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Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wütenden Fluch aus, als er mit dem Hinterkopf gegen die Scheibe knallte. Ein schrilles Hupen erklang. Der zerschrammte schwarze Van machte einen verspäteten Schlenker, um dem Hindernis auszuweichen, das schon gar nicht mehr da war.
    Stefan fand mit einiger Mühe sein Gleichgewicht wieder und brachte mit deutlich mehr Mühe sogar das Kunststück fertig, seine Arme und Beine aus dem Knäuel von Gliedmaßen zu lösen, in das sie sich verstrickt hatten, ohne dass er sich dabei 18
    irgendetwas brach oder verrenkte. In dem Laden hinter ihnen begann eine Alarmsirene zu heulen. Passend dazu blitzte hinter der Scheibe ein rotes Flackerlicht auf.
    »Was zum Teufel war denn das für eine Aktion?«, brüllte Stefan. »Wolltest du dich umbringen oder was?«
    Mike antwortete nicht, sondern starrte dem Wagen hinterher.
    Es war ein schwarzer Van, alt, hier und da schon ein wenig zerbeult und verkratzt und mit abgedunkelten Scheiben. Er wurde schneller, als hätte der Fahrer gar nicht bemerkt, was soeben passiert war. Doch Mike wusste es besser: Trotz der getönten Scheiben hatte er das Gesicht des Mannes hinter dem Lenkrad erkannt.
    Es war ein Indianer gewesen.

    *

    Sie aßen an diesem Tag nicht bei Denny's. Die Schaufensterscheibe hatte dem Schlag zwar standgehalten, dennoch hatte der aufgebrachte Ladenbesitzer, der drei Sekunden später aufgetaucht war, einen gewaltigen Aufstand gemacht. Zu allem Überfluss waren fünf Minuten später auch noch die Cops aufgetaucht; offensichtlich war die Alarma nlage direkt mit der Polizei verbunden gewesen.
    Mike hatte wenig bis gar nichts von dem verstanden, was zwischen den Polizisten, dem Ladenbesitzer, Frank und Stefan besprochen wurde, aber es gehörte nicht viel Fantasie dazu, den Inhalt des Gespräches zu erraten. Frank redete mit Engelszungen, jedoch vergeblich: Der Ladenbesitzer verzichtete zwar auf eine Anzeige (was vermutlich an dem Fünfzig- Dollar-Schein lag, den Frank ihm über die Theke zuschob), aber die Beamten ließen sich trotzdem ihre Reisepässe zeigen und notierten sich ihre Personalien. So viel zu Mikes Hoffnung, mit dem Grenzübertritt auch ihre Spuren verwischt zu haben.
    Wenigstens hatten sich Mikes Füße einigermaßen erholt, als 19
    sie das Geschäft endlich wieder verließen.
    »Das war eine fantastische Ak tion! Wirklich absolute Spit-zenklasse. Ihr hättet mir vorher sagen können, dass wir einen Abenteuerurlaub der ganz besonderen Art planen!« Stefan sprühte vor schlechter Laune, als sie sich auf den Rückweg zum Hotel machten. »Kann mir einer von euch beiden sagen, was diese vollkommen hirnrissige Aktion sollte?«
    Mike antwortete nur mit einem Achselzucken, und auch Frank beließ es bei einem knappen, freudlosen Grinsen. Wie sie alle polterte Stefan mitunter grundlos herum, ohne dass es etwas zu bedeuten hatte. Nun allerdings lag eine Schärfe in seiner Stimme, die neu war.
    Mike konnte sich nicht erinnern, sie jemals an ihm bemerkt zu haben. Wahrscheinlich war es besser, ihn nicht noch weiter zu reizen.
    Sie gingen schweigend in Richtung Hotel zurück, und wahrscheinlich hätten sie auf dem ganzen Weg kein Wort mehr miteinander gewechselt, wäre Stefan nicht plötzlich stehen geblieben und hätte zur anderen Straßenseite gedeutet.
    »Seht mal.«
    Mikes Blick folgte der Geste. Ihm fiel nichts Außergewöhnliches auf: ein paar Läden - die meisten davon schon rein äußerlich in einem Zustand, der wenig Lust erweckte, sie zu betreten -, zwei oder drei schmale, leer stehende Grundstücke, auf denen das Unkraut wucherte ... Er sah Stefan fragend an.
    »Der Motorradladen.«
    Mike sah genauer hin. Was Stefan als Motorradladen be-zeichnete, kam ihm vor wie eine heruntergekommene Bretter-bude, über deren Eingang jemand ein Harley-Davidson-Schild festgenagelt hatte. »Und?«
    Stefan verdrehte die Augen. »Vielleicht finde ich das ein oder andere Ersatzteil, das ich brauchen könnte, um aus deinem Schrotthaufen wieder ein fahrtüchtiges Motorrad zu machen«, sagte er boshaft.

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    Mike schwieg wohlweislich und folgte mit Frank zusammen Stefan über die Straße. Ihm war nicht ganz klar, was Stefan dort drüben zu finden hoffte: Die Intruder sah zwar ramponiert wie eine französische Fregatte nach der Schlacht von Trafalgar aus, aber sie war fahrtüchtig, und die Teile, die sie benötigt hätten, um sie auch optisch wieder herzurichten, würde es in diesem Laden ohnehin nicht geben. Aber Stefan machte ganz den Eindruck, als würde er explodieren, wenn er auch nur
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