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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
Autoren: Graham Masterton
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zweiköpfigen Hund an seinem wasserdurchtränkten Genick heraus. Er konnte ihn in der trüben Dunkelheit des Schwimmbeckens nicht genau sehen, doch Quintus würde ihn so deutlich vor seinem inneren Auge erkennen, als ob ein Flutlicht darauf schien.
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Jack, dass es nicht klappen würde. Doch dann krümmte sich Quintus und verkrampfte. Er wirbelte von Jack weg, doch dieser konnte die epileptischen Anfälle deutlich wahrnehmen – genauso wie den sprudelnden Schrei absoluten Entsetzens.
    Jack beförderte sich durch Treten an die Oberfläche des Pools, doch er hielt den monströsen Hund immer noch fest in der Hand. Die plätschernden Wellen, die in Richtung des Beckenrands schwappten, verrieten ihm, wohin Quintus verschwunden war. Der Himmel wurde langsam hell, auch wenn es immer noch regnete.
    Die Fliesen am anderen Ende des Pools krachten und splitterten entzwei, als Quintus von Krämpfen geschüttelt das Wasser verließ und in die Erde zurückkroch. Jack nahm die Verfolgung auf und erreichte bald die Leiter. In diesem Moment hörte er etwas ganz dicht neben sich klirren. Es war die Perrier-Flasche, die auf der Wasseroberfläche schwamm und gegen den Rand prallte. Er nahm sie an sich – hätte sie am liebsten geküsst.
    Jack schwang sich die Leiter hinauf, so gut das mit seinen klatschnassen Klamotten eben ging, und setzte Quintus über das Gras nach. Wie ein Schild oder einen grässlichen Talisman hielt er den missgebildeten Hund mit den zwei Köpfen ausgestreckt vor sich.
    Quintus erreichte die niedrige Ziegelsteinmauer, welche die Wiese von den Bäumen trennte. Das Schieben und Schleifen im Mauerwerk verriet Jack, dass Quintus sich zwischen zwei Reihen von Steinstufen in einem etwa vier Meter großen Abschnitt der Mauer befand. Er fühlte sich an einen Mann mit chronischer Erkältung erinnert, der sich unter seiner Bettdecke verkroch.
    Jack legte den Hundekadaver ganz in der Nähe ab und öffnete dann zielstrebig die Flasche mit dem Weihwasser. Er ging einmal um den Mauerabschnitt herum, sprach sein Gebet und verteilte das Wasser.
    »Quintus!«, schrie er. »Kannst du mich hören, Quintus? Du sitzt in der Falle, hier kommst du nicht mehr raus!«
    Es kam keine Antwort, doch die Steine rieben trocken gegeneinander, als ob jemand mit einem Mund voller Sand mit den Zähnen knirschte.
    »Quintus, wo ist Karen? Was hast du mit ihr angestellt, Quintus? Ich werde nicht zulassen, dass du sie opferst, Quintus! Hast du mich verstanden?«
    Du erbärmlicher Wurm, ließ sich Quintus’ schroffe Stimme plötzlich vernehmen. Ich kann sie nicht opfern, weil sie längst tot ist. Du hast mir keine Zeit gelassen, du mit deinem Weihwasser und deinen stümperhaften Gebeten! Ich habe sie wegen dir getötet!
    »Du lügst!«, schrie Jack in Richtung Mauer. »Du hältst sie irgendwo versteckt!«
    Ich wünschte, es wäre so. Aber sie ist tot, Jack. Zermatscht wie Tomaten.
    Jack sog zweimal schnell und zitternd die Luft ein: »Oh Herr, sorg dafür, dass dieser Sünder in der Mauer eingesperrt bleibt, denn er hat alles verdient, was bald auf ihn zukommt, Amen.«
    Mit steifen Gliedern drehte er sich herum und stapfte wieder Richtung The Oaks zurück. Er war zu erschöpft, um zu rennen. Am hinteren Ende des Gewächshauses hatte er einen Schuppen gesehen. Und wo ein Schuppen war, fand sich in der Regel auch Werkzeug.
    Die kleine Hütte war mit einem Schloss verriegelt, doch alles war so morsch, dass er die Tür mit Leichtigkeit aus ihren rostigen Angeln treten konnte. Im Inneren fand er haufenweise Blumentöpfe, einen Rasenmäher aus grauer Vorzeit, Benzinkanister, Unmengen von Pflanzstäben aus Bambus und genau das, was er jetzt brauchte – eine Spitzhacke.
    Erschöpft machte er sich über die Wiese wieder auf den Weg zur Mauer, in die Quintus eingesperrt war. Die Sonne schimmerte schwach durch die Wolken und glänzte auf dem regendurchtränkten Gras.
    Jack lockerte mit der Hacke die beiden oberen Reihen der Mauersteine. Dann nahm er sich die nächsten vor und setzte sein Werk fort, bis die Absperrung in sich zusammenfiel.
    Quintus fing an zu toben. Bleib weg, du Arschloch! Bleib bloß weg! Ich werde dich dafür töten, ich werde dich in Stücke reißen!
    Doch Jack reagierte gar nicht darauf. Er war viel zu erschöpft, um sich eine Antwort zurechtzulegen, setzte einfach unverdrossen sein Werk fort und hämmerte weiter auf die Mauerreste ein, bis er Quintus in die hinterste Ecke zurückgedrängt
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