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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
Autoren: Peter Robinson
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Sie denn nicht? Ich meine, ich hab nicht dabei zugeschaut, aber ich wusste, dass sie mit meinem Vater bumste. Wenn man genug Vorstellungskraft hat, kann man leicht auf seine Kosten kommen.«
      »Da muss noch mehr dran sein, Ruth«, warf Annie ein..
      Ruth sah weg. »Warum?«
      »Es muss einfach. Warum hassen Sie Emily so sehr? Was hat Sie Ihnen je getan?«
      »Sie hatte mein Leben, oder? Das Leben, das meines hätte sein sollen.«
      »Warum sollte sie leiden?«
      »Weil sie alles hatte. Sie hat mir Craig weggenommen.«
      »Zwischen Craig und Ihnen war nie was«, nahm Banks Annies Faden auf. »Er hat nicht mal mit Ihnen geschlafen.«
      Ruth reckte trotzig das Kinn. »Das behauptet er jetzt.«
      »Warum sollte er lügen?«
      »Er ist gegen mich. Sie hat ihn gegen mich aufgebracht.«
      »Das reicht nicht, Ruth«, drängte Annie wieder.
      Ruth warf ihr einen scharfen Blick zu. »Was wollen Sie denn noch? Blut?«
      »Nein. Das scheinen Sie zu wollen. Wir wollen Antworten.«
      »Für sie war alles so verdammt leicht. Alles ist ihr in den Schoß gefallen. Craig. Barry Clough. Mein eigener Vater! Kaum kannte er sie zehn Minuten, konnte er die Pfoten nicht mehr von ihr lassen.«
      »Aber das gehörte doch zu Ihrem Plan, haben Sie gesagt«, widersprach Annie.
      »Man kann die Dinge nicht immer so arrangieren, dass sie einem nicht zumindest etwas wehtun. Sie bekam alles, was sie wollte, einfach so.«
      »Warum ist sie dann von zu Hause fortgelaufen, Ruth?«
      »Hä? Was meinen Sie damit?«
      »Wenn alles in Emilys Leben so perfekt war, warum ist sie dann vor ihren Eltern weggelaufen?«
      »Sie haben sie nicht tun lassen, was sie wollte. Sie waren streng.«
      »Wie Ihre?«
      »Längst nicht so schlimm wie meine. Sie haben ja keine Ahnung.«
      »Warum hatten Sie dann kein Mitgefühl mit ihr?«
      »Hatte ich ja. Am Anfang. Dann hat sie einfach ... hat sie alles gekriegt, was sie wollte. Craig fing an, mich zu ignorieren. Sogar Emily hat mich verlassen.«
      Banks übernahm wieder. »Warum haben Sie sie umgebracht, Ruth?«
      Ruth wusste nicht, wen sie anschauen sollte. Sie blickte wieder zu der zerquetschten Fliege an der Wand. »Hab ich nicht. Ich wollte sie nicht umbringen.«
      »Aber Sie haben sie umgebracht«, insistierte Banks. »Warum?«
      Ruth schwieg, und ihr Gesicht schien sich genauso zu verzerren wie Emilys, als die Wirkung des Strychnins einsetzte.
      »Warum haben Sie sie umgebracht, Ruth?«, wiederholte Banks, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Warum?«
      »Weil sie sie wieder aufgenommen haben!«, platzte Ruth heraus. »Nach allem, was passiert war. Nach allem, was sie ihnen angetan hat. Sie hat ihnen das Herz gebrochen, und sie haben sie wieder aufgenommen. Sie hat mich rausgeworfen, aber sie hat sie wieder aufgenommen. Sie haben sie wieder aufgenommen! Sie haben sie wieder aufgenommen!« Ruth begann zu weinen, dicke Tränen rollten ihr über die pickeligen Wangen.
      Es gab nichts mehr zu sagen. Banks rief die uniformierten Beamten herein, die Ruth zurück in die Zelle brachten. Jetzt war es an der Zeit, sie formell anzuklagen und die Anwälte einzuschalten.
     
    Mit schwerem Herzen fuhr Banks an dem Abend zur alten Mühle hinaus. Er wusste, dass es ihm überlassen blieb, Rosalind zu erzählen, was passiert war, genau wie er die Nachricht von Emilys Tod hatte überbringen müssen, aber es war keine angenehme Aufgabe.
      Im Vorderzimmer brannte Licht. Banks parkte vor dem Haus, sah zur Garage, während er den Kragen gegen Wind und Regen hochschlug, und läutete.
      Rosalind öffnete die Tür und bat ihn herein. Sie trug einen kurzen Rock und einen Kaschmirpullover. Er folgte ihr ins Wohnzimmer. Sie hatte hübsche Beine und schien keine Strumpfhosen zu tragen. Banks meinte, einen anderen Geruch als sonst im Raum wahrzunehmen, kümmerte sich aber nicht weiter darum; ihn beschäftigten viel ernsthaftere Dinge.
      »Ein Drink?«, fragte Rosalind.
      »Einen kleinen Whisky, bitte.«
      »Sie können genauso gut einen großen nehmen. Ich mag das Zeug nicht, und sonst trinkt das hier ja keiner mehr.«
      »Ich muss noch fahren.«
      Sie hob die Augenbrauen, während sie einschenkte. »Wirklich?«
      »Wirklich.« Guter Gott, dachte Banks, sie flirtet. Er musste sich vorsehen. Er nahm das Kristallglas entgegen und setzte sich auf den einzigen, nicht abgedeckten Sessel. Der Raum war so steril wie immer, und zwei
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