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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
Autoren: Peter Robinson
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Umzugskisten standen auf dem Boden. Der Flügel war mit einem weißen Tuch zugedeckt, wie auch die meisten anderen Möbel. Banks trank einen Schluck von seinem Whisky. Glenfiddich, nicht gerade seine Lieblingsmarke. Aber im Augenblick war alles recht.
      »Ich habe mit dem Packen begonnen«, sagte Rosalind. »Wissen Sie, wie erstaunlich wenig ich für all diese Jahre vorzuweisen habe?« Sie goss sich einen großen Gin-Tonic ein, eindeutig nicht den ersten an diesem Abend, zog das Tuch von einem Sessel und nahm Banks gegenüber Platz. Dabei erhaschte er einen Blick auf schwarze Seide zwischen ihren Beinen. Er sah weg.
      »Wohin wollen Sie?«, fragte er.
      »Als Erstes?«
      »Zum Beispiel.«
      »Wenn die Beerdigung überstanden ist, fahre ich mit Benjamin nach Barnstaple. Wir werden eine Weile bei meinen Eltern bleiben. Hier halte ich es nicht mehr aus. Ich komme mir wie eine verrückte alte Frau vor, allein in einer Villa aus einem Schauerroman. Für eine Person ist das Haus viel zu groß. Ich hab schon angefangen, mit den Möbeln und den knarrenden Wänden zu reden.«
      Banks lächelte. »Und dann, nach Barnstaple?«
      »Ich weiß es nicht. Ich muss ganz neu anfangen. Vielleicht irgendwo an der Küste. Ein kleines Fischerdorf in Devon, zum Beispiel. Ich könnte die mysteriöse Frau werden, die in einem langen schwarzen Mantel über den Witwenpfad schreitet.«
      »Das war Lyme Regis«, sagte Banks. »Die Frau des französischen Leutnants.«
      »Ich weiß. Ich hab den Film gesehen. Aber das ist meine Version.«
      »Was ist mit Ihrer Arbeit?«
      »Die ist nicht wichtig. War sie nie. Jerrys Karriere war die einzig wichtige in der Familie, und nachdem das vorbei ist, zählt eigentlich gar nichts mehr.«
      »Und Benjamin?«
      »Der kann mit mir spazieren gehen. Das würde mich noch mysteriöser machen. Tut mir Leid, ich wollte nicht schnodderig klingen. Nur ...« Rosalind rieb sich die Stirn. »Ich hab wahrscheinlich zu viel getrunken.« Sie runzelte die Brauen. »Warum sind Sie hergekommen?«
      »Ich muss Ihnen etwas sagen.«
      Rosalinds Augen weiteten sich. »Haben Sie ihn geschnappt? Emilys Mörder?«
      Banks schluckte. Die Sache würde schwerer werden, als er sich vorgestellt hatte. »Ja«, sagte er. »Wir haben ein Geständnis.«
      »Clough?«
      Auch das würde er bewältigen müssen: Mal Licious. »Nein. Nicht Clough.« Er beugte sich vor, umschloss das Glas mit beiden Händen, starrte in die bleiche Flüssigkeit und nahm den Geruch wieder wahr. »Hören Sie, es fällt mir nicht leicht, das zu sagen.«
      »Was?«
      »Es war Ruth.«
      »Ruth ? Aber ... sie kann doch nicht... ich meine ...«
      »Sie hat gestanden. Sie sagte, sie hätte Emily nicht umbringen wollen. Sie wollte ihr nur einen Schreck einjagen.«
      »Stimmt das?«
      »Ich weiß es wirklich nicht. Sie hat sich ziemlich oft widersprochen.«
      »Ruth.«
      Rosalind verstummte, und Banks ließ das Schweigen andauern. Der Wind peitschte den Regen gegen die Fensterscheiben wie an dem Abend, als Banks zum ersten Mal ins Haus der Riddles gekommen war. Vor einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam.
      »Möchten Sie hören, was passiert ist?«, fragte Banks schließlich.
      Rosalind sah ihn an. Furcht stand in ihren großen blauen Augen. »Sollte ich wohl«, sagte sie. »Sie können übrigens gerne rauchen. Ich weiß, dass Sie Raucher sind.«
      »Das geht schon.«
      »Wie Sie wollen.« Rosalind erhob sich ein bisschen unsicher und nahm ein Päckchen Dunhill und eine Streichholzschachtel aus ihrer Handtasche. Sie zündete sich eine Zigarette an, füllte ihren Gin-Tonic auf und setzte sich wieder.
      »Ich wusste nicht, dass Sie rauchen«, sagte Banks.
      »Hab ich auch nicht. Seit zwanzig Jahren. Aber ich habe wieder angefangen.«
      »Warum?«
      »Warum nicht?«
      Banks zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. »Das ist schlecht für Sie.«
      »Genau wie das Leben.«
      Darauf gab es keine Antwort. Langsam erzählte Banks ihr die ganze Geschichte von Ruth Walkers verdrehter, privater Hass- und Rachekampagne gegen die Familie Riddle. Zuerst berichtete er von Ruths freudlosem Leben mit den strenggläubigen Walkers und von dem Feuer, in dem die Adoptiveltern umgekommen waren. Dann erzählte er, wie Ruth herausgefunden hatte, dass Barry Clough ihr Vater war, ihn aus purer Bosheit mit Emily zusammengebracht und danach die Presse auf den Skandal gehetzt hatte. Wie Ruth das
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