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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter
Autoren: Jakob M. Soedher
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Paddeln verwendet. Dadurch ist ein individuelles Strukturmuster entstanden. Sie haben das Messer zwar mit Handschuhen benutzt. Durch den hohen Druck hat sich jedoch dieses individuelle Muster auf dem Messergriff abgebildet. Schmutz und Feuchtigkeit sind perfekte Träger für solche Übertragungen.«
    Gahde sah gelangweilt zur Wand. Ein richtiges Pokerface.
    Lydia Naber fixierte ihn. Medikamente waren es nicht, Drogen und Alkohol auch nicht, die ihn so abgebrüht erscheinen ließen. Sie grinste böse. Pokerface – natürlich. »Sie sind ein Spieler, nicht wahr, ein Zocker. Ich will Ihnen eines sagen: Diesmal haben Sie sich richtig verzockt, aber richtig!«
    Grohm saß mit seinem Anwalt im Vernehmungszimmer in Lindau. Jasmin Gangbacher und Robert Funk waren anwesend. Alle schwiegen. Schielin kam mit Schwung in den Raum und entschuldigte sich lebhaft dafür, dass es etwas gedauert habe. Er verbreitete sichtlich gute Laune. Er wendete sich an Grohms Anwalt. »Also, wir haben gute Nachrichten unseren Fall betreffend. Der Täter ist festgenommen und sitzt bereits in der Justizvollzugsanstalt in Kempten.«
    Grohm sah auf. Sein Anwalt hob die beiden gepflegten Hände mit gelassener Bewegung vom Tisch. Na also , sollte das wohl heißen.
    Schielin lächelte wohlwollend. »Ja. So schnell geht das manchmal. Ihr Mandant kennt den Mann. Er hat sich zwei Tage vor der Tat mit ihm getroffen – auf ein Glas Wein. Er heißt Frederic Gahde.«
    Grohms Unterkiefer verschob sich zur Seite, was durch den Bart zu einer unvorteilhaften Miene geriet.
    Der Anwalt fragte: »Hat er denn gestanden?«
    »Nein. Er redet nicht. Aber das ist angesichts der erdrückenden Beweise auch nicht erforderlich. Da ist ihm ein böser Fehler passiert.«
    »Wollen Sie mit Ihrem Hinweis auf das Treffen meines Mandanten mit diesem Gahde einen Bezug …«
    Schielin winkte generös ab. »Nein, nein, das will ich ganz und gar nicht.«
    »Ja, schön. Dann bedeutet dies auch, dass mein Mandant mit mir die Dienststelle verlassen kann.«
    Schielin nickte. Grohm sah ihn prüfend an. Die Zähne seines Oberkiefers fuhren sanft massierend über die Unterlippe.
    Dann lieber ein schräger Unterkiefer, dachte Schielin und sagte anschließend: »Sofern Sie ihn in die Justizvollzugsanstalt Kempten begleiten, in welche wir Herrn Grohm nun bringen werden.«
    »Ja, was reden Sie denn?«, begehrte der Anwalt auf.
    »Herr Grohm wird von uns nach Kempten verbracht. Davon rede ich.«
    »Und aus welchem Grund. Gibt es Beschuldigungen durch diesen Herrn … Gahde.«
    »Nein, die gibt es nicht.« Schielin schüttelte zur Unterstützung den Kopf. »Die gibt es nicht, er redet ja nicht mit uns. Noch nicht. Aber das wird noch sehr spannend werden, wenn er reden wird.« Er drehte sich nun ganz Grohm zu. »Ich soll Sie ganz herzlich von meiner Kollegin Lydia Naber grüßen. Sie wird Sie noch vernehmen.« Schielin kramte umständlich in seinem Jackett nach einem Zettel, von dem er ablas, als er ihn endlich in Händen hielt. »Jungfer im Grünen … nigella damascena … und Wegwarte … cichorium intybus, das ist es, was wir an Ihren Schuhen sichern konnten, Herr Grohm. Wir können damit beweisen: Sie waren an jenem Samstagmorgen auf der Südmole. Das ist die neue Situation. Frau Naber wird es Ihnen ausführlich erläutern.«
    *
    Ein behutsamer, wohltuender Sommerregen hatte zu Beginn des Wochenendes eingesetzt. Auch jetzt, zu Wochenbeginn, zogen noch immer schwere, dunkelgraue Wolken von Westen heran. Der Wind hatte aufgefrischt. Schielin und Lydia Naber saßen im Büro und stellten die Akte zusammen. Wenzel hatte sich nach der Besprechung verabschiedet, um auf der Insel Dinge zu erledigen, wie er sich ausgedrückt hatte. Keiner ahnte, dass er Zychner aufsuchte. Er saß wieder auf dem harten Stuhl, Zychner ihm gegenüber im Sessel. Beide schwiegen lange, bevor es Zychner war, der zunächst ungewohnt zögerlich begann zu erzählen, aber zügig seine peitschende Sicherheit gewann. Es ging um Beethoven, was Wenzel in keiner Weise überraschte. Er selbst wollte dem Alten heute ein wenig von Unheilig erzählen. Das würde ihm gut tun.

    Kimmel hatte die Dienststelle ebenfalls verlassen. Mit dem BMW war er ohne Ziel durch die Stadt gefahren. Manchmal machte er das so, um wieder einen Überblick zu bekommen. Seine Überblicksrunde fand ein vorläufiges Ende am Zecher Kieshafen. Trotz des wechselhaften Wetters war viel los dort. Er ging ein paar Meter und landete zufällig am Tierheim.

    Lydia Naber
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