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Intimitaet und Verlangen

Intimitaet und Verlangen

Titel: Intimitaet und Verlangen
Autoren: David Schnarch
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die klare Botschaft: »Tue, was notwendig ist, um dich antörnen zu lassen. Du musst dich öfter auf Sex einlassen, ob du es willst oder nicht.« Als Connie merkte, dass mir ernst war, was ich zu ihr sagte, entspannte sie sich und wurde aufgeschlossener.
    Â»Wahrscheinlich hat Brett genau die gleiche Botschaft verinnerlicht«, vermutete ich. »Etwas wie: ›Mache Sex so, wie die Partnerin mit dem schwächeren Verlangen es will, auch wenn es dir eigentlich anders lieber wäre. Sei rücksichtsvoll. Sie gibt sich deinetwegen besondere Mühe. Mach’ es ihr nicht noch schwerer, als es sowieso schon für sie ist. Gib dich mit weniger zufrieden, als du eigentlich willst, den Rest klären wir dann später schon irgendwie. Jede Verbesserung ist besser als nichts.‹«
    Â»Das haben Sie völlig richtig verstanden«, sagte Brett ärgerlich. »Genau diese Botschaft hat der Therapeut mir vermittelt.«
    Connie schaute Brett an und deutete dann auf mich. »Ich glaube, er versteht meine Situation. Vielleicht kann er uns helfen.« Brett nickte zustimmend.
    Â»Tun Sie es« nicht nur, um Ihren Partner glücklich zu machen
    Hat der »Just do it« -Ansatz auch nur irgendwo seine Berechtigung? Vielleicht, falls Ihnen Sex gefällt, wenn er sich zufällig ergibt, Ihnen aber nie in den Sinn käme, ihn selbst zu initiieren. Aber nehmen wir einmal an, Sie sind nie im Voraus in der Stimmung dazu, und außerdem sind Sie und Ihr Partner sehr streitsüchtig. Vielleicht streiten Sie sich mit Ihrer Partnerin häufig wegen Sex. Vielleicht ist sich Ihr Partner Ihrer zu sicher, oder er redet abfällig über Sie oder untergräbt Ihre Autorität gegenüber Ihren Kindern. Wenn Sie bezüglich Sex negative Erwartungen hegen, Sie mit sich selbst nicht im Reinen oder auf Ihren Partner wütend sind oder wenn Sie sich von ihm entfremdet fühlen, sind Sie ganz sicher kein Kandidat für die »Just do it!« -Methode.
    Wie sich herausstellte, fiel es Connie keineswegs schwer, sich im Voraus »in Stimmung« zu bringen. »Wenn ich an Sex mit Brett interessiert bin, habe ich manchmal vorher Tagträume darüber. Aber das ist nicht oft so, weil mir die Art, wie er mich behandelt, nicht gefällt. Er hält mir ständig vor, wegen meiner persönlichen Probleme sei unser Sexualleben so miserabel, und außerdem sei dies der Grund für das Scheitern unserer ersten Therapie gewesen. Er meint, ich hätte tun sollen, was der Therapeut uns geraten habe. Er wirft mir immer wieder vor, ich sei egoistisch.«
    Deutlich defensiv fragte Brett: »Was ist denn dagegen zu sagen, dass man ›es‹ einfach tut, um den Partner glücklich zu machen? Wie steht es denn mit dem guten alten Mitgefühl?«
    Â»Nun, wenn Sie der Partner mit dem starken Verlangen sind, klingt das natürlich gut in Ihren Ohren«, antwortete ich. »Aber der Sex, zu dem Sie auf diese Weise kommen, wird Ihnen wahrscheinlich nicht besonders gefallen. Einige Partner mit schwachem Verlangen verhalten sich beim Sex, als wollten sie ausdrücken: ›Ich tue dies nur dir zu Gefallen‹.«
    Â»Das trifft ziemlich genau, was Connie macht«, murmelte Brett. »Sie gönnt mir keinen Spaß, selbst wenn wir ›es‹ tun.«
    Â»Er bläst Trübsal und fühlt sich benachteiligt«, entgegnete Connie, »und versucht mir so Schuldgefühle zu vermitteln, damit ich mit ihm ins Bett gehe. Wenn Brett für Großzügigkeit und Rücksichtnahme eintritt, ist das nur eine spezielle Methode, mich dazu zu bringen, dass ich tue, was er möchte. Das törnt mich nicht an, sondern macht mich stinkwütend!«
    Brett brauste auf: » Ich bin derjenige, der manipuliert wird! Und zwar dazu, dass ich nur dann Sex bekomme, wenn du es möchtest. Was ich will, ist völlig egal. Als unser früherer Therapeut mir einzureden versuchte, ich sollte mich grundsätzlich auf deine sexuellen Vorstellungen einlassen, hat mich das angekotzt. Ich hatte doch sowieso schon jahrelang nichts anderes gemacht! Und dieser Typ tut so, als ob das was völlig Neues für mich wäre!«
    Brett wandte sich an mich: »Doc, wie Connie sich mir gegenüber verhält, das macht mich fertig. Ich hab’ das Gefühl, wir sind im Kindergarten und spielen ›Simon sagt, tu dies und tu das nicht‹. Wir machen alles so, wie es ihr passt. Wenn ich möchte, dass sie mich
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