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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone
Autoren: Hans Kneifel
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auch eine Samtjacke«, meinte der Alleshändler mit einem feinen Lächeln und band mit schmalen Riemen Luxons Arme hinter der Säule zusammen und tat dann dasselbe mit den Fußgelenken.
    »Auch das.«
    Necron blieb einige Schritte vor Luxon stehen und betrachtete ihn schweigend und nachdenklich. Er hob seine Schultern und meinte schließlich:
    »Die Valunen brauchen dich. Du wirst ihnen ein guter Heerführer sein können. Sie sind gar nicht so übel, und du wirst nicht leiden. In der Düsterzone des Nordens herrschen härtere Bedingungen als in derjenigen von Vanga. Deine Aufgabe wird sein, den Valunen gegen das Böse zu helfen, das von Vanga in den Norden gedrängt wurde.«
    »Und du wirst mit deinen neuen sechs Rössern davonziehen und berichten, daß der Sohn des Shallad Heerführer von Kreaturen ist, die nicht einmal die Sprache besitzen?«
    »Ich prahle nicht mit meinen Handelserfolgen«, versicherte Necron, und dann fügte er überraschend hinzu:
    »Du hast recht. Ich bin ein Steinmann!«
    Aus Luxon brach es heraus:
    »Dann, bei unserem gemeinsamen Freund, binde mich los. Tue irgend etwas, aber lasse mich nicht hier im Düsteren zurück! Du hast mich auf dem Gewissen, wenn du allein fortfährst.«
    Necron schüttelte den Kopf und sagte stockend:
    »Selbst wenn ich es jetzt noch wollte, ich könnte es nicht. Der Handel ist abgeschlossen. Du gehörst den Valunen.«
    Er wandte sich rasch ab und ging daran, seine sechs neuen Pferde einzuschirren. Die Tiere waren ruhig und schienen sich über die Bewegung zu freuen. Sie rissen nicht einmal die Köpfe hoch, als er ihnen die Trensen zwischen die Kiefer schob.
    Er ordnete die Zügel, setzte sich und wendete das Gespann langsam innerhalb der Palisaden. Langsam zogen die eingetauschten Pferde, eines im selben Grau wie das andere, den Schrein zwischen den Pfosten heraus und hielten an, als Necron dicht neben Luxon an den Zügeln zog.
    »Hör zu!« rief Luxon. »Du und Sadagar gehört demselben Volk an. Es ist eine Schande, daß du mich, den Freund deines Freundes, verkauft hast. Bringe mich nach Logghard, und du kannst mit neuen Handelswaren zwanzig Schreine vollstopfen, bis die Achsen brechen. Du kannst den Valunen alles wiedergeben. Aber bei deiner Freundschaft zu Sadagar – und bei meiner Freundschaft zu ihm! – lasse mich los!«
    »Zu spät!« sagte Necron, und dann, als sei er tief in Erinnerungen an eine ganz andere Zeit versunken! »Ausgerechnet! Steinmann Sadagar! «
    »Also doch«, schrie Luxon, der seine letzten Möglichkeiten dahinschwinden sah wie Wasser in einer Düne, »du kennst ihn! Bei unserer Freundschaft! Löse die magische Fessel und die Lederriemen. Ich stehe zu meinem Wort. Du wirst überreich belohnt werden.«
    »Geschäft ist Geschäft«, schnarrte Necron. Er schien sich Mühe geben zu müssen, grob zu sein. »Grüße Sadagar von mir, überaus herzlich, wenn du ihn treffen solltest.«
    »Wir werden dich gemeinsam verfluchen!« erklärte Luxon unruhig.
    Der Alleshändler ging nicht darauf ein und fuhr fort:
    »Und noch etwas: du sollst versuchen, aus der Düsterzone zu entkommen. Denn hier bist du immer unter dem Einfluß von Achar, dem Dämon der Rache. Außerhalb der Düsterzone wird Achar dich nicht leicht finden können.«
    »Ich danke dir für deine Großmut!« gab Luxon zurück. Necron warf ihm einen langen, nicht zu deutenden Blick zu und sagte noch einmal, tief in Gedanken:
    »Steinmann Sadagar!«
    Dann schnalzte er mit der Zunge, knallte mit der Peitsche und ließ die Zügel auf die Rücken der Pferde klatschen. Die Tiere fielen in einen lockeren Trab und zogen den schwer beladenen Schrein zurück auf die schmale Straße, die nach Osten – nach irgendwohin – führte.
    Als das Knarren und Rattern der Felgen nicht mehr zu hören war, verschwand auch der magische Bann von Luxon.
    Aber die ledernen Fesseln fielen nicht ab. Luxon zuckte überrascht zusammen und fing sofort an, die Fesseln über den groben Stein zu reiben. Das knirschende Geräusch in seinem Rücken erfüllte ihn weder mit Hoffnung noch mit Niedergeschlagenheit. Es war nicht zu ändern: so oder so war er ein Gefangener der Düsterzone und ihrer merkwürdigen Bewohner.
     
     
    *
     
    Necrons Worte kamen Luxon wieder in den Sinn. Die Dämmerzone im Norden, also in der Gorganhälfte der Welt, war von weitaus größeren Gefahren erfüllt als die Düsterzone von Vanga. Die Süder hatten alles Böse gegen die Nordwelt gesandt, und es hieß, daß auf der Südwelt die Bösen
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