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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone
Autoren: Hans Kneifel
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berichtet hast, dann wird Lazuli für mich niemals wieder eine ernstzunehmende Gefahr sein können. Wenn es stimmt.«
    »Vertrau meinen Worten. Es stimmt«, knurrte Luxon. »Achar hat ihn vernichtet.«
    »Aber nicht zerstört«, entgegnete Necron. »Die Hexe Quida, seine engste Verbündete, wird auf Rache sinnen. Ich kenne sie. Meine Überlegungen waren richtig, aber du warst nicht in Gefahr. Du bist viel zu kostbar für mich.«
    »Deswegen auch die Freundlichkeit!« brummte Luxon und deutete auf den Sitz unter sich.
    »So ist es.«
    Gleichzeitig drehten sie sich um und warfen einen letzten Blick auf Lazulis Burg. Das spitze Gebäude schien zu schwanken und zu taumeln. Aber dieser Eindruck war falsch und entsprang mehr Necrons Vorstellungen der nahen Zukunft als der Wahrheit. Die spitzen Zinnen und die zerfallenden Dächer strahlten aus winzigen Öffnungen stechendes Licht aus. Aber auch dieses Licht vermochte nicht, die Düsternis aufzuhellen.
    »Wohin geht jetzt unser… dein Weg?« fragte Luxon, als die Burg fast nicht mehr zu sehen war. Langsam trotteten die vier Pferde durch die Landschaft aus kleinen Hügeln und Halbkugelbäumen.
    »Mitten ins Land der Valunen.«
    »Und hier wirst du mich gegen irgendwelche wichtigen Waren eintauschen?« fragte Luxon ohne viel Hoffnung.
    »So ist es. Wir müssen nur noch die Kühle Enklave erreichen.«
    »Es gibt viele schöne und einschmeichelnde Namen in deinem Land, Necron«, bestätigte Luxon. »Das erinnert mich an meine Zeit in Sarphand. Da hatten wir auch die drolligsten Bezeichnungen für die gräßlichsten Schrecken.«
    »Sind alles nur Äußerlichkeiten«, tröstete ihn Necron. »Überdies ist es nicht mehr weit.«
    Wieder schwiegen sie. Aber ihre Blicke schweiften durch das Land und versuchten, Gefahren zu erkennen, ehe sie den Schrein erreichten. Der Abend und die Nacht mit ihrer Dunkelheit waren nicht mehr fern. Luxon sagte sich immer wieder, daß auch an dieser Stelle ein Fluchtversuch hauptsächlich deswegen sinnlos und selbstmörderisch war, weil er niemals erfahren konnte, wo sich die Grenze der Düsterzone befand. Und von den wirklichen und den eingebildeten Gefahren innerhalb des Landes hatte er inzwischen genügend erfahren und fürchtete sie.
    Nach ein, zwei Stunden tauchte hinter einem schütteren Wäldchen eine Palisadenreihe auf.
    »Wohnen dort die Valunen?« erkundigte sich der Sohn des Shallad und knotete die Korden um seine mitgenommene Kutte fester.
    »Dahinter. Das ist die Kühle Enklave.«
    »Warum dieser Name?«
    »Wegen des Brunnens und anderer Dinge. Wer sich dort drinnen befindet, ist vor magischen Einflüssen geschützt, und natürlich auch vor anderen Gefahren.«
    Die Palisaden bestanden aus uralten Balken, die einst oben nadelfein zugespitzt gewesen waren. Dicke, sorgfältige Verbindungen aus Weidengeflecht oder ähnlichen Pflanzenteilen hielten an mehreren, abgestuften Stellen die Bohlen aneinander fest. An wenigen Stellen waren die Balken abgeschnitten, so daß kleine Durchblicke entstanden waren. Aber nun wucherten an vielen Stellen fahle, schwarzblättrige Pflanzen aus dem Boden und rankten sich an den Palisaden hoch. Die Spuren, die von der schmalen Straße abzweigten und zum Eingang in die Enklave führten, waren tief eingeschnitten.
    Die Pferde schleppten sich dorthin, als hätten sie den Weg allein gefunden. Necron kletterte schwerfällig vom Kutschbock hinunter und sah sich innerhalb der Palisaden sorgfältig um.
    Luxon tat dasselbe. Er erblickte von Alter und Verwitterung geschwärzte Balken, etwa drei Mannslängen hoch. Die Enklave besaß einen Durchmesser von schätzungsweise hundert Schritten. Es gab nur ein Tor, das Necron jetzt mit einer Anzahl quer eingeschobener Balken verrammelte. Einige Feuerstellen aus schweren, rußgeschwärzten Steinblöcken, ein Brunnen, der mit dünnem Strahl sprudelte, Feuerholz und etliche Krüge und Schüsseln aus Tonzeug standen auf den Steinen.
    Necron schirrte die Pferde aus und befreite sie von jeglichem Zaumzeug. Sie trotteten zum Brunnen und tauchten die Münder tief ins kühle Wasser.
    Dann winkte der Alleshändler seiner »Ware«.
    »Komm herunter. Ich habe den Bann von dir genommen. Trotzdem wirst du nicht aus der Enklave entkommen können«, rief Necron. Luxon gehorchte mit starren Gliedern. Er war hungrig, durstig und todmüde.
    »Überaus herzlichen Dank«, sagte Luxon. Sie entzündeten ein Feuer, kochten Tee und aßen noch immer schweigend einen Teil der Vorräte. Luxon wußte, daß
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