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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone
Autoren: Hans Kneifel
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sich die Wege hier trennen würden. Auf welche Weise dies geschah, darüber wollte Necron nicht sprechen. Er stand auf und warf seine Schüssel ins Brunnenwasser.
    »Ich gehe jetzt«, sagte er. »Morgen früh, denke ich, werde ich wieder hier sein. Du kannst beruhigt schlafen.«
    »Wohin gehst du?«
    »Den Tauschhandel durchführen. Die Valunen haben lange auf mich warten müssen.«
    »Tu, was du tun mußt«, beschied ihn Luxon und sah zu, wie er acht Säcke voller Ölkernfrüchte aus den Fächern zog und paarweise zusammenband. Er legte die Lasten den Pferden auf die Rücken und führte die Tiere zum Tor. Er zog die Balken heraus und schob sie wieder in die Aussparungen hinein, nachdem er die Tiere hinausgebracht hatte. Er hob die Hand und sagte:
    »In der Kiste des Kutschbocks sind Decken. Mache es dir gemütlich.«
    »Vielen Dank, Alleshändler«, brummte Luxon. Er rollte sich in die Decken ein und lauschte dem schwächer werdenden Geräusch der tappenden Hufe. Der Schlaf übermannte ihn, obwohl er daran dachte, daß es sein letzter ruhiger Schlaf für sehr lange Zeit sein würde. Wieder weckten ihn Hufgeräusche, aber diesmal klangen sie ganz anders. Er stemmte sich hoch, ging zum Brunnen, trank kaltes Wasser und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
    Die Bohlen des Eingangs polterten ins Gras.
    »Dein Kaufmannszug scheint erfolgreich gewesen zu sein«, sagte Luxon mit säuerlichem Lächeln und trockener Zunge. »Ich sehe es.«
    Zudem wußte er, daß die betreffende Handelsware er selbst war.
    Necron führte sechs graue Pferde in die Enklave hinein. Vier von ihnen trugen keine Lasten, aber zwei waren mit Ballen und Paketen schwer beladen. Alle Tiere waren jung und wohlgenährt. Keines der Zugtiere, die sie hierher gebracht hatten, war bei der Gruppe. Die Lasten fielen neben dem Schrein zu Boden, als Necron die Knoten und Schnallen löste. Stumm und verzweifelt sah Luxon zu.
    Bedächtig verstaute Necron die Ballen. Er faltete mit einem zufriedenen Lächeln ein großes Stück Stoff auseinander. Es war schwarzer Samt, stumpf schimmernd und glatt. Necrons Miene verklärte sich förmlich. Er schloß die Klappen der Fächer und drehte sich herum.
    »Der Handel ist perfekt«, sagte der Alleshändler in endgültigem Ton.
    »Die Ware ist von außerhalb, aus der Normalen Welt, nicht aus der Düsterzone«, entgegnete Luxon. »Stimmt’s?«
    »Es mag so sein«, lautete die Antwort. Auch Necron schien zumindest zu bedauern, seinem vorübergehenden Gefährten den Abschied geben zu müssen. Aber Luxon täuschte sich nicht darüber, daß der Alleshändler ihn bis zum letzten Augenzwinkern als Gegenwert für sechs Pferde und diese Waren betrachtete.
    »Wie kommen sie in die Hände der Valunen?«
    »Das ist nicht meine Sache«, antwortete Necron. »Deine Stunde ist da. Komm mit mir.«
    »Wohin?«
    »Zur Handelssäule.«
    Es war die mannshohe, wuchtige Steinsäule, die einige Schritte neben der Palisade aus dem Boden wuchs. Luxon schüttelte den Kopf und wußte, daß ihn Necron mit seinem Zauber mühelos zwingen konnte, das zu tun, was er wollte.
    »Nichts und niemand hilft dir«, sagte Necron und krümmte winkend den Finger. »Füge dich in dein Schicksal. Ich habe dich ehrlich erworben. Alles andere geht mich nichts an.«
    Luxon tat einige Schritte und blieb abermals stehen. Er zeigte auf den Gürtel mit den zwölf Wurfmessern und stieß erbittert hervor:
    »Du bist ein noch schlimmerer Geschäftemacher als Sadagar.«
    Auf der Fahrt war Luxons Gewißheit gewachsen. Nicht nur der eigentümliche Messergürtel war der Grund, sondern auch einige Eigenheiten dieses Mannes. Es bestand eine deutliche, aber schwer zu greifende Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Männern. Necron war plötzlich überrascht und fragte:
    »Wer?«
    »Steinmann Sadagar. Einer meiner besten Freunde, aber ebenso schrullig und ohne Erbarmen wie du.«
    Luxon spürte, wie sich wieder Lähmung und Starre über Teile seines Körpers legten. Nur seine Füße gehorchten ihm noch, so daß er nicht umfiel. Necron packte ihn am Kordelgürtel und zog ihn mit sich durch das offene Tor der Kühlen Enklave. Auch die Muskeln der Beine gehorchten nun nicht mehr Luxons Willen.
    »Wie kommst du auf Sadagar?«
    »Steinmann Sadagar trägt nicht nur viele Merkmale, die auch du besitzt«, sagte Luxon voller Mühe und wurde von Necron an die Handelssäule gelehnt. »Unter anderem einen Gürtel mit zwölf Wurfmessern, die er, wie du, immer wieder ergänzt oder ersetzt.«
    »Und sicherlich
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