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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone
Autoren: Hans Kneifel
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hatte weniger Furcht vor hochspringenden Tieren, sondern er fürchtete um die unersetzlichen Pferde.
    »Kannst du sie nicht mit einem Zauber verscheuchen?« fragte er besorgt und versuchte, zugleich den Weg und mehr von den Körpern der Schattenwölfe zu erkennen.
    »Nein. Aber sie wollen kein Fleisch und kein Blut. Sie saugen das Leben aus den Tieren und aus unseren Körpern.«
    »Hilft diese Waffe gegen sie?«
    »Ja, denn die Schneiden sind magisch besprochen!«
    Jetzt schlug Necron die Pferde mit der Peitschenschnur. Es war das erstemal auf dieser Reise. Die Tiere keuchten und schienen ihre Anstrengungen zu verdoppeln. Luxon konnte merken, daß die leuchtenden Augen, die zuckenden Schweife und die weißen Zähne der Schattenwölfe zurückfielen.
    Der Weg wand sich, wie auch der falsche Pfad vor einigen Stunden, ohne Steigungen und Gefälle durch die unübersehbare Menge der senkrechten, säulenartig hochstrebenden Baumstämme. Die Felgen krachten über Steine und Wurzeln, die Achsen begannen zu kreischen, das Hufgetrappel, das Keuchen der Pferde und das Knarren der Deichsel. Waagscheite und Lederkummete, die aufgeregten Rufe der beiden Männer und das zischende, fast schlangenartige Hecheln der Schattenwölfe vermischten sich zu einem wilden Inferno schauerlicher Geräusche.
    Luxon hob das magische Beil.
    »Lasse sie nicht an dich heran!« schrie Necron. »Sie sind tödlich! Kein Zauber kann sie verscheuchen.«
    »Vielleicht lehrt dich das, mir mehr Freiheit zu geben!« versuchte Luxon zu drohen. Der Alleshändler nickte, ohne ihn anzusehen. Er beschränkte sich darauf, das dahinrasende Gespann so geschickt wie möglich zu lenken.
    »Du bist frei – für eine kurze Weile!« schrie Necron. Im selben Moment sprang der erste Wolf mit einem gewaltigen Satz auf den Kutschbock hinauf. Seine kaum sichtbaren Hinterläufe krallten sich an eine Leiste der Schreinflanke. Luxon holte aus, zielte sorgfältig, und dann pfiff das Beil durch die Luft und spaltete den Schädel des Wolfes. Aber schon waren die anderen des Rudels heran. Sie stürzten sich auf die Pferde und sprangen an beiden Seiten des Schreines hoch. Unablässig schlug Luxon, der das Gefühl genoß, sich ohne Fesseln bewegen zu können, mit der Malbarte nach den Bestien. Die Pferde kreischten förmlich vor Angst. Die grauen, formlosen Schatten hingen an den Hälsen der Pferde und sprangen über die Schultern und Kruppen der auskeilenden Zugtiere. Einen Schattenwolf erledigte Necron mit einem Bolzen der Armbrust, die er mit der Linken abschoß. Einen zweiten, der sich im Hals des rechten Zugpferdes verbiß, tötete er mit einem blitzschnellen Messerwurf.
    »Schnell wie Sadagar«, knurrte Luxon und ließ sein Beil kreisen. Die Pferde, in panischer Furcht, brauchten die Peitsche nicht mehr. Sie rasten mit wirbelnden Hufen weiter und rissen den Wagen mit sich. Nur wenige Momente später schien der Boden aufzuleuchten. Ein breiter, fast ovaler Fleck sonnenhellen Lichtes breitete sich aus. Der Weg führte mitten hindurch.
    Und in dem Augenblick, als das Gespann in die grelle Lichtflut hineindonnerte, verschwanden die Schattenwölfe, als habe sie es nie gegeben.
    »Das war die Rettung!« sagte Necron und wischte sich kalten Schweiß von der Stirn. »Dort vorn ist eine Zone der Ruhe. Und du bist wieder an deinen Platz gebannt.«
    »Es gibt niemanden, der dir an Kaltblütigkeit gleicht«, knurrte Luxon enttäuscht. »Ich habe gehofft, du vergißt es.«
    Der Schrein fuhr, langsamer werdend, auf einen kleinen Hügel zu. Er erhob sich, glatt und ohne Bewuchs, mitten im Wald. Der Weg führte in einer mehrfach gekrümmten Spirale bis auf den glatten Gipfel. Mit letztem Schwung kletterten die erschöpften Tiere die Serpentinen aufwärts. Der Schrein stand schließlich auf der fast völlig glatten Fläche des stumpfkegeligen Hügels, fast in der Höhe der Baumkronen. Im letzten Schein des aufwärts wandernden Wegweisers zum Irrsinn zeichneten sich die Silhouetten des Schreines, der sechs erschöpften Tiere und der beiden Männer gegen den stumpfgrauen Himmel der Düsterzone ab. Vorsichtshalber hatte Necron, der raffinierte Alleshändler, seinen Gefangenen mit einem Bann belegt.
    Luxon würde das Plateau nicht verlassen können.
     
     
    7.
     
    Die Pferde, getränkt und ausgeruht, zogen den Schrein in leichtem Trab auf den Paß im Kristallgebirge zu. Auch die Männer hatten sich einigermaßen erholt, aber Luxon saß der Schrecken – nicht, was die überstandenen Abenteuer
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