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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln
Autoren: Peter Robinson
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in seinem Stuhl, und seine klaren braunen Augen begannen feucht zu schimmern.
      «Hat sie Sie jemals entdeckt?»
      «Nein. Eines Tages war sie verschwunden, einfach so. Ich war völlig vernichtet. Ich hatte gedacht, es würde immer so weitergehen, sie würde sich ausziehen, nur für mich. Als sie nicht mehr da war, brach für mich die ganze Welt zusammen. Oh, ich tat alles, was andere Jungs auch tun, aber immer mit dem Gefühl, daß irgend etwas fehlte - es war nie so wunderbar und umwerfend, wie die andern das empfanden oder wie ich selbst glaubte, daß es sein müßte. Auch Mädchen, wirkliche Mädchen ...»
      «Warum haben Sie geheiratet?»
      «Weil es normal war zu heiraten. Meine Mutter hat mir geholfen, sie hat uns miteinander bekannt gemacht und alles übrige arrangiert. Aber es hat nicht funktioniert. Ich mußte immer an diese Frau denken, sogar... ich könnt' es nur machen, wenn ich an sie dachte. Und als meine Frau mich verließ, ist irgendwas ausgerastet in mir. Es war, als hätte sich plötzlich eine Art Nebel über mein Hirn gelegt, aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, endlich frei zu sein. Ich konnte tun, was ich wollte, und brauchte niemandem mehr etwas vorzuspielen. Oh, ich ging weiterhin ohne besondere Mühe mit anderen Menschen um - ich hatte den Foto-Klub und das alles -, aber in mir drin, da war dieser Nebel, das Gefühl, daß ich sie wiederfinden, mir zurückholen mußte, was ich verloren hatte.»
      «Und? Ist es Ihnen gelungen?»
      «Nein.»
      «Wie sah sie aus?»
      «Sehr schön. Schmal und schön. Sie hatte dunkle Augenbrauen und langes, goldblondes Haar. Das war besonders aufregend, ich weiß auch nicht warum. Vielleicht der Kontrast. Langes, glattes, blondes Haar bis über die Schultern - sie sah aus wie Sandra. Und deshalb... deshalb hätte ich ihr auch nichts tun können, niemals. Als es soweit war, konnt' ich es einfach nicht durchhalten.» Er blickte zu Banks, der sich eine Zigarette anzündete und das Treiben auf dem Marktplatz unter seinem Fenster beobachtete.
      «Was hatten Sie eigentlich vor?»
      «Nichts Konkretes. Ich wollte sie berühren, vielleicht auch mit ihr schlafen - aber ich konnte nicht. Bitte, glauben Sie mir, ich hätte ihr nie weh getan, ehrlich nicht.»
      «Aber Sie haben ihr weh getan.»
      Er ließ den Kopf hängen. «Ich weiß. Wenn ich ihr nur sagen könnte, wie leid es mir tut...»
      «Ich glaube kaum, daß sie Sie sehen möchte. Sie haben ihr schreckliche Angst gemacht.»
      «Das hab ich nicht so gemeint. Aber das schien der einzige Weg zu sein.»
      «Es ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen und über Sie zu richten», erklärte Jenny.
      «Was wird man mit mir machen?»
      «Sie werden Hilfe brauchen. Und wir werden versuchen, Ihnen zu helfen.»
      «Sie?»
      «Nein, nicht ich, sondern qualifizierte Leute.»
      Robin nickte resigniert: «Ich wollte ihr keine Angst einjagen, und ich hätte ihr nie ein Härchen gekrümmt, das müssen Sie mir glauben. Ich dachte nur, es ginge nicht anders. Ich mußte doch wissen, was das für ein Gefühl ist, sie zu berühren, sie in meiner Macht zu haben. Aber ich konnt' es nicht, es ging einfach nicht.»
      Jenny und Banks überließen ihn der Aufsicht eines uniformierten Constable und verließen das Zimmer. Auf dem Flur lehnte sich Jenny mit einem tiefen Aufatmen an die anstaltsgrün gestrichene Wand, nahm die Brille ab und löste den Haarknoten.
      «Nun?» fragte Banks.
      «Ich glaube, er ist harmlos», meinte sie. «Sie haben ja gehört, wie er immer wieder betont hat, daß er Sandra nie etwas getan hätte. Und ich glaube ihm.»
      «Aber er hat ihr etwas getan!»
      «Das hab ich ihm auch gesagt, und ich denke, er hat es verstanden. Aber er meinte das eher körperlich. Was soll ich mehr sagen, Alan? Er leidet, das ist sicher. Einerseits könnte ich ihn hassen für das, was er getan hat, aber andrerseits - sozusagen mit dem beruflichen Teil in mir - kann ich verstehen, daß es nicht seine Schuld ist, daß er Hilfe braucht und keine Strafe.»
      Banks nickte. «Wie wär's mit einem Kaffee?»
      «Oh, ja, sehr gern.»
      Sie gingen über die Market Street zum Golden Grill.
      «Sie scheinen mir immer noch ein wenig geistesabwesend, Alan», meinte Jenny, während sie an ihrem Kaffee nippte. «Ist noch etwas? Man sollte meinen, für einen Abend hätten Sie doch eigentlich genug Verbrecher dingfest gemacht.»
      «Mir fehlt wahrscheinlich nur
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