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Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Titel: Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
Autoren: Peter Robinson
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hatte -, bestand eine gewisse Chance, dass man etwas fand, irgendwas. Ein Haar, einen Fingerabdruck.
      Sie zog sich aus und warf ihre Kleidung in den Wäschekorb. Ihr Fuß nahm bereits alle erdenklichen Farben an. Immerhin hatte ihr der Arzt versichert, dass er nicht gebrochen war.
      Annie blieb am Waschbecken stehen, hielt sich daran fest und betrachtete ihr geschwärztes Gesicht. Sie sah aus wie ein Soldat, der in den Kampf zieht. Den Blick in ihren Augen konnte sie nicht deuten, sie wusste nicht, was sie gerade empfand. Als sie unter die heiße Dusche steigen wollte, fiel ihr Blick auf eine Zahnbürste über dem Waschbecken. Es war nicht ihre. Sie erinnerte sich, Phil eine gegeben zu haben, als er vor einigen Tagen bei ihr übernachtet hatte. Offenbar hatte er sie benutzt. Annie wusste, dass sie das Bad in der Zwischenzeit nicht geputzt hatte.
      Sie holte eine Plastiktüte aus dem Schrank unter der Spüle und tat die Zahnbürste hinein. Man wusste ja nie. Vielleicht haftete Phil Keanes DNA daran. Denn irgendwann würden sie diesen Mann zu fassen bekommen, und dann würden sie jeden Beweis brauchen können.
     
    Es dauerte zwei Tage, bis Banks im Allgemeinen Krankenhaus von Eastvale Besuch empfangen durfte. Annie war die Erste. Draußen brachen vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Der einzige Farbfleck in dem öde graugrün gestrichenen Krankenzimmer war ein Blumenstrauß.
      Banks saß im Bett, von Kissen gestützt. Eine Gesichtshälfte war verbunden. Er schaute aus dem Fenster in den Regen. Annie fand, er wirke müde, aber in seinen Augen war Leben, Leben und etwas anderes, das vorher nicht da gewesen war. Sie wusste jedoch nicht, was es war.
      Banks hatte alles verloren. Sein Cottage existierte nicht mehr. Mit eigenen Augen hatte Annie mit angesehen, wie das Feuer nur die Grundmauern übrig ließ. Banks' gesamter Besitz war verbrannt: seine CDs, seine Kleidung, die Möbel, die Stereoanlage, seine Erinnerungsstücke, Familienfotos, Papiere, Briefe, alles. Er besaß nur noch sein Auto und das, was er in seinem Büro aufbewahrte. Wusste er das? Jemand musste es ihm erklärt haben.
      »Wie geht's dir?«, fragte sie und legte die Hand neben die Infusionsnadel in seinem Unterarm.
      »Kann mich nicht beschweren«, sagte Banks. »Und wenn, würd's eh keiner hören.«
      »Sind sie nett zu dir?«
      »Na, geht so. Meistens langweile ich mich. Hast du -?«
      Annie reichte ihm einen Flachmann. »Ist aber kein La-phroaig drin«, erklärte sie.
      »Gut«, erwiderte Banks und schob die Flasche in seine Schublade. »Keine Ahnung, ob ich das Zeug noch mal runterkriege.«
      »Was sagt der Arzt?«
      »Es müsste eigentlich alles gut verheilen. Könnte sein, dass Narben zurückbleiben. Man muss abwarten. Wenigstens hab ich keine Kopfschmerzen mehr. Das waren die schlimmsten, die ich je hatte.«
      »Hast du sonst Schmerzen?«
      »Ja, ziemlich, aber ich kriege was dagegen. Hast du dir schon mal den Finger verbrannt?«
      Annie nickte.
      »Stell dir den Schmerz vor, nur tausendmal schlimmer, dann hast du eine gewisse Vorstellung. Bei Verbrennungen zweiten Grades bleiben die Nervenenden unversehrt. Deshalb tut es so weh. Das wusste ich nicht. Auch die Haarfollikel und die Schweißdrüsen funktionieren noch. Nur die obersten Hautschichten sind beschädigt. Aber weißt du, was am schlimmsten ist?«
      »Nein, was?«
      »Der Gedächtnisverlust. Von dem Moment an, als ich ihm die Tür aufgemacht habe, kann ich mich an nichts mehr erinnern. Nur an den Geschmack des Whiskys. Der Arzt meint, vielleicht kommt es wieder, vielleicht auch nicht. Ziemlich nutzlose Bemerkung, finde ich.«
      »Tracy ist ein paarmal hier gewesen«, sagte Annie. »Sie kommt später wieder. Brian hat angerufen. Er ist mit der Band in Amsterdam. Er möchte wissen, ob du ihn brauchst.«
      »Ich glaub nicht. In ein, zwei Tagen kann ich nach Hause.«
      Ach, du meine Güte, dachte Annie. Der arme Kerl. Er wusste es noch nicht. »Alan«, sagte sie. »Hör mal, ähm, ich meine ... mit dem Cottage ... Das Feuer hat es ziemlich verwüstet.«
      Banks sah sie an, als bestätige sie nur, was er eh vermutet hatte, und nickte. »Na, zumindest komme ich hier raus.«
      Annie übergab ihm ein Päckchen. »Wir haben alle zusammengelegt.«
      Banks öffnete es und erblickte einen tragbaren CD-Spieler mit Mozarts Don Giovanni.
      »Wir wussten nicht, was du am meisten vermisst. Es war Kevins Idee. Ich
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