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Intelligenz aus dem Nichts

Intelligenz aus dem Nichts

Titel: Intelligenz aus dem Nichts
Autoren: Keith Laumer
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beschränkten und verantwortlich dafür sind, daß Sie nun nichts weiter als ein – Supermann sind!«
     
    »Ich jage mir selbst Angst ein, Adam«, murmelte Poldak. »Ich glaube, ich habe am ganzen Körper eine Gänsehaut. Aber ich bin Wissenschaftler, ich verfolge eine Gedankenrichtung bis an ihr logisches Ende. Bei allen Spezies steht die Reifung in einer direkten Wechselbeziehung zur Komplexität des Erwachsenenorganismus. Die Infantilität eines Supermanns würde demnach viel länger dauern als die eines normalen Menschen. Nicht physisch – das körperliche Wachstum würde wie bei jedem anderen auch verlaufen. Aber geistig – der embryonische Supermann – wie ein normales Kleinkind, das noch hilflos und unkoordiniert ist, während ein Hund in seinem Alter bereits zum zweiten Mal Junge wirft – mag ohne weiteres noch Windeln beschmutzen, während ein gleichaltriger, normaler Mensch seinen Doktor in Kernphysik macht …« Poldak schüttelte erstaunt über seinen eigenen Gedankengang den Kopf.
    »Versagt man einem normalen Kleinkind jegliche Aufmerksamkeit, gibt man ihm nicht die Möglichkeit, durch Spielen und Nachahmen zu lernen, kann sein Gehirn sich nicht richtig entwickeln, und es wird mit zunehmendem Alter zum Idioten. In Ihrem Fall …« Poldak hatte sich für diese Vorstellung richtig erwärmt, »… durch eine Verletzung geistig auf einen fast normalen Standard herabgemindert, fungierten Sie nun nach diesem Standard und reiften wie andere Menschen auch – aber natürlich mit viel größerer Schnelligkeit.«
    »In Wirklichkeit aber«, machte Adam ihn mit leidenschaftsloser Stimme aufmerksam, »funktioniere ich so unzulänglich, daß ich mich selbst lebensunfähig machte.«
    »Adam, Sie sind im Grunde genommen erst sechs Monate alt! Natürlich sind Sie in bestimmter Beziehung völlig unerfahren – beispielsweise, was die Frauen betrifft. Aber trotzdem haben Sie ganz von selbst einige Ihrer phantastischen Fähigkeiten entdeckt …«
    Adam hustete, daß er glaubte, es müsse seine Lunge zerreißen. Kleine helle Lichtpunkte schwammen in der Dunkelheit um ihn.
    »… müssen mich einen Arzt für Sie holen lassen«, sagte Poldak drängend. »Ist Ihnen denn nicht klar, daß Sie jetzt nicht sterben dürfen?«
    »Keine Ärzte!« protestierte Adam.
    »Ich würde, auch wenn es Ihnen nicht paßt, Hilfe holen, aber Sie wären bereits tot, bis ich zurückkomme. Ich kann Sie nicht gegen Ihren Willen am Leben erhalten …« Poldak zupfte an seiner Unterlippe.
    »Sie sind nicht wirklich körperlich krank. Sie wollen nur einfach nicht leben. Dagegen können nur Sie selbst etwas tun!«
    »Was?«
    »Ich weiß es nicht, aber …« Poldak hielt inne und blickte ihn nachdenklich an. »Aber möglicherweise wissen Sie es, Adam? Vielleicht könnten Sie mit Ihren Fähigkeiten in Ihr Gehirn sehen – und mehr herausfinden, als ein Psychiater sich je auch nur zu wünschen hoffte.« Er klatschte mit einer Faust in die Hand. »Tun Sie es, Adam! Schauen Sie in sich hinein! Stellen Sie fest, was nicht richtig funktioniert, und beheben Sie es!«
    Adam überlegte. »Also gut, ich werde es versuchen«, versprach er und schloß die Augen.
     
    Formlose Gefüge aus Licht und Dunkelheit bewegten sich ziellos vor einem verschleierten Hintergrund. Bedeutungslose Bilder tauchten aufs Geratewohl auf. Sie verblaßten, verwandelten sich, verschmolzen miteinander, lösten sich auf, und neue Bilder schwammen herbei …
    Er sah breite, hellbeleuchtete Korridore, von denen schmälere, dunklere Gänge abzweigten, die wiederum zu finsteren, wirr gekrümmten Wegen immer tiefer und tiefer in den unerforschten Abgrund seines Geistes führten. Er folgte Ihnen, zwängte sich hindurch, als die Wände immer enger zusammenzukommen und ihn zu erdrücken schienen. Und dann konnte er nicht weiter. Eine Barriere blockierte seinen Weg, obgleich er durch sie hindurch vage und schwach die Fortsetzung der sich endlos erstreckenden und abzweigenden Gänge in all ihrer Komplexität erahnte …
    Er zog sich zurück, öffnete die Augen.
    »Nein«, murmelte er. »Der Weg ist versperrt.«
    »Versuchen Sie es noch einmal«, befahl ihm Poldak. Gehorsam wandte Adam seine Gedanken nach innen. Er sah eine gewaltige Maschine mit feingezackten Rädchen, die sich ineinander drehten, mit Ankern, die einen exakten Bogen beschrieben, mit lautlosem Getriebe. Er verfolgte die Sequenz der Kräfte. Er sah, wie der auslösende Impuls sich vervielfachte, drehte, sich ins Unendliche
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