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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman
Autoren: Arena
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portugiesischen Fischrestaurants im Hamburger Hafenviertel. Nur die Luft verriet, dass wir uns auf einem anderen Kontinent befanden. Es war drückend heiß, trotz des Ventilators, der über unseren Köpfen an der Decke surrte. Vor der Bar standen zwei Kellner in weißen Hemden und schwarzen Hosen, die uns freundlich zulächelten, aber an den Tischen saß niemand. Der große Raum war völlig leer und im ersten Moment dachte ich, wir wären falsch abgesetzt worden. Aber dann hörte ich aus dem hinteren Teil des Restaurants Stimmen und im nächsten Moment schoss Solos schwarzer Hund auf eine Nische zu, die durch einen dunkelroten Vorhang vom Rest des Raumes getrennt war. Dort, an einem kreisrunden Holztisch mit dem Schild Reservado , erwarteten uns die anderen. Offensichtlich waren sie schon eine Weile hier, denn die mit Saft gefüllten Gläser waren halb leer und die Tischplatte war voller Brotkrümel. Die Stimmung wirkte heiter, gelöst. Es kam mir so vor, als hätte irgendjemand gerade einen Witz gerissen. Der Junge mit den Rastalocken und der milchfarbenen Haut wischte sich lachend die Augen und die Blonde mit dem Tanktop und der roten Handgelenkschiene hatte ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht. Aber als uns die anderen bemerkten, verstummten sie und Tempelhoffs Assistentin sah sichtlich erleichtert aus. Sie saß neben dem asiatischen Jungen und auf dem Stuhl neben ihr lag eine Filmkamera. »Na endlich«, sagte sie. »Da seid ihr ja.«
    »Ihr habt wohl schon Rio unsicher gemacht, was?« Der schlaksige Junge mit dem Ziegenbart und dem Sprüche-T-Shirt musterte Solos Berimbau. Spöttisch zog er eine Augenbraue hoch. »Oder wart ihr Bogenschießen am Strand?«
    Solo grinste gleichmütig und ließ sich neben der Blonden nieder. Neander, Elfe und ich verteilten uns auf die freien Stühle auf der anderen Seite. In die feuchtheiße Luft mischte sich Neanders Geruch nach Schweiß. Sein rotes Gesicht glänzte und das Mädchen mit den flammend roten Haaren, das am Flughafen in seinem Rucksack gewühlt hatte, rümpfte angewidert die Nase. »Vielleicht haben sie die letzte Chance genutzt, bevor wir eingesperrt werden«, sagte sie und öffnete ihren Rucksack. Von der pelzigen Tatze war jetzt nichts mehr zu sehen, dafür zog das Mädchen eine Packung Zigaretten hervor und ließ ein silbernes Feuerzeug aufklappen. Mir fiel auf, wie blass, ja sogar bleich das Mädchen war. Aber ihr perfekt geformtes Gesicht mit den fast gemeißelten Zügen erinnerte mich an die Sorte Topmodel, die Erika immer als magersüchtig bezeichnete.
    »Niemand wird eingesperrt.« Durch den dunkelroten Vorhang schob sich ein Mann mit grauen Wolfsaugen. Er trat vor den Stuhl mit der Filmkamera.
    »Sven«, stellte Maja ihn vor. »Er ist Quints Kameraassistent.«
    Sven begrüßte uns mit einem Kopfnicken, legte die Kamera vor sich auf die Tischplatte und setzte sich.
    Es waren bestimmt über 30 Grad in der fensterlosen Nische des Restaurants, trotzdem fühlte ich, wie ich eine Gänsehaut bekam.
    Sie werden dich sehen, dachte ich. Auf der Insel. Dieser grauäugige Sven und Quint Tempelhoff. Sie werden sehen, wie du schläfst und wie du aufwachst. Wie du isst, wie du sprichst – oder nicht sprichst . Sie werden alles sehen.
    Sie hatten es uns erklärt, natürlich hatten sie das, wieder und wieder, denn darum ging es. Wir wussten, dass die Insel voller Kameras sein würde. Winzige, versteckte Spezialkameras, die sich über Bewegungsmelder anschalten und von Tempelhoff gesteuert werden konnten. Sogar das, was im Stockdunkeln geschah, würden diese Kameras erfassen können. Aber warum hier? Was machte diese Filmkamera im Restaurant? Sie war weder winzig noch versteckt. Was sollte das?
    »Posso serví-los?«
    Ein junger Kellner schob sich durch den Vorhang und stellte neue Gläser mit frischem Saft vor uns auf den Tisch. Ich hörte Neander neben mir erleichtert aufseufzen.
    »Gott sei Dank«, entfuhr es Elfe. Sie griff so gierig nach ihrem Glas, dass es fast umgefallen wäre. »Ich verdurste! Und essen könnte ich auch was. Äh, excuse me … « Sie schenkte dem Kellner ein strahlendes Lächeln. »Food?«
    Der Kellner lächelte höflich zurück. Ich war mir ziemlich sicher, dass er kein Wort verstanden hatte, aber Elfes Wunsch erfüllte sich trotzdem, denn gleich darauf erschien der zweite, etwas ältere Kellner mit einem großen Tablett und unser Tisch füllte sich mit Vorspeisen; Krabben, Käsegebäck, Oliven, Fleischbällchen, Schinken, Tomaten und einem
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