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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
Autoren: Peter Robinson
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führt.
      Kaum hatte er sich hingesetzt, kam der Barkeeper herangestürzt.
      »Hören Sie, Mister, ich will hier keinen Ärger«, erklärte er.
      »Schön«, entgegnete Banks. »Ich auch nicht. Aber ich nehme einen kleinen Brandy für meinen Freund, damit sich sein Magen wieder etwas beruhigt.«
      »Sehe ich wie eine Kellnerin aus, oder was?«
      Banks betrachtete den Mann. Er war ungefähr einen Meter achtzig groß und ziemlich in die Breite gegangen. Seine Nase sah aus, als wäre sie schon einige Male gebrochen worden, altes Narbengewebe verdeckte sein linkes Auge.
      »Bringen Sie einfach den Drink«, sagte Banks. »Ich nehme nichts, auf jeden Fall nicht, solange ich im Dienst bin.«
      Der Mann starrte Banks an, dann klappte seine Kinnlade herunter. Er zuckte mit den Achseln und ging wieder hinter die Theke. Ein paar Sekunden später kam er mit dem Brandy zurück. »Geht aufs Haus«, brummte er.
      Banks bedankte sich und reichte das Glas weiter an seinen Tischgenossen, der dasaß, sich den Bauch rieb und nach Luft schnappte. »Auf Ihre Gesundheit, Les.«
      Der Mann starrte ihn mit tränenden Augen an, kippte den Brandy auf Ex runter und knallte das Glas auf den Tisch. »Das wäre wirklich nicht nötig gewesen«, klagte er. »Ich wollte nur pissen gehen.«
      »Schwachsinn, Les«, antwortete Banks. »Der Einzige, den ich mal so schnell aufs Klo rennen sah, hatte Dünnschiss. Warum sind Sie weggelaufen?«
      »Das habe ich Ihnen ja gesagt.«
      »Ich weiß, aber ich will die Wahrheit hören.«
      Les Poole war ein guter Bekannter der Polizei von Eastvale und bereits häufig Gast auf dem Revier gewesen. Er war ein chronischer Langfinger und konnte die Vorstellung einfach nicht akzeptieren, dass irgendein Gegenstand nicht ihm, sondern jemand anderem gehörte. Folglich war er, seit er die Besserungsanstalt verlassen hatte, immer wieder im Gefängnis gewesen, meistens wegen Einbruchs. Und wenn er die nötige Intelligenz besäße, dachte Banks, wäre er zweifellos schon auf Betrug und Erpressung umgestiegen. Les hatte nie lange einen Job behalten, obwohl das Gerücht umging, er habe tatsächlich einmal sechs Wochen als Müllfahrer gearbeitet, sei jedoch rausgeschmissen worden, weil er zu viel Zeit dabei verschwendete, den Müll anderer Leute nach Dingen zu durchforsten, die er behalten oder verkaufen könnte. Les Poole war in Banks' Augen nicht mehr als ein kleiner Ganove am Rande der Gesellschaft.
      Zudem sah er wirklich seltsam aus - wie jemand, der mit einer Zeitmaschine direkt aus den fünfziger Jahren gekommen zu sein schien. Er hatte ölig zurückgekämmtes Haar, mit Tolle, Koteletten, Entenschwanz und allem Drum und Dran, ein dreieckiges Gesicht mit einem Kirk-DouglasGrübchen am Kinn, eine lange, dünne Nase und Augen, die so leer und grau waren wie Schiefer. Er hatte ungefähr Banks' Größe, trug eine schwarze Lederjacke, ein rotes TShirt und Jeans. Über dem Gürtel wölbte sich sein Bierbauch. Er hätte der Bassist einer drittklassigen RockabillyBand sein können. Warum sich die Frauen von ihm angezogen fühlten, war Banks schleierhaft. Vielleicht lag es an seinen langen, dunklen Wimpern.
      »Und?«, half ihm Banks auf die Sprünge.
      »Und was?«
      Banks seufzte. »Fangen wir noch einmal von vorne an, Les. Gehen wir noch einmal zurück und kommen dann hübsch langsam zur Frage. Vielleicht verstehen Sie es dann, okay?«
      Les Poole glotzte ihn nur an.
      Banks zündete sich eine Zigarette an und fuhr fort. »Ich bin hierher gekommen, um Sie zu fragen, ob Sie etwas über das Verschwinden der kleinen Gemma wissen. Ist das so - wissen Sie etwas?«
      »Sie wurde mitgenommen, mehr weiß ich nicht. Brenda hat es mir erzählt.«
      »Wo waren Sie, als es passiert ist?«
      »Wie?«
      »Wo waren Sie gestern Nachmittag?«
      »Hier und da.«
      »Und was haben Sie gemacht?«
      »Dies und das.«
      »Okay. Während Sie also hier und da waren, um dies und das zu tun, sind ein Mann und eine Frau, beide gut gekleidet und wie Beamte aussehend, bei Ihnen zu Hause aufgetaucht, haben behauptet, sie wären Sozialarbeiter, und sich damit Zutritt verschafft und Brenda überredet, ihnen ihre Tochter für Tests und weitere Untersuchungen mitzugeben. Und jetzt interessiert mich, Les, ob Sie irgendetwas darüber wissen.«
      Les zuckte mit den Achseln. »Es ist nicht mein Kind, oder? Was kann ich dagegen machen, wenn sie so bescheuert ist, ihr Kind
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