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Internat und ploetzlich Freundinnen

Internat und ploetzlich Freundinnen

Titel: Internat und ploetzlich Freundinnen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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also nichts überstürzen und kann ihre Ideen in Ruhe weiterspinnen.
    Es fehlt sowieso noch etwas Entscheidendes, fällt ihr plötzlich ein. Und das ist eigentlich das Allerwichtigste.
    „Der Täter fehlt noch“, murmelt sie, „und das Ende auch. Ohne das kann ich das Drehbuch nicht fertig schreiben. Wer guckt schon einen Film ohne richtiges Ende?“
    Sie klappt ihr Notizbuch zu. Ob der Dieb noch einmal zuschlägt? Ob der echte Prinzensee-Krimi jemals gelöst wird? Diese Frage ist spannender als jeder Kinofilm!
    Ein leichter Windhauch fährt in das Zimmer und bläht die Vorhänge vor dem Fenster auf. Carlotta fühlt, wie sich die feinen Härchen auf ihrem Unterarm aufrichten, und schluckt.

In den nächsten Tagen hat Carlotta nur wenig Gelegenheit, sich um Drehbücher, Filme und deren mögliches Happy End zu kümmern. Vor dem Elterntag werden in allen Fächern Klausuren und Tests geschrieben, denn anders als der halbjährliche Besuchstag ist der Elterntag dazu da, dass die Lehrer Gespräche mit den Eltern führen und sie über den Leistungsstand ihrer Kinder informieren.
    Manu sieht diesem Tag mit ausgesprochen gemischten Gefühlen entgegen.
    „Mist, schon zwei Fünfen in Physik“, flucht sie. „Meine Eltern werden begeistert sein. Besonders wenn sie erfahren, dass ich in Mathe, Latein, Hauswirtschaft und Deutsch auch auf der Kippe stehe.“
    „Gibt es denn nicht irgendetwas, was du besonders gut kannst?“, fragt Carlotta. „Etwas, das alles andere in den Schatten stellt und mit dem du deine Eltern von den schlechten Zensuren ablenken kannst?“
    Manu überlegt angestrengt, aber ihr will absolut nichts einfallen.
    „Ich kann dir nachhelfen, wenn du willst“, bietet Sofie an, die nach ihren Ausrutschern wieder ihr Niveau erreicht hat und in keinem Fach schlechter als auf Zwei steht.
    „Nachhelfen?“ Manu starrt sie so entsetzt an, als hätte Sofie ihr angeboten, aus Finchen schmackhafte Frikadellen zu machen.
    „Ich glaube, sie meint Nachhilfe“, erklärt Carlotta.
    „Ja, oui.“ Sofie nickt. „Hab ich doch gesagt.“
    „Wollt ihr mich fertigmachen?“, röchelt Manu. „Mein Leben ist auch so schon hart genug. Ich brauch keine Nachhilfe. Meine Freizeit gehört mir!“
    Sofie zuckt die Achseln. „Ich mein’s nur gut.“
    Carlotta stimmt ihr zu. „Versuch’s doch wenigstens mal, Manu. Vielleicht nur für die nächsten Tests vor dem Elterntag. Wenn die gut werden, bist du auf der sicheren Seite und kriegst keinen Stress mit deinen Eltern.“
    Nachdenklich wickelt Manu einen Salmilolli aus und schiebt ihn sich zwischen die Zähne.
    „Mal sehen“, erwidert sie ausweichend. „Ich denk darüber nach.“
    „Warte nicht zu lange“, meint Carlotta. „Im Moment jagt ein Test den nächsten. Die Zeit wird ganz schön knapp.“
    Der Lolli wandert blitzschnell von Manus linker Backe in die rechte.
    „Danke, Mami. Ich weiß“, sagt sie und rollt mit den Augen.
    „Mathe können wir auch zusammen lernen“, schlägt Carlotta vor. „Frau Potter und ihre Karteikärtchen machen mich ganz wuschig. Kannst du mir da vielleicht auch ein bisschen nachhelfen?“
    „Na klar“, nickt Sofie.
    Die Freundinnen sind auf dem Weg zu Jonas, um Finchen und die Hunde zu besuchen. Der Sommer scheint sich langsam zu verabschieden. Vom nahegelegenen See weht eine frische Brise herüber. Kleine, schaumgekrönte Wellen tanzen auf dem Wasser. Die Bäume und das hohe Schilf am Ufer biegen sich im Wind.
    Carlotta zieht die Schultern hoch. Eine graue Wolke hat sich vor die Sonne geschoben. Es sieht nach Regen aus.
    Manu grüßt zwei Mädchen, die ihnen auf dem schmalen Weg entgegenkommen. Eins grüßt zurück, das andere presst die Lippen fest zusammen und starrt in eine andere Richtung.
    „War das nicht diese Pia mit ihrer Freundin?“, fragt Carlotta, als die Mädchen um eine Ecke verschwunden sind.
    Manu nickt.
    Carlotta wundert sich. „Machen die immer noch Praktikum?“
    „Anscheinend ja“, erwidert Manu achselzuckend. „Vielleicht haben sie auch nur was vergessen.“
    Carlotta wirft einen Blick über die Schulter. Von den Mädchen ist nichts mehr zu sehen.
    Auf halbem Weg stürmen ihnen plötzlich drei Hunde entgegen.
    Manu breitet die Arme aus. „Smilla, Meggie, Mo! Wo kommt ihr denn her?“
    „Sie werden es dir bestimmt gleich verraten“, grinst Carlotta.
    „Sicher“, sagt Sofie todernst. „Bestimmt hat Jonas ihnen inzwischen sprechen beigebracht.“
    Manu achtet nicht auf die Bemerkungen der beiden. Sie wird
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