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Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Titel: Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
Autoren: Peter Robinson
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zog ihn aus der Ecke. Der schlaffe Körper rutschte über den Teppich. Er war unglaublich schwer.
      Als Annie Banks um die Ecke zerrte, stieß er mit dem Kopf gegen das Tischbein. Sie konnte nicht richtig sehen, wusste aber, dass die Tür hinter ihr war. Sie musste ihn einfach weiterziehen, immer weiter nach hinten. Sie glaubte, jeden Moment vor Hitze und Rauch umzukippen, zog ihn aber dennoch weiter, und irgendwann spürte sie die Kälte der Nacht auf ihrem Rücken. Fast geschafft. Neben ihr fiel ein Stück der Decke herunter, die Flammen versengten Annies Augenbrauen. Sie konnte nicht weiter.
      Ihre Kräfte verließen sie, ihre Beine gaben nach. Sie war so nah. Ihr Blick verschwamm. Die Knie knickten ein, sie fiel vornüber.
      In dem Moment wurde sie hochgehoben und förmlich nach draußen geschleudert. Unsanft landete sie im Dreck und konnte sich gerade noch die Schlammspritzer aus den Augen reiben, um zu sehen, wie Winsome den Rest erledigte und Banks aus dem Flur schleppte. Tief sog Annie die frische Luft ein, ließ sich nach hinten fallen, streckte die Arme aus, lag mit dem Kopf im Matsch, noch immer in die feuchte Decke gehüllt.
      Winsome war draußen, noch wenige Zentimeter, dann war auch Banks vor den Flammen gerettet. Sein Kopf rutschte über die Stufen während Winsome ihn herauszerrte. Annie wusste nicht, ob er noch lebte. Sie wollte ihn nicht einmal ansehen, weil sie Angst hatte, das Feuer hätte ihn grotesk entstellt oder er hätte die Augen weit aufgerissen.
      Schließlich legte Winsome Banks wenige Meter vom Cottage entfernt ab und eilte zu Annie hinüber.
      »Alles klar, Chef?«
      »Ja«, antwortete Annie.
      »Das war eine ganz schön bescheuerte Aktion, wenn ich das mal sagen darf.«
      »Alan ...?«
      »Keine Ahnung, Chef. Ich hab's gerade noch geschafft, euch beide da rauszuholen.«
      Annie warf die Decke ab und atmete tief durch. Und noch einmal. Die frische kalte Luft machte sie schwindelig. Zusammen mit Winsome ging sie zu Banks und hockte sich neben ihn. Seine Kleidung qualmte, deshalb legte Annie die feuchte Decke auf ihn. Sein Gesicht war verrußt, Annie konnte nicht erkennen, ob er starke Verbrennungen hatte. Es sah nicht so aus. Sie flehte zum Himmel.
      Annie hielt die Luft an, beugte sich vor und lauschte nach Banks' Atem. Sie meinte ihn zu hören. Hätte sie doch Sauerstoff gehabt! Wenn sich die Feuerwehr und die Sanitäter doch beeilen würden! Sie wusste nicht mal, ob Mund-zu-Mund-Beatmung helfen oder alles nur verschlimmern würde. Jetzt reiß dich zusammen, du alter Bastard, flüsterte sie, Winsome neben sich, die Hand auf Annies Schulter, und dann erklang in der Ferne das ersehnte Signal der Feuerwehr.
     
    Als Annie schließlich, völlig erschöpft, das Krankenhaus verlassen durfte, war es mitten in der Nacht. Detective Superintendent Gristhorpe wachte an Banks' Bett. Es gab natürlich noch einiges an Papierkram zu erledigen, das konnte aber bis zum nächsten Morgen warten.
      Banks war noch nicht außer Lebensgefahr. Zum einen war er noch nicht wieder bei Bewusstsein. Annie hatte dem Arzt gesagt, Banks sei höchstwahrscheinlich mit Rohypnol oder etwas Ähnlichem betäubt worden, gemischt mit Alkohol. Die Flammen hatten beträchtlichen Schaden angerichtet: hauptsächlich an der rechten Körperhälfte und dem rechten Bein, die dem Brandherd am nächsten gewesen waren, dazu war eine Gesichtshälfte verbrannt. Es waren Verbrennungen zweiten Grades, sie warfen Blasen, was unglaublich schmerzhaft war und Narben hinterlassen würde. Banks' flacher Atem hatte ihn vor einer starken Rauchvergiftung bewahrt, und die Beulen am Kopf vom Tisch und den Stufen waren nur oberflächliche Verletzungen.
      Annie lief umher wie ein Zombie. Sie wusste, dass sie sich ins Bett legen sollte, war aber überzeugt, dass sie nicht schlafen konnte. Sie musste etwas trinken; zumindest das stand fest. Sie trank nicht oft Hochprozentiges, aber heute musste es etwas Stärkeres als Wein sein. Sie goss sich großzügig Cognac ein und musste beim ersten brennenden Schluck husten.
      Als ihr Blick den Spiegel streifte, erschrak sie über ihr verdrecktes Haar, das rußige Gesicht und die verängstigten Augen, die ihr entgegensahen. Der Arzt, der Annie und Winsome untersucht hatte, hatte sie nur ungern gehen lassen, aber sie hatte keine sichtbaren Schäden davongetragen, so dass es keinen Grund gab, sie dazubehalten. Annie hatte versichert, es gehe ihr gut. Das stimmte auch,
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