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Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einen falschen Ton hörte. Besser, Mike hielt die Klappe.
    Das Geschäft war innen größer, als es von außen den Anschein gehabt hatte, wirkte aber dennoch beengt, denn der lang gestreckte, L- förmige Raum war bis zum Überquellen mit allem möglichen Krempel voll gestopft, von dem weniger als die Hälfte auch nur entfernt mit Motorrädern zu tun hatte.
    Hinter einer niedrigen Theke, die nur aus einem über zwei leere Ölfässer gelegten Brett bestand, saß ein vielleicht anderthalb Meter großes - dafür aber ebenso breites - Etwas, das nur aus Haaren, nietenbesetztem, schwarzem Leder und einem gewaltigen grauen Rauschebart zu bestehen schien.
    Misstrauisch zusammengekniffene Auge n, in denen geplatzte Äderchen ein verschwommenes rotes Netz bildeten, taxierten die drei Freunde nacheinander ebenso rasch wie aufmerksam und blieben dann einen Moment auf Mikes Stiefeln hängen.
    Bildete Mike es sich nur ein, oder erschien ein spöttisches Glitzern in diesen Augen?
    »Ich frage mal nach«, sagte Stefan. »Rührt nichts an. Und passt vor allem mit dem Schaufenster auf.«
    Mike fand die letzte Bemerkung höchst überflüssig, aber er hütete sich, irgendetwas darauf zu erwidern, sondern trat nur (vorsichtig) ein Stück zur Seite, um Stefan Platz zu machen.
    Frank grinste, aber es war kein besonders freundliches Lächeln.
    Er folgte Stefan, ohne dessen Beistand heischenden Blick zu beachten.
    »Hi folks«, sagte das Haarbüschel hinter der Theke. Es stand 21
    auf, ohne dadurch wesentlich größer zu werden, und Franks Grinsen wurde noch breiter, während Stefan plötzlich ein bisschen hilflos aussah. Der Kerl hinter der Theke sah nicht nur so aus, als wäre er das Ergebnis eines geheimen Gen-Experiments, das zum Ziel hatte, den Archetyp eines Harley-Davidson-Verkäufers zu züchten, er sprach auch so.
    »Good morning«, antwortete Stefan zögernd. Der Harley-Mann sah demonstrativ auf die Uhr - es war fast Mittag -, und der Blick, den Stefan Frank zuwarf, wurde regelrecht flehend.
    Frank griente und drehte sich demonstrativ weg.
    »Excuse us, Sir«, begann Stefan unbeholfen, »but we need your help. We had a little crash and need a mechanical.«
    Frank wandte sich noch weiter ab und presste die Lippen aufeinander. Seine Schultern zuckten, und selbst Mike musste ein Grinsen unterdrücken. Er war des Englischen kaum mächtig, aber auch ihm fiel Stefans grässlicher Akzent auf.
    Den Harley-Davidson-Mann schien das kalt zu lassen. Irgendwo in der Mitte des struppigen Vollbartes erschien wie hingeza ubert eine filterlose Zigarette. »Where are you guys coming from?«, fragte er.
    Stefan blickte sich hilflos um, und Frank übersetzte, ohne sich umzudrehen: »Er fragt, wo wir herkommen.«
    »Germanyl«, sagte Stefan stolz. »We are from Germany.«
    Frank begann leise zu kichern, und Stefan warf ihm einen bösen Blick zu, bevor er sich wieder radebrechend an den Harley-Mann wandte. Mike hörte nicht mehr hin. Er verstand ohnehin nur einen Bruchteil, und er hatte keine Lust, Stefan noch weiter zu reizen, nur weil er vielleicht im falschen Moment lachte oder die Stirn runzelte.
    Außerdem interessierte ihn der Laden, der offensichtlich von den gleichen Gen-Ingenieuren entworfen worden war wie sein Besitzer.
    Trotz seiner Größe wirkte er düster und beengt, denn er war buchstäblich bis unters Dach voll gestopft.

    22
    Harley-Verkleidungen stapelten sich neben verchromten Lenkern und Sturzbügeln, zerschrammten Windschutzscheiben und halb auseinander genommenen Packtaschen, antiquierten Speiche nrädern und exotisch anmutenden Auspuffanlagen.
    Unweit der Theke thronte ein komplett verchromter Motor-block auf einem offensichtlich dafür angefertigten Podest.
    Mike schien er eher in einen ausgewachsenen Truck zu gehören und nicht in ein Motorrad, zudem bezweifelte er, dass das Ding noch funktionierte. Neugierig beugte er sich vor und streckte die Hand nach dem Zylinderkopf aus.
    »Hey, don't touch it!«
    Mike zog die Hand so hastig zurück, als hätte er um ein Haar eine rot glühende Herdplatte berührt, und drehte sich schuldbewusst um. Der Harley-Mann hatte die Zigarette aus dem Mund genommen und funkelte ihn aus seinen rot geränderten Augen feindselig an. Auch auf Stefans Gesicht war wieder ein missbilligendes Stirnrunzeln erschienen.
    Mike rettete sich in ein schuldbewusstes Lächeln, hob demonstrativ die Hände und wich zwei Schritte vom verchromten Heiligen Gral des Harley-Mannes zurück. Dieser wandte sich übellaunig
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