In Majas Augen flackerte es. »Küssen ist erlaubt«, erwiderte sie mit deutlich beherrschter Höflichkeit.
    »Mit oder ohne?« Der Junge mit den weißblonden Haaren streckte seine Zunge raus. Aber sein Grinsen war anzüglich und die Blonde, die er offensichtlich beeindrucken wollte, würdigte ihn keines Blickes.
    »Das bleibt euch überlassen«, sagte Maja schlicht. »Und wenn damit alles geklärt wäre …«
    »Eine Frage hätte ich noch«, sagte der Junge mit dem Ziegenbart. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und strich sich über sein Sprüche-T-Shirt. »Warum werden Blondinen in dreieckigen Särgen begraben?«
    Der Kameraassistent prustete laut heraus. Maja seufzte und die Blonde schenkte dem Jungen ein Lächeln. »Weil wir die Beine spreizen, sobald unsere Augen geschlossen sind«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    Maja zog den Vorhang zu, den der Kellner einen Spaltweit offen gelassen hatte. »Ich denke, das reicht.« Sie gab Tempelhoffs Kameraassistent ein Zeichen und Sven erhob sich von seinem Stuhl. Die Luft in der Nische war mittlerweile so drückend, dass mir das Atmen schwerfiel. Gleich, dachte ich. Gleich geht es los.
    »Bevor ich euch aufs Boot entlasse«, sagte Maja, »möchte ich noch einmal auf euer Gepäck zu sprechen kommen. Die Dinge, die ihr nicht im Flugzeug transportieren konntet, habe ich für euch besorgt. Jetzt möchte ich euch bitten, der Reihe nach euren Namen und die drei Dinge zu nennen, die ihr mit auf die Insel nehmt. Dazu geht ihr bitte folgendermaßen vor: Ihr sagt: Mein Name ist … und mit auf die Insel nehme ich A, B und C.«
    Ich starrte auf die Filmkamera, die der Assistent jetzt vom Tisch nahm. Das war es also. Panisch blickte ich zu den anderen und offensichtlich war ich nicht die Einzige, die sich von dieser Aufforderung überrumpelt fühlte.
    »Wieso?«, platzte die Rothaarige heraus. Ihre Stimme klang schrill und ihre eisblauen Augen flackerten. »Wieso denn hier, was soll das? Es gab Einzelgespräche, ein Casting, da haben wir das doch bereits gesagt, wieso sollen wir das jetzt vor allen … «
    Maja setzte sich wieder. »Weil Quint Tempelhoff es so will.«
    »Ich will das aber nicht … « Die Rothaarige sah aus, als ob sie vom Tisch aufstehen und gehen wollte, aber dann schien sie es sich doch anders zu überlegen. Nervös griff sie nach ihrer Serviette und faltete sie zu einem winzigen Paket zusammen.
    »Sven?«, fragte Maja ruhig. »Bist du bereit?«
    Der Kameraassistent nickte. Er hatte sich inzwischen an einer Seite des Tisches in Position gestellt und die Kamera eingeschaltet. Zu meinem Entsetzen richtete er sie als Erstes auf mich. Vergeblich versuchte ich, den riesigen Kloß in meinem Hals wegzuräuspern. Die Blicke der anderen bohrten Löcher in mein Gesicht und mein Herz schlug furchtbar schnell. Erst als ich Elfes warme Hand auf meinem Bein fühlte, beruhigte ich mich so weit, dass ich sprechen konnte:
    »Mein Name ist Vera … und mit auf die Insel nehme ich eine Kerze, ein Feuerzeug und ein Foto.«
    Maja nickte und der Assistent ließ die Kamera
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