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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
Autoren: Peter Robinson
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eine Nummer zu klein. Die vollen Lippen ihres Schmollmundes waren großzügig mit scharlachrotem, auf ihre langen, lackierten Fingernägel abgestimmtem Lippenstift nachgezogen und ihre leeren blassblauen, mit passendem Lidschatten umrandeten Augen gaben Banks das Gefühl, er würde jede Frage wiederholen müssen.
      Angesichts des Aschenbechers auf dem zerkratzten Couchtisch vor ihm holte Banks seine Zigaretten hervor und bot sie der Frau an. Sie nahm eine, und als er ihr Feuer gab, beugte sie sich vor und hielt ihr Haar mit einer Hand zurück. Wohl irgendeinem Filmstar nacheifernd, blies sie den Rauch durch die Nase aus. Hauptsächlich, um den eigenartigen Geruch nach Kohl und Nagellackentferner zu überlagern, der das Zimmer durchdrang, zündete er sich selbst eine Zigarette an.
      »Wann hatten Sie zum ersten Mal das Gefühl, dass etwas nicht stimmte?«, fragte er sie.
      Sie hielt inne und runzelte die Stirn, dann antwortete sie mit einer tiefen, von zu vielen Zigaretten rauchigen Stimme: »Erst heute Nachmittag. Ich rief dort an und sie sagten zu mir, sie hätten noch nie von Mr Brown und Miss Peterson gehört.«
      »Und da haben Sie sich Sorgen gemacht?«
      »Ja.«
      »Warum haben Sie so lange gewartet, bevor Sie die Sache überprüft haben?«
      Brenda hielt inne, um an ihrer Zigarette zu ziehen. »Keine Ahnung«, antwortete sie. »Ich dachte, es wird ihr schon gut gehen.«
      »Aber Sie hätten bereits heute Morgen anrufen können. Da sollte sie doch zurückgebracht werden, oder?«
      »Ja. Ich weiß nicht. Hätte ich wohl tun können. Nur ... ich hatte was zu erledigen.«
      »Haben sich die beiden irgendwie ausgewiesen?«
      »Sie hatten beide eine Art Ausweis, ganz offiziell.«
      »Was stand darauf?«
      Mrs Scupham drehte ihren Kopf zur Seite und zeigte nur noch ihr Profil. »Ich habe nicht genau hingeschaut. Alles ist so schnell gegangen.«
      »Waren Fotos von den beiden auf den Ausweisen?«
      »Nein, ich glaube nicht. Das hätte ich bestimmt bemerkt.«
      »Was genau haben sie zu Ihnen gesagt?«, wollte Banks wissen.
      »Sie stellten sich vor und sagten, sie kämen vom Sozialamt, und dann zeigten sie mir ihre Ausweise ...«
      »Das passierte alles an der Tür, bevor Sie die beiden hereingelassen haben?«
      »Ja. Und dann erklärten sie, sie würden mich wegen Gemma besuchen. Da musste ich sie ja reinlassen, oder? Sie kamen von der Behörde.«
      Als sie den Namen ihrer Tochter erwähnte, wurde ihre Stimme etwas brüchig. Banks nickte. »Was geschah dann?«
      »Nachdem ich sie reingelassen hatte, sagten sie, ihnen lägen Berichte vor, dass Gemma ... äh, dass sie misshandelt oder missbraucht wurde.«
      »Haben die beiden gesagt, woher sie das wussten?«
      Sie schüttelte den Kopf.
      »Haben Sie nicht nachgefragt?«
      »Daran habe ich gar nicht gedacht. Sie waren so ... also, er trug einen guten Anzug und sein Haar war kurz geschnitten und ordentlich gekämmt, und sie war auch sehr gepflegt angezogen. Sie machten einfach einen sehr selbstsicheren Eindruck. Mir ist gar nicht in den Sinn gekommen, irgendetwas zu fragen.«
      »Hatten die beiden denn Recht mit ihrer Behauptung?«
      Mrs Scupham wurde rot. »Natürlich nicht. Ich liebe meine Tochter. Ich würde ihr nie etwas antun.«
      »Fahren Sie fort«, bat Banks. »Was haben sie dann gesagt?«
      »Das war eigentlich alles. Sie sagten, sie müssten Gemma mitnehmen, nur für eine Nacht, um ein paar Tests und Untersuchungen mit ihr anzustellen, und wenn die in Ordnung wären, würden sie sie heute Morgen wieder zurückbringen, genau wie ich Ihnen am Telefon sagte. Als sie dann nicht kamen, habe ich mir solche Sorgen gemacht ... ich ... Wie kann man nur so etwas tun, einfach das Kind von jemand anderem stehlen?«
      Banks konnte sehen, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Er wusste, dass er ihr keinen Trost geben konnte. Tatsächlich war das Beste, was er tun konnte, ihr nicht vorzuwerfen, wie furchtbar dumm sie gewesen war, und sie nicht zu fragen, ob sie denn nicht von den Fällen vor ein paar Jahren gehört hatte, als falsche Sozialarbeiter mit eben solchen Geschichten, wie man ihr eine aufgetischt hatte, in ganz England von Wohnung zu Wohnung gezogen waren. Nein, am besten hielt er seinen Mund.
      Sie hatte Angst vor Autoritäten, eine wahrscheinlich angeborene Angst, und das bedeutete, sie würde so gut wie alles glauben, was ihr jemand erzählte, der in einem Anzug
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