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Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vor«, antwortete Mike lächelnd, ohne 8
    den Van auch nur einen Sekundenbruchteil aus den Augen zu lassen. Der Wagen wurde immer langsamer. Der Blick des Indianers am Steuer war auf die drei Motorräder vor dem Jailhouse Cafe gerichtet, sodass er gezwungen war, langsam den Kopf zu drehen, während er weiterfuhr. Mike konnte sein Gesicht deutlich sehen, und für einen Moment war er sogar fast sicher, ihn zu erkennen. Aber eben nur fast. Und außerdem war da noch die Logik, die ihm sagte, dass für ihn als Europäer sowieso alle Indianer gleich aussahen. Er verscheuchte den Gedanken gewaltsam. Noch mehr Überwindung kostete es ihn, den Blick von dem schwarzen Wagen zu lösen und sich wieder Frank zuzuwenden. Die Art, wie Frank ihn musterte, gefiel ihm nicht.
    »Das tue ich sowieso«, sagte er noch einmal. »Stefan und du spielen auch mit. Also benimm dich und freu dich schon einmal auf die Rolle, die du spielst.«
    »Das erschreckt mich nicht«, antwortete Frank. »Schließlich bin ich der Redakteur. Also benimm du dich, oder ich lektorie-re deinen Text so, dass dich die Kritiker in der Luft zerreißen.«
    »Das tust du doch immer«, gab Mike zurück. Innerlich atmete er auf. Wenn Frank sich auf diesen albernen Schlagabtausch einließ, bedeutete das, dass er zumindest im Moment nicht darauf bestand, sein Problem aufs Tablett zu bringen. Und später ... Mike zuckte in Gedanken mit den Schultern. Später war später.
    Wie bestellt kam in diesem Moment auch Stefan zurück, und damit war das Thema endgültig vom Tisch. Er war auf der Toilette gewesen. Seine Hände waren noch nass. Während er auf den Tisch zukam, wischte er sie an den Oberschenkeln seiner Lederjeans ab, was ihm einen verächtlichen Blick der gleichen Bedienung einhandelte, die gerade Mikes großzügiges Trinkgeld eingestrichen hatte. Eine glatte Fehlinvestition, dachte Mike.
    Aber es passte zu dem Bild, das er in den letzten drei Tagen 9
    vom »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« gewo nnen hatte.
    Auch der Traum von der grenzenlosen Freiheit im Sattel eines Motorrades war nur ein Traum - und nicht einmal ein amerikanischer. Biker waren im Land der Route 66 und der Heimat der Harley Davidson nicht besonders angesehen, um es vorsichtig auszudrücken. Die Reaktion der Kellnerin war typisch. Sie bediente sie, sie war freundlich und zuvorkommend, aber im Grunde verachtete sie sie, und ein bisschen fürchtete sie sich wohl auch vor ihnen. Mike war es im Moment fast recht. Er hatte in den zurückliegenden drei Tagen so viel Furcht emp-funden, dass es beinahe gut tat, auch einmal ein wenig davon zu verbreiten.
    »Na, ihr beiden Turteltäubchen?« Stefan ließ sich übertrieben schwer auf seinen Stuhl fallen und griff nach seinem Kaffee.
    »Hattet ihr Zeit genug füreinander, oder komme ich zu früh?«
    »Kein Problem«, antwortete Frank. »Heute bekommst du sogar ein Zimmer für dich allein. Wir beide nehmen uns ein Doppelzimmer. Du hast doch nichts dagegen?«
    »Wer bin ich, das junge Glück zu stören?«, feixte Stefan.
    »Aber mal im Ernst: Ist dir mittlerweile der Name des Hotels wieder eingefallen?«
    Die Frage galt Mike, der mit einem bedauernden Kopfschü tteln antwortete. Er hatte gehofft, sich wieder erinnern zu können, wenn er den Namen des Hotels las, aber zumindest bis jetzt war das nicht der Fall. Moab wirkte zwar auf den ersten Blick wie ein überschaubares Kaff, das außer ein paar Dutzend Andenkenläden, T-Shirt-Druckereien und Touristenfallen auf der Mainstreet nichts zu bieten hatte, aber Mike wusste es besser.
    Die Fünftausend-Seelen-Gemeinde war die größte Stadt Süd-Utahs und angesichts der felsigen Naturwunder in ihrer Umgebung so etwas wie das touristische Herz einer ganzen Region - mit unzähligen Hotels, Bed-&-Breakfast-Places und Spezialanbietern für Rafting-, Jagd-, Jeep- und Pferde-10
    Ausflüge.
    Hier auf gut Glück ein bestimmtes Hotel zu finden, würde nicht ganz so einfach sein.
    »Wann wirst du anrufen?«, fragte Stefan.
    »Im Reisebüro?« Mike schüttelte den Kopf. »Gar nicht. Ich schicke ein Fax, sobald wir im Hotel sind.«
    »Dazu müssten wir es aber erst einmal finden«, sagte Stefan.
    »Wie gefällt dir das da drüben?« Mike machte eine Kopfb ewegung zur anderen Straßenseite, wo sich eine der typischen Motelanlagen Nordamerikas erhob: eine U- förmige Anlage winziger Apartments, die kaum breiter waren als die Parkplätze davor. Nur ein Teil dieser Parkplätze war belegt, was mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit
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