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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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anscheinend sein Markenzeichen. Wässrig helle Augen starrten mich mit kindlicher Neugierde an.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass Sie kommen. Peter Hofknecht hat mir erzählt, dass Sie hinter dem Selbstmord von Corinna Lahrmann ein Geheimnis wittern.« Er artikulierte sehr deutlich und mit einem gewissen Knödeln in der Stimme, als hätte er einen Olivenkern im Mund, ähnlich wie ehemalige Fußballstars, die geistvolle Kommentare zu den Darbietungen der Nationalmannschaft abgeben sollen.
    »Ja. Und sicher interessiert es Sie auch, dass Sandra Nebel heute Nacht in eine Psychiatrische Klinik eingeliefert worden ist. Der Außerirdischen-Scheiß, den Sie ihr eingetrichtert haben, hat bei ihr zu einem Panikanfall geführt.«
    »Oh. Das bedauere ich zutiefst.« Seine Lippen kräuselten sich zu einem gekränkten Lächeln. »Den kausalen Zusammenhang, den Sie herstellen, muss ich allerdings zurückweisen. Frau Nebel hat die Behandlung bei mir abgebrochen. Ich habe sie vor den psychischen Belastungen, zu denen das führen kann, gewarnt. Aber sie wollte meine Hilfe nicht länger in Anspruch nehmen.«
    »Hilfe? Nennen Sie das etwa Hilfe, was Sie machen?«, schnauzte ich ihn an. »Sie suggerieren den Leuten, die mit psychischen Problemen zu Ihnen kommen, dass Raumschiffe um die Erde kreisen und irgendwelche Aliens Menschen entführen, um sexuelle Experimente mit ihnen anzustellen.«
    Er wackelte energisch mit dem Kopf. »Nein, nein, Herr Wilsberg. Das sehen Sie völlig falsch. Ich helfe meinen Patienten, ihre Entführungserlebnisse zu verarbeiten. Die Entführungen selbst sind der Grund für die Probleme, die die Patienten haben. Die Entführungen sind teilweise unangenehm, auch schmerzhaft. Sie können zu Ängsten, Albträumen, ja, im Extremfall sogar zu psychotischen Zuständen führen. Meine Aufgabe besteht darin, die Erinnerung an die Entführungen aufzudecken. Das ist der erste Schritt für die Betroffenen, kompetent und verantwortungsbewusst mit ihrem Erlebnis umzugehen. Denn auf der anderen Seite ist es eine große Gnade, in Kontakt mit einer der Menschheit weit überlegenen Intelligenz zu kommen.«
    Mein Puls raste. »Sie behaupten ernsthaft, dass es Außerirdische gibt? Und Sie wagen, diesen Schwachsinn als Therapie zu verkaufen?«
    »Selbstverständlich, Herr Wilsberg. Es gibt Tausende, Zehntausende von Berichten über Entführungen. Menschen auf der ganzen Welt, die sich untereinander nicht kennen, haben ähnliche Erlebnisse zu Protokoll gegeben. Das ist ein eindeutiger empirischer Beweis für die Realität der Kontakte. In den USA, wo die Entführungsforschung viel weiter fortgeschritten ist als bei uns, hat John E. Mack, ein Professor für Psychiatrie an der renommierten Harvard Medical School, die Entführungen systematisch untersucht, und David M. Jacobs, ein Historiker, hat aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen ein Diagramm …«
    »Hören Sie auf mit dem Gelaber!«, fuhr ich ihn an. »Ihre sogenannten Experten interessieren mich einen Dreck. Die benutzen sich gegenseitig als Zeugen, bis sie selbst daran glauben, dass sie ein grünes Männchen im Badezimmer haben.«
    »Das ist der Standpunkt eines Ignoranten«, sagte Angernagel pikiert.
    »Ein Doktortitel vor dem Namen bedeutet nicht, dass sein Träger ein Leben lang klar denken kann. Sobald ein Raumschiff auf dem Potsdamer Platz gelandet ist, werde ich Sie nicht mehr für einen Spinner halten. Aber bis dahin …«
    »Das ist es ja gerade«, fiel er mir ins Wort. »Die Außerirdischen sind doch gar nicht an Öffentlichkeit interessiert. Sie wollen nicht mit uns kommunizieren, wahrscheinlich, weil wir viel zu rückständig sind. Sie verfolgen andere Pläne. Nebenbei, weil Sie wegen Sandra Nebel so aufgebracht sind: Sie kam als experiencer zu mir.«
    »Als was?«
    »Als jemand, der die Erfahrung gemacht hat. Sie wusste , dass sie von Außerirdischen entführt worden war. Ich habe es ihr nicht, wie Sie anscheinend vermuten, eingeredet.«
    »Und wie war das bei Franka Holtgreve, meiner Assistentin? Franka hatte keinerlei Erinnerung an fremde Wesen, bevor sie von Ihnen hypnotisiert wurde.«
    Angernagel nickte großzügig. »Da lag der Fall in der Tat anders. Es erforderte allerdings keine große Anstrengung, um die Tarnerinnerung zu durchbrechen. Sehen Sie, Herr Wilsberg, in der Regel hinterlassen die Außerirdischen Tarnerinnerungen, um die Entführungen zu verschleiern.«
    »Und mit welcher Tarnerinnerung ist Corinna Lahrmann zu Ihnen gekommen?«
    Angernagel
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