Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Kaffee zu rühren, obwohl er gar keinen Zucker hineingetan hatte. »Aber dein Stimmungswechsel verblüfft selbst mich - so etwas kenne ich bei dir eigentlich nur, wenn du gerade den Abgabetermin von einem deiner Romane wider Erwarten doch noch eingeha lten hast. Abgesehen davon hat Stefan überhaupt keine Ahnung, was du seit deinem Sturz durchgemacht hast. Und ich finde, dabei sollte es auch ble iben.«
    Mike fand diese Bemerkung vollkommen überflüssig. Aber er spürte, dass Frank auf etwas Bestimmtes hinauswollte, und normalerweise war es nicht seine Art, lange um den heißen Brei herumzureden. Also würde er einfach warten - wie er es immer tat, wenn Frank zum Beispiel mit seinem journalisti-schen Spürsinn eine Idee ausgegraben hatte, um sie ihm dann bei passender Gelegenheit als interessante Wendung für ein aktuelles Romanmanuskript unter die Nase zu reiben.
    »Eigentlich müsste ich jetzt ja stinksauer auf dich sein«, sagte Frank nach einer Weile.
    »Bist du aber nicht.«

    6
    »Aber ich sollte es«, beharrte Frank. »In erster Linie natürlich, weil du dich mir nicht gleich anvertraut hast. Außerdem hast du uns alle in Gefahr gebracht - vor allem mit dem kleinen Stunt auf der Bergstraße.«
    »Wie ich die Sache sehe, habe ich vor allem mich in Gefahr gebracht. Was soll das jetzt? Ich dachte, die Sache wäre erledigt.«
    Statt direkt zu antworten, drehte sich Frank auf dem billigen Plastikstuhl so weit herum, dass er zu den drei Motorrädern hinaussehen konnte, die schräg nebeneinander am Straßenrand vor dem Jailhouse Cafe abgestellt waren. Zwei der drei Intruder blitzten im hellen Licht der Vormittagssonne, als kämen sie frisch aus der Fabrik, aber die Dritte bot einen Anblick des Jammers.
    Stefans provisorische Reparaturen hatten die Maschine zwar wieder fahrtüchtig gemacht, den optischen Eindruck aber nur noch verschlimmert. Einige Teile waren mit Klebeband fixiert, damit sie nicht abfielen, bei anderen hatte Stefan mit Draht nachgeholfen. Die tiefen Schrammen und Kratzer im Lack wirkten wie schlecht verheilte Narben, und aus dem Motor tropfte eine ölige Flüssigkeit.
    Es sah schlimm aus. Stefan behauptete zwar, dass es halb so wild war, und Stefan verstand eindeutig mehr von Maschinen als Mike, aber er war kein Mechaniker, sondern Zahnarzt.
    Frank und Stefan hatten ihre Maschinen zu beiden Seiten seiner Intruder abgestellt; zwei chromblitzende, flache Raubtie-re, die einen verletzten Kameraden in die Mitte genommen hatten, um ihn zu beschützen.
    »Wir sind vorhin an einer Werkstatt vorbeigekommen«, sagte er. »Sobald wir unser Hotel gefunden haben, fahre ich mal vorbei und sehe nach, ob sie mir helfen können.«
    »Du hättest es mir sagen sollen«, sagte Frank. »Ich dachte, wir wären Freunde.«
    Gerade deshalb habe ich nichts gesagt, dachte Mike, sagte 7
    aber nichts. Frank wusste es ohnehin.
    »Das nächste Mal rückst du gleich mit der Sprache raus, ist das klar?«
    »Klar, Chef«, antwortete Mike. »Aber es wird kein nächstes Mal geben.«
    »Hast du dir vorgenommen, in Zukunft nur noch Weiße zu überfa hren?«
    »Statistik«, antwortete Mike. »Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass einem so was zweimal im Leben passiert, ist verschwindend gering. Zweimal in einer Woche ist praktisch ausgeschlossen.«
    »Für solche Klugscheißereien bin ich zuständig«, sagte Frank.
    Er verzog keine Miene, während er das sagte, und Mike glaubte seine Unzufriedenheit geradezu körperlich zu spüren.
    Frank war nicht dazu gekommen, das loszuwerden, was ihm auf dem Herzen lag. Mike ließ es dabei bewenden. Es würde sich schon eine neue Gelegenheit ergeben.
    Vielleicht war »statistische Wahrscheinlichkeit« ein Thema, über das sich im Moment eher nachzudenken lohnte, schoss es ihm durch den Kopf, während er an Frank vorbei auf die Straße starrte. Wie hoch war zum Beispiel die statistische Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet in diesem Augenblick ein zerbeulter schwarzer Van mit einem Indianer am Steuer langsam auf der anderen Straßenseite vorbeifuhr?
    Nicht besonders hoch, entschied er.
    Frank drehte sich ebenfalls im Stuhl herum, blickte dem Wagen kurz nach und legte die Stirn in fast schon drohend wirkende Falten.
    »Fang nicht schon wieder an«, sagte er. »Das ist ein Zufall.«
    »Aber ein verdammt großer.«
    »Eben weil es solche Begebenheiten gibt, hat man das Wort
    >Zufall< erfunden«, knurrte Frank. »Schreib ein Buch darüber, dann verstehst du es vielleicht.«
    »Das habe ich sowieso
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher