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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone
Autoren: Hans Kneifel
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Lage merkwürdiger Gedanke zuckte durch Luxons Verstand. Gerade dadurch, daß der Alleshändler seine Tiere hegte, pflegte, fütterte und mit ihnen umging wie mit einer störrischen Geliebten, bewies er, daß er kein schlechter Mensch war. Er nahm für sich lediglich andere Gesetze in Anspruch, aber er befolgte sie auch selbst …
    Luxon machte sich keine Gedanken dieser Art mehr, dafür um so mehr Überlegungen, die mit seinem eigenen Überleben zu tun hatten.
    Er saß hinter dem Hals des rechts laufenden, ebenso erschöpften Tieres.
    Der Körper des anderen Pferdes war nach links gekippt. Necron – Luxon sah es, als er sich kurz umdrehte – hatte sich auf dem Bock aufgerichtet, schlug mit der Peitsche nach den wild zirpenden Angreifern und schaute sich nach seinem Zugtier um. Er machte eine entsprechende Geste, die nur bedeuten konnte: Das Tier ist tot oder stirbt in wenigen Augenblicken.
    Im gleichen Augenblick, als Luxon dies begriff, traf ein weiterer Kristallblitz das Rückgrat des Pferdes unmittelbar hinter ihm. Er duckte sich und drehte sich um. Ruckartig zog der Alleshändler an den Zügeln. Schleudernd und knirschend, weil er die Bremse angezogen hatte, kam der Schrein zum Stehen. Die Radnaben krachten rechts und links gegen die Kristallfelsen. Weit vorn sah Luxon, als er mit einem Satz vom Pferderücken sprang, das Ende der Schlucht. Das Tier schrie und keilte aus, seine Bewegungen wurden matter und langsamer. Es knickte in den Hinterläufen ein. Der Kristallspeer aus der Höhe hatte die Knochen durchtrennt.
    Wieder schlug Luxon mit dem zweischneidigen Beil zu und versuchte, so schnell wie möglich das Tier aus dem Geschirr zu befreien. Vor seinen Augen starb das Pferd auf qualvolle Weise, aber in sehr kurzer Zeit.
    Er duckte sich und tötete einen Kristallschweber. Zwei hundeartige Wesen kamen heran und schnappten nach seinen Knien. Er zerschmetterte sie mit Hieben, die er ungemein kraftvoll führte. Von den Angreifern blieben nur Kristallwolken übrig, die sich auf den Felsen legten und rasch neue Angreifer gebaren, die sich aus ihnen formten.
    »Auf den Kutschbock, Luxon!« donnerte Necron von hinten.
    Als die letzte Leine durchtrennt war, zogen die vier übriggebliebenen Tiere den Schrein weiter. Das Tempo war nicht sonderlich hoch, aber die heranrennenden und herunterstoßenden Rätselwesen stürzten sich auf die beiden regungslosen Tierkörper. Luxon wartete, bis die Trittfläche sich ihm genähert hatte und zog sich schnell auf den Kutschbock hinauf. Necrons Peitsche schnalzte. Die Tiere wurden schneller, aber zu einem Galopp reichte ihre Kraft nicht mehr. Trotzdem erreichte der Schrein ein Stück abschüssige Straße und wurde geringfügig schneller.
    »Vielleicht haben wir es geschafft«, sagte Necron halblaut. Sein Gesicht war eine harte, unbewegliche Maske.
    »Dies waren jene Wesen, die du ,Bizarre’ nanntest?« wollte Luxon wissen. Er sagte sich daß Necron inzwischen so oft den Bannzauber gelöst und wieder ausgesprochen hatte, daß die Wahrscheinlichkeit wuchs, daß er ihn demnächst vergaß.
    »Ja. Und ich ahne, daß wir in ein Gebiet kommen, das ich besser meiden sollte.«
    »Das Düsterland um Lazulis Burg?«
    »Richtig. Einst brachte er die Valunen in seine Abhängigkeit und wollte mehr Land im Norden und außerhalb der Düsterzone erobern. Und auch er kennt mehr Dämonen, als wir beide uns zusammen vorzustellen vermögen.«
    Das Gespann ratterte in der Geschwindigkeit eines schnellen Trabes durch Kristallwolken. Die langen Speere und Pfeile, die herunterschossen, hatten noch nicht wieder getroffen. Und die schwebenden und kriechenden Wesen konzentrierten sich auf die beiden Pferdekörper. Im Moment sah es so aus, als wären die Männer auf dem Kutschbock gerettet.
    »Diese Bizarren… sie formen sich aus Kristall!« stöhnte Necron nach einer Weile. »Ich habe jeden Zauber angewandt, den ich kenne. Aber das, was wir erlebten, ist wirklich. Es ist wirkliches Schwemmgut der Schattenzone. Eine gräßliche Sache.«
    »Ebenso gräßlich wie der Tod der beiden Pferde!« stimmte Luxon zu. »Gibt es Ersatz für die Tiere?«
    »Aber erst, wenn ich mit den Valunen handeln kann«, entgegnete Necron. Luxon stieß ein heiseres Lachen aus.
    »Was bedeutet, daß du mich gegen zumindest zwei Pferde eintauschen wirst.«
    »So oder ähnlich. Du bist mehr wert.«
    »Vielleicht noch einen Ballen schwarzer Samt und ein halbes Dutzend deiner Wurfmesser, wie?«
    »Mag sein«, gab der Alleshändler einsilbig
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