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Inspiration – Du sollst mein sein!

Inspiration – Du sollst mein sein!

Titel: Inspiration – Du sollst mein sein!
Autoren: Heike Wolter
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ihren Helfern das Zeichen zum Abtransport des Leichnams.
    Langsam streifte sie sich die blutigen Gummihandschuhe von den Händen und packte sie in einen Plastikbeutel. »Tja, meine Herren, nach einer ersten vorsichtigen Schätzung würde ich sagen, dass der Mann vor etwa zehn bis zwölf Stunden gestorben ist. Also irgendwann zwischen Mitternacht und zwei Uhr früh. Mit der genauen Todesursache kann ich noch nicht dienen. Ist schwer zu erkennen, wenn kaum noch etwas heil ist. Wahrscheinlich ein schwerer Schlag auf den Kopf, der den Schädelknochen zertrümmert hat. Ich mache mich gleich dran, wenn wir ihn auf dem Tisch haben. Übrigens, ist Ihnen aufgefallen, dass er ganz merkwürdige Sandalen und einen Lederschurz trägt? Beinahe wie in einem dieser alten Monumentalfilme.«
    Rick runzelte die Stirn. »Nein, das hatte ich noch nicht bemerkt. Meinen Sie, es ist genug von ihm da, um ihn zu identifizieren?« Die Pathologin blickte kurz in Richtung Kellerausgang, wo sich ihre beiden Helfer gerade mit der Trage abmühten. »Keine Ahnung. Wir müssen die Fingerabdrücke nehmen. Wenn er im System erfasst ist, dann wissen Sie es bestimmt bald. Falls nicht, wird’s natürlich schwierig. Ich muss erst mal sehen, was von den Zähnen noch übrig ist. Das ganze Blut muss weg. Danach kann ich mehr sagen. Also fragen Sie mich morgen noch mal.« Rick nickte ihr zu und murmelte ein leises, nachdenkliches »Danke … und Entschuldigung wegen vorhin«, was sie nur mit einem kurzen Handheben quittierte.
    Elli Purcell warf die Plastiktüte mit den Handschuhen in ihren Arztkoffer und klappte den Deckel zu. Rick stieß seinen Partner in die Seite. Cooper blickte ihn kurz irritiert an und verstand schließlich.
    »Warten Sie, Dr. Purcell … Elli. Ich trage Ihnen die Tasche nach oben.« Das brachte ihm einen leicht verwunderten, fast schon genervten Blick der zierlichen Pathologin ein. Entweder war sie nicht an solche Gesten gewöhnt oder sie war immer noch etwas ungehalten, doch schließlich übergab sie ihm den Koffer fast widerwillig und ging dann ziemlich steif neben ihm die Treppe hinauf.
    Jetzt gestattete sich Rick doch noch ein kurzes Grinsen. Sein Partner hatte ganz offensichtlich gewisse Absichten, aber leicht würde es ihm bestimmt nicht fallen, die Ärztin zu erobern. Insgeheim freute er sich schon darauf, das Spektakel zu beobachten. Dr. Elli wirkte jedenfalls nicht sonderlich interessiert.
    Schnell wurde er wieder ernst. Sein Blick schweifte noch einmal über den Tatort, der nun, da der völlig zerschmetterte Leichnam abtransportiert war, etwas weniger schaurig wirkte. Übrig geblieben war nur die riesige Menge an Blut auf dem Boden und an den Wänden.
    Im Moment würde er einen Hunderter darauf verwetten, dass sie nicht so schnell herausfinden würden, wer dieser furchtbaren Brutalität zum Opfer gefallen war.
    Seufzend stieg er ebenfalls die Treppe hinauf. Vielleicht gab es ja noch ein paar Dinge, an die sich der einzige Zeuge erinnern konnte.
    * * *
    Beau schoss schweißgebadet aus dem Schlaf hoch. Was ihm schon seit Jahren nicht mehr passiert war, schien nun von neuem zu beginnen. Sein Versagen holte ihn wieder ein. Seine Fehler fielen gnadenlos auf ihn zurück. Düstere Zerrbilder von Machtlosigkeit, Gewissensbissen, dem Gefühl, in einer unendlichen Schleife von Lügen und Betrug gefangen zu sein, wechselten sich in schneller Folge ab.
    Er wischte sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn, setzte sich auf den Bettrand und verbarg sein Gesicht in den zitternden Händen. Jahrelang war er verschont geblieben, hatte keine solchen Träume mehr gehabt. Warum also ausgerechnet jetzt?
    Langsam stand er auf und schleppte sich in sein winziges Badezimmer, stützte sich mit beiden Händen auf dem alten, angeschlagenen Waschbecken ab und sah in den halbblinden Spiegel darüber. Sein müdes Gesicht sah durch den schmerzhaft unterbrochenen Schlaf auch nicht besser aus.
    Eigentlich war ihm klar, wieso der Alptraum gerade jetzt zurückkehrt war. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er etwas unbedingt besitzen, war ihm ein anderer Mensch wichtiger als seine eigene Person. Es verlangte ihn danach, zu lieben und wiedergeliebt zu werden. Eine ungewohnte Situation, ein überwältigendes Gefühl, beunruhigend und doch verlockend und wunderschön. Wenn es denn erwidert würde und er es verdient hätte, geliebt zu werden! Sein Gewissen sagte klar und deutlich Nein . Doch er würde sich von seinem verfluchten Gewissen nicht davon
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