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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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blinzelte. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen darf.«
    »Blödsinn. Corinna Lahrmann ist tot. Ihre Entführungen sind Geschichte, ein Beispiel mehr für die Wissenschaft.«
    »Corinna Lahrmann kam mit der Erinnerung an ein Missbrauchserlebnis in ihrer Kindheit. Aber bitte! Das ist nicht ungewöhnlich. Eine sehr beliebte Tarnerinnerung der Außerirdischen. Die sexuellen Experimente, die die Großen Wesen im Raumschiff durchführen, können ähnliche Gefühle wie der sexuelle Missbrauch auslösen: das Gefühl des Ausgeliefertseins, der Erniedrigung. Und da liegt es nahe …«
    Ich trat einen Schritt näher an ihn heran. »Haben Sie mal daran gedacht, dass die Erinnerung real war? Dass Corinna tatsächlich in ihrer Kindheit ein furchtbares Erlebnis mit einem Menschen hatte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das wäre zu banal.«
    Meine linke Hand schnellte vor und packte seine Strickjacke. Ich zitterte vor Wut.
    »Sie sind ein Arschloch, Angernagel. Sie haben Corinna auf dem Gewissen. Vielleicht nicht allein, andere waren auch beteiligt. Aber Sie haben sich mitschuldig an ihrem Tod gemacht.«
    Er grinste schief. »Das ist doch lächerlich.«
    Ich schlug zu. Es war nicht geplant, ich verlor einfach die Kontrolle.
    Angernagel taumelte zwei Schritte zurück und wischte sich mit dem Handrücken über die aufgeplatzte Lippe. Ein paar Blutstropfen versickerten in der Strickjacke.
    »Fühlen Sie sich jetzt besser, Herr Wilsberg?«
    Er gefiel sich in der Opferrolle. Ich hielt die Luft an und wartete darauf, dass die Blitze vor meinen Augen verschwanden. Ich durfte nicht durchdrehen.
    Angernagel zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und betupfte seine Lippe.
    »Schlagen Sie mich ruhig! Die Wahrheit lässt sich nicht erschlagen. Es ist das Schicksal großer Forscher, in ihrer kleingeistigen Umwelt auf Unverständnis und Aggressionen zu stoßen. Wie sagte doch Galileo Galilei, nachdem ihn der Vatikan gezwungen hatte, zu widerrufen: Und sie dreht sich doch. «
    Der Vergleich war nicht dazu angetan, mich zu beruhigen. Am liebsten hätte ich ihm noch eine gescheuert.
    In diesem Moment sprang die Tür auf, und Peter Hofknecht stand im Rahmen.
    »Herr Angernagel! Sie sind ja verletzt.« Er drehte sich zu mir und nahm eine drohende Haltung ein. »Sie schon wieder! Na los! Legen Sie sich doch mit mir an! Ohne Ihren großen Freund haben Sie wohl keinen Mut, wie?«
    »Nicht doch, Peter!«, befahl Angernagel mit scheinheiliger Stimme. »Wir stellen uns nicht auf eine Stufe mit Leuten wie Herrn Wilsberg. Solch primitiven Schlägern tut man damit nur einen Gefallen.«
    Auf steifen Beinen stakste ich zur Tür. Ich hatte einen salzigen Geschmack im Mund. Mit einer Stimme, die ich selbst nicht erkannte, fauchte ich Hofknecht an: »Aus dem Weg!«
    Lieber wäre es mir gewesen, er hätte die Anweisung nicht befolgt. Dann hätte ich ihn gegen einen Schrank stoßen können. Aber er wollte einem primitiven Schläger wie mir keinen Gefallen erweisen.
     
    Ich steckte mir einen Zigarillo an und blieb fünf Minuten fast regungslos im Auto sitzen. Es gab keinen Grund, auf mich stolz zu sein. Ich hatte mich wie ein Idiot benommen. Hofknecht würde dafür sorgen, dass sich der Zwischenfall schnell unter Angernagels Jüngern herumsprach. Hatten sie in dem Pseudo-Therapeuten bislang einen Guru gesehen, so würde er in Zukunft Märtyrerstatus genießen. Und was hatte ich erreicht? Nichts, absolut nichts.
    Ich startete den Motor und fuhr los. Um auf dem kürzesten Weg nach Münster zurückzukehren, hätte ich wenden müssen. Aber ich folgte einfach der kurvigen Straße, die durch so unbedeutende Käffer wie Uhlenbrock und Hansell führte. Im Moment konnte ich weder mich noch mein leeres Büro ertragen.
    Erst kurz vor Greven, beim Landgasthaus Vosskotten, bog ich nach Münster ab. Die Kanalstraße verlief schnurgerade entlang des alten Max-Clemens-Kanals. Während ich dumpf vor mich hinbrütete, achtete ich nicht auf die wenigen Autos, die mir entgegenkamen. Und auch den grünen Wagen, der mich überholte, sah ich erst, als er sich schon auf einer Höhe mit meinem Alfa befand. Viel zu spät begriff ich, wem das Auto gehörte.
    Der Fahrer starrte mich wütend an, bevor er heftig am Lenkrad riss. Der Aufprall traf mich unvorbereitet, ich konnte den Alfa nicht auf der Straße halten. Ein paar Büsche und Sträucher stellten sich mir in den Weg. Ich versuchte gegenzusteuern, aber die Räder auf der rechten Seite hatten die Bodenhaftung verloren. Der Wagen
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